Bitte laufen Sie rechts ran!

fußabdruckMittwochs ist bei mir DL2-Tag. Zwar nicht richtig schnell, aber flott allemal. Was also tun, bei Witterungsbedingungen wie jetzt, mit Schnee und vor allem Eis?
Zügig laufen im Wald? Fehlanzeige, keine Chance. Für die Grundlagen-Dauerläufe ist das kein Problem, da gibt es vielleicht sogar noch eine Extraportion Kraftausdauer gratis dazu, aber für ein qualitatives Training muss etwas anderes gefunden werden.

Nun wird doch in den Städten immer Salz gestreut. Umwelttechnisch gesehen fragwürdig, aber fürs Laufen doch toll, wegen der Bodenhaftung. Dachte ich mir. Mein Laufkumpel Manu hatte mir vor einigen Wochen seine innerstädtische Laufrunde gezeigt, die nun also als rutschfreie Temporunde herhalten musste. In der Theorie leider viel besser als in der Praxis, die Gehwege waren nämlich nur selten geräumt. Und bei halbaufgeweichtem Schneematsch ist das Laufen noch mühsamer als auf festgetretenem Schnee im Wald. Letzte Alternative also: Laufen auf den Straßen, was zwar teilweise noch rutschig, meist aber sehr gut war, vom Grip her zumindest.
Da gab es nur leider das nächste Problem, die Kraftfahrzeuge. Ganz schön nervig, dass die auch die Straßen benutzen wollen. Zum Glück verläuft die Runde eher auf Nebenstraßen im Industriegebiet, die klein genug sind, sodass nicht allzu viel los ist, aber gleichzeitig groß genug, um größtenteils schneefrei zu sein. Bei den wenigen Autos hatte ich keine Überholprobleme – und diese andersherum auch nicht. Doch dann fährt eines recht langsam von hinten heran und langsam neben mir her. So ein Mist: Stadtpolizei!

„Fühlen Sie sich wie ein Fahrrad oder warum laufen Sie auf der Straße?“, will der Polizist auf dem Beifahrersitz durch das heruntergelassene Seitenfenster wissen. „Entschuldigung, Herr Wachtmeister“, antworte ich, „aber auf den Bürgersteigen ist schnelles Laufen unmöglich, und weil nicht so viel los ist, dachte ich als Ausnahme einmal auf der Straße laufen zu dürfen. Ausfallen lassen kann ich die Einheit nicht. Mit Blick auf Rio 2016 bin ich schon etwas in Verzug!“ – „Hm“, meint der Polizist nachdenklich, „das ist ein gutes Argument. Was im Trainingsplan steht, sollte auch gemacht werden. Aber dass Sie hier einfach so auf der Straße laufen, ist zu gefährlich. Nachher übersieht Sie ein Autofahrer, und dann können Sie Olympia abhaken. Aber ich habe eine Idee, wir müssen nämlich noch den neuen Warnblaulichtblinkmodus testen. Laufen Sie einfach weiter, wir kommen gleich nach.“

Ich laufe also weiter. Etwas anderes blieb mir auch nicht übrig. Aber ich sollte keinesfalls bestraft werden. Viel eher belohnt, denn von nun an hatte ich Begleitschutz. In kurzem Abstand folgte mir die Polizei und sorgte dafür, dass ich ohne Verkehrsbehinderungen meinen Tempolauf durchziehen konnte. Nicht nur die gelegentlichen Tempodurchsagen von hinten oder die vielen ungläubigen Blicke der beachtlichen Anzahl von Passanten motivierten mich, sondern vor Allem das helle Xenon-Licht, wodurch ich perfekte Sicht auf die immer dunkler werdenden Straßen hatte, die nur für mich freigehalten wurden. Die Splits wurden deutlich schneller. Es wurde ein richtig gutes Training. Und nachdem die 15 km in weniger als 55 Minuten geschafft waren, bedankte ich mich mit ausgestrecktem Daumen nach oben und lief rechts ran. Noch beim Auslaufen musste ich über dieses außergewöhnliche Training schmunzeln.

Schlussbemerkung: Zugegeben, die Geschichte ist erfunden. Aber cool wär’s schon gewesen…

7 Kommentare

  1. Ne ganz tolle Geschichte, wie die meisten anderen von Markus auch, dachte ich mir jedenfalls, bis ich zum letzten Absatz kam! Na ja, wie es auch zum Schluss dieser Geschichte (und nich eines Berichts halt!) steht: ….cool wär’s schon gewesen…

  2. Hi Markus,
    können wir mit der Montagstruppe auch einmal so ein “ Blaulichttraining“ machen???

    1. Könnte schwierig werden, aber vielleicht hat ja jemand „Beziehungen“? Eine solche Abwechslung im Trainingsalltag kann ich nur empfehlen!

  3. Ach, papperlapapp! Was soll man bei Schnee machen? Skitouren gehen (so wie ich heute)! Nicht laufen, denn dabei stört der Schnee.

    Ich habe übrigens gegen Ende der Geschichte erst langsam realisiert, dass der Realismus langsam leidet. Schöne Geschichte.

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