Schnell, nicht hart.

Foto: Thomas Guthmann
Foto: Thomas Guthmann
Es ist immer wieder gut, sich über die eigenen Trainingsansätze, -methoden und -ziele Gedanken zu machen. Ich freue mich immer, wenn ich neue Denkanstöße kriege. Und noch viel mehr, wenn ich längst Verstandenes (und wieder Vergessenes) neu vor Augen geführt bekomme. Einen wichtigen Anstoß gab mir letztens Axel, der auf den wichtigen Unterschied zwischen hartem und schnellem Laufen hinwies. Man kommt in Versuchung, beides miteinander zu verwechseln – wobei am Ende des Tages doch „nur“ die Zeit gemessen wird.

„And looking at the workouts I see I could bang out the short intervals. Most college kids and high school kids can. What they lack is endurance. I was always trying to make sure I hit a certain pace instead of learning how to relax when I was running. […] The goal of every interval or every workout is not to run as fast as you can. Let me repeat that, THE GOAL OF EVERY INTERVAL OR EVERY WORKOUT IS NOT TO RUN AS FAST AS YOU CAN. Actually, on most intervals and most workouts you don’t want to be running anywhere near as hard or as fast as you can. […] the key to running fast is to relax […] Now don’t get me wrong, there are times to really hit it in a workout, but they are few and far between. […] In running however, there are not bonus points for running “hard.” The point is to run fast. There is a difference. Don’t forget that. Too many people confuse “hard” with fast. […] And if you are running “hard” on all your runs and all your intervals, you will never teach your body to relax while running fast which is the key to running even faster […] So you need to know the purpose of each workout, each recovery run, and take it to heart. Most young guys think they just need to run “harder” to be good. Often this is not the case. They just need to run faster. Think “fast” not “hard.” I ran plenty hard in college, and some of that was my problem.“ – Weldon Johnson

Eine etwas andere Sichtweise, die doch einen großen Unterschied macht. Vielleicht sollten wir unser Training viel häufiger ohne Uhr absolvieren, oder zumindest erst nach Beendigung darauf schauen. Es gibt viele Nuancen von (Lauf)Geschwindigkeit und ebenso viele von Verspannt-/Verkrampftheit. Die wirklich guten LäuferInnen schaffen es, bei sehr schnellem Tempo sehr lange entspannt zu bleiben. Nicht immer, aber dann, wenn es darauf ankommt.
Sehr gut hat mir die Herangehensweise meines Schweizer Trainers Michel gefallen. Vor jedem Training, in der Technikschule, sollten wir Steigerungsläufe absolvieren und, hatten wir unsere Maximalgeschwindigkeit erreicht, diese beibehalten, dabei aber völlig locker laufen. Eine sehr effektive Methode, um zu lernen, dass auch sehr schnelles Laufen locker sein kann.

Natürlich klappt es nicht immer. Meinen letzten 10er (in Jügesheim) wollte ich ganz aktiv unverkrampft laufen. Nun, um dabei richtig schnell zu sein, muss natürlich auch die Tagesform stimmen. Bestzeit läuft man nicht einfach nur, wenn man es sich vornimmt.

„In another realm, when I was learning how to sprint, thanks to coaches Gerald Stewart and Tom Tellez, I didn’t understand it at first. Sprinting seemed really simple. You go out, run as hard and fast as you can. Until, they pulled me aside and said “Distance runners all have the same problem. They associate running faster with gritting their teeth and running harder. To sprint faster, you don’t try more.” As a teenager, this Buddhist proverb like talk of ‘to run faster, stop trying’, made no sense. It wasn’t until I learned the nuance of speed that it finally clicked.
The message that both coaches were trying to get across is that relaxed speed is different then gritting speed. Beyond that, there are shades of sprinting just like there are shades of “jogging”. The best point of comparison I can give, is if you watch 800m runners get out in the first 200m of their race. Depending on the level, they will cross the first 200m in 24-25seconds, looking like they are smooth and relaxed, despite this being maybe a second or 2 off their max speed. It’s fast, but it’s smooth.“ – Steve Magness

Eine wirkliche Herausforderung ist es immer, etwas Schwieriges leicht aussehen zu lassen. Und nicht nur das: es muss sich auch leicht anfühlen. Schnell zu laufen – ob kurz oder lang – und sich dabei gut und locker zu fühlen, ist vielleicht die größte Herausforderung im Laufsport. Es gelingt nicht oft, aber wenn, dann ist die persönliche Bestzeit eigentlich sicher.

Was hilft? Ausprobieren! Immer, und immer wieder. Es ergeben sich vier Praxistipps:

  1. Bei Steigerungsläufen ganz bewusst bei der Maximalgeschwindigkeit entspannen
  2. Intervalltraining ohne (Blick auf die) Uhr absolvieren
  3. Ständige Kontrolle, ob die Schultern locker sind, die Hüfte gestreckt ist, der Fußabdruck erfolgt
  4. Sich beim Tempodauerlauf vom Trainingspartner ziehen lassen, dabei auf nichts achten als auf das Körpergefühl

6 Kommentare

  1. Hallo Markus,

    Ich bin erst vor zwei Wochen oder so über deinen Laufblog gestolpert und habe diesen Tipp von Dir bei meinem Intervalltraining diese Woche umgesetzt (Einlaufen und dann 6min schnelle Intervalle mit Anschließend 500m Langsam) – das Ergebnis: Ich war laut Pulsuhr stets knapp unter meiner Aerob / Aneroben Schwelle und konnte auch den letzten Intervall ähnlich schnell laufen wie den ersten.

    Danke!

    1. Hi Ruben,
      Cool! Und danke für deine Rückmeldung. Interessant wäre jetzt, wie sich die Herangehensweise auf Deine Wettkampfergebnisse auswirkt.
      Viel Spaß weiterhin – laufen hilft!
      Markus

  2. Sehr spannend und doch sehr logisch. Schnell laufen und dabei entspannen oder zumindest nicht „auf Kante“ rennen. Ich denke, wenn man das hinbekommt, dann ist man schon sehr weit. Es gibt sie ja, die Tage, wo eine Pace, die man normalerweise im Rennen läuft, sich anfühlt als könnte man das noch sehr lange weiterlaufen. Ich denke auch, dass ein gutes Tempogefühl dazu beitragen kann, das Ziel zu erreichen. Manchmal läßt man sich eben doch leicht täuschen, mit welcher Pace man gerade unterwegs ist und drückt noch etwas mehr, was dann eben den Unterschied zwischen „Ballern“ und entspanntem Laufen ausmachen kann.

    1. Gerade auf der ersten Hälfte – ob Training oder Wettkampf – finde ich es sehr wichtig, sich gut zu fühlen.
      Und wenn es wirklich dann mal vorkommt, dass es ganz einfach schneller geht als erwartet, muss man es genießen – und Bestzeit laufen! 😉

  3. Wie wahr, wie wahr. Ich zwinge mich, gerade auf den regenerativen Läufen, jetzt immer mehr und mehr nicht mehr auf die Uhr zu schauen und erst nach der Aktivität das eigene Laufgefühl zu kontrollieren. Das verlernt man immer mehr, einfach mal auf den Körper hören, die Tagesform zu beachten und locker zu laufen. Die Verkrampfung merke ich gerade bei den TDLs enorm, weil man schon bei 10~15 Sekunden wieder versucht eine Schippe drauf zulegen.

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