Keine Luft

1:17:23 Stunden für den Halbmarathon heute in Bad Hersfeld. Sieht nach einem soliden Vorbereitungslauf im Marathontempo aus, doch geplant war das nicht. Manchmal muss man das Beste aus dem machen, was möglich ist…

IMG_3831

Die Blätter verfärben sich, die Tage werden kürzer, oft geht es draußen stürmisch zu. Kurz, es ist Herbst. Endlich! Denn jetzt ist wieder Marathon-Zeit. Und in Berlin ging es ja auch mit einigen Paukenschlägen gut los. Dazu dann am heutigen Tag Chicago und die deutschen Meisterschaften in München. Und in zwei Wochen natürlich Frankfurt! Neben so vielen anderen. Aber mit der kühleren Jahreszeit kam auch die erste Erkältungswelle. Erst dachte ich, ich bliebe verschont, aber Mitte der Woche zeigten sich auch bei mir erste Anzeichen. Dadurch fiel das Fahrtspiel am Donnerstag vorsichtshalber aus, der Halbmarathon am Sonntag sollte auf keinen Fall gefährdet werden. Aber der Rhythmus wurde dadurch natürlich dennoch beeinflusst. Wirklich schlimm war der Trainingsausfall nicht, die gesamten letzten Wochen hatte ich sehr gut trainiert und jede Einheit durchgezogen. Aber was ist mit der Muskelspannung? Fährt der Körper in einen kleinen Ruhemodus und kann am Sonntag nur schwer auf Renngeschwindigkeit hochfahren oder tut die zusätzliche Pause gut?

Zumindest der Gesundheit tat die vorsichtshalber eingelegte Pause gut, beim Auftakt am Morgen fühlte ich mich wieder einsatzbereit. Also ab nach Bad Hersfeld und testen, wie gut die Beine sind. Außerdem ging es ja um hessische Meisterschaftsehren. Der erste Platz war laut Meldeliste längst vergeben, Jens Nerkamp hatte gemeldet. Aber dahinter versprach ich mir mit Martin Skalsky und Andrew „Chunky“ Liston starke Konkurrenz für schnelle Zeiten, bei denen ich so lange wie möglich mitlaufen wollte. Bei Langstreckenrennen weiß man nie, vielleicht wäre ja sogar ein Podestplatz möglich; unseren Mannschaftstitel aus dem letzten Jahr können wir zumindest nicht verteidigen, wegen der DM in München und dem Frankfurt-Marathon in zwei Wochen bin ich heute der einzige Starter im Spiridon-Dress.

Chaos beim Start
Es ging los, wie ich es eigentlich überhaupt nicht leiden kann. Erst viele Kurven und einige Rampen in der Innenstadt, sodass kein Rhythmus gefunden werden kann. Dann hatten wir uns als Gruppe organisiert, als wir die 10 Minuten vorher gestarteten 5-km-Läufer einholten. Absolutes Chaos! Eindeutig ein Fehler der Organisation, denn Hobbyläufer können gar nicht wissen, wie sie uns am wenigsten behindern. Und kurzfristige Richtungswechsel sind natürlich das absolut tödlichste für einen entspannt schnellen Rhythmus. Der Zeitplan hätte anders organisiert werden müssen! Zum Glück kam dann aber bald eine Abzweigung, bei der die Helfer allerdings schliefen und so noch für zusätzliches Chaos sorgten.

Seitenstechen – keine Luft – aufgeben?
Dann also endlich richtig laufen. Wirklich lange hielt das gute Gefühl aber nicht vor. Bis km 5 (17:00 min) konnte ich mich noch gut aus der Affäre ziehen, dann aber bekam ich nicht mehr genug Luft. Ob die Erkältung doch noch nicht ganz ausgestanden war oder ob die Probleme aus dem Nichts kamen wie damals in Bobingen – es war ab sofort ein sehr unrhythmisches Laufen. Etwas langsamer, wenn die Seitenstiche wieder akuter waren, dann wieder etwas schneller. Bis schließlich nach ca. der Hälfte des Rennens gar keine Luft mehr da war. Fast stand ich, aber Aufgeben wollte ich heute nicht. Dafür waren wir zu lange gefahren, mein Vater war seit langem mal wieder mitgekommen und Svenja hatte extra ihre Arbeitsschicht umgelegt. Aber ein Rennen war es nicht mehr.

Doch noch gerettet
Also abwägen, wie schnell es heute geht. Und das angestrebte Marathontempo für Frankfurt ging gut, die Seitenstiche blieben aus. Zwar wurde ich noch von einigen anderen ein- und überholt, aber in meinem Zustand war mir die Platzierung dann egal.

Und jetzt?
Mit Blick auf Frankfurt ist psychologische Kriegsführung angesagt. Und da kann ich von heute mitnehmen, dass das Marathontempo immer noch geht, auch ohne Luft und Aufgebegedanken. Jetzt wird erstmal die Erkältung auskuriert. Dann werden die Beine frisch gemacht und für das Beste gehofft. In zwei Wochen wissen wir mehr!