Der Frankfurt Marathon 2016 – nicht mein Tag. So gar nicht!

Sonntag, der 30. Oktober 2016. Exakt zehn Jahre nach meinem ersten Marathon an selber Ort und Stelle war ich 2016 wieder angetreten, mittlerweile schon zum fünften Mal, um mir beim Frankfurt Marathon meinen ebenso alten Läufertraum zu erfüllen: die 2h30-Marke zu durchbrechen.

instagram_laufen-hilft_geobltz_frankfurt-marathonEin hohes Ziel, für das alles würde stimmen müssen. Aber die Vorzeichen standen gut: eine sehr gute Form, perfektes Laufwetter und eine Gruppe, die genau mein Tempo anschlagen würde – Mona Stockhecke, die vermutlich zweitbeste Deutsche am heutigen Tag, wollte ebenso die erste Hälfte in 1h15 absolvieren und hatte dafür keine geringeren Tempomacher als Steffen Uliczka und Elias Sansar. An diese Gruppe wollte ich mich dranhängen, um möglichst lange locker und entspannt mitzurollen.

Es gab so viele, die mir die Daumen gedrückt haben! Ansporn über diverse Medien. Ich war optimistisch, dass es klappen könnte. Die Vorraussetzungen waren da. Leider kam dann alles anders. Ganz anders:

laufen-hilft_frankfurt-marathon-2016_4Bereits um acht Uhr waren wir am Morgen vor Ort, um meine Eigenverpflegung sowie meinen Kleiderbeutel abzugeben. Das klappte problemlos. Anschließend ging es ins Maritim Hotel, wo unser Verein wieder einen Raum für alle Spiridonis reserviert hatte. Noch kurz ausruhen, ein paar Worte wechseln. Gegen neun Uhr dann kurz einlaufen und etwas Lauf-ABC, um Spannung aufzubauen. Dann nochmal ins Hotel und umziehen. Und dann – endlich – vorjoggen zum Start. So problemlos wie letztes Jahr, als ich ganz vorne stehen konnte, ging es dieses Jahr leider nicht. Wir mussten uns in den Block, der bis 3h15 geht, hineinzwängen. Nicht optimal. Dann warten, bis es zehn Uhr ist. Runterzählen. Und dann: los! Los zum 35. Mainova Frankfurt Marathon. Jetzt wird ein Traum gejagt!

laufen-hilft_frankfurt-marathon-2016_1Ich wollte auf der einen Seite gerne möglichst schnell in die oben erwähnte Gruppe, dennoch am Anfang nicht zu schnell loslegen. Im Idealfall erst einmal reinkommen und langsam und stetig zur Gruppe aufschließen. Die ersten Kilometer waren perfekt: vier Mal 3:33 min, dann mit 17:49 über die erste Matte bei Kilometer 5. Es war ok, und die Gruppe in Sichtweite, natürlich kam ich aber auch nicht näher. Um mich heranzuarbeiten, würde ich etwas zulegen müssen. Und dafür ging es nicht leicht genug.

Denn der Marathon lebt davon, dass die ersten Kilometer, am besten bis km 30, einfach gehen und man den letzten Abschnitt übersteht, weil man eben schon so weit gekommen ist. Mir fehlte gestern diese Leichtigkeit. Ich versuchte, locker zu bleiben, zu lächeln, weil es dann einfacher geht, aber schon die „Steigungen“ hoch zu Kilometer 10 und über die erste Mainbrücke saugten zu viel Kraft. Ich kam einfach nicht ins Rollen und konnte auch in keiner Gruppe mitlaufen. Es passte einfach nicht. Svenja und Rainer meinten hinterher, man habe es auch von außen schon bei km 5 bzw. 7 gesehen. Mir war spätestens bei Kilometer 16 auf dem Weg nach Niederrad klar, dass es ein sehr langer Tag werden würde.

laufen-hilft_frankfurt-marathon-2016_2Dennoch hatte ich immer noch die Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser gehen würde. Ich schaute nicht mehr auf die Uhr, wollte einfach möglichst ökonomisch bis zur Hälfte kommen, dann zur Brücke vor Höchst, dann zu km 30 usw. Bei der Halbmarathonmarke hoffte ich noch, mich zu fangen, um vielleicht doch noch eine neue persönliche Bestzeit zu erreichen, aber schon zwei Kilometer später war der Ofen eigentlich aus. Das Gel machte mich nur schwerer und bewirkte eigentlich gar nichts; ich hatte Durst, konnte aber nie mehr als ein paar Schlucke trinken.

Es zählte nur noch das Ankommen. Auch das war nicht immer einfach, besonders, wenn die ersten Ausstiegsgedanken schon vor dem ersten Streckendrittel aufkommen. Die ganze Familie stand aber an der Strecke, und jede Matte bedeutete ein Signal in die weite Welt der live-Ticker, den auch einige verfolgten. Also immer weiter, von Abschnitt zu Abschnitt, in der Innenstadt dann von Kilometer zu Kilometer bis schließlich von Kurve zu Kurve. Und irgendwann war es geschafft: die warme Luft der Festhalle schlug mir entgegen, noch 70 m über Teppichboden. Und dann endlich im Ziel. Geschlagen von den eigenen Erwartungen und doch ein echter Läufer, weil ich durchgezogen habe. Nach dieser zweiten Hälfte war die Zeit von 2h44’16 auch noch besser als zwischenzeitlich befürchtet.

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Etwas apathisch ging es dann durch die Festhalle zur Zielverpflegung. Mit einem Getränk kurz sitzen (nirgends gibt es hier eine Bank!) und das Ganze sacken lassen. Dafür, dass ich so viel hineingesteckt habe und so hart auf die Nase gefallen bin, war ich gar nicht so sehr enttäuscht. Viel eher froh, endlich die letzten Kilometer hinter mir zu haben.

laufen-hilft_frankfurt-marathon-2016_5_tomNoch weiß ich nicht so recht, woran es gelegen hat. Vielleicht war die Erkältung doch noch nicht durch. Vielleicht war es wirklich einfach nur ein schlechter Tag. Vielleicht war die Form doch nicht so gut. Jetzt wird zunächst einmal nicht gelaufen, für mindestens drei Wochen. Und alles analysiert, um die Lehren zu ziehen, für das Training der Zukunft zu lernen und den Lauf dann zu vergessen.
Marathonlaufen kann brutal sein. Mich hat es gestern beim Frankfurt Marathon voll erwischt. Vielen Dank für’s Daumendrücken, Anfeuern und Aufmuntern – ihr habt das harte Rennen etwas leichter gemacht. Ich komme wieder!

Vielen Dank für die Bilder an Thomas, Svenja, Martin und meinen Papa!

24 Kommentare

  1. Manchmal ist es echt nicht der richtige Tag. Wir sind aber durchgelaufen und das ist gut. Nicht unser Ziel, aber durchgehalten. Es wird wieder einen besseren Lauf geben. Dann werden wir uns an Frankfurt erinnern und ein wenig ins Schmunzeln geraten. Jetzt noch etwas Wunden lecken und dann geht es auch schon wieder. Viel Erfolg weiterhin!

    1. Hi Markus,
      Ja – solange die Gesundheit nicht gefährdet ist, ist Aufgeben keine Option. Und wir kommen wieder!
      Dir auch weiterhin viel Erfolg!
      Viele Grüße
      Markus

  2. Hallo Markus,
    willst du in 3-4 Wochen nicht noch ein Versuch starten? Es gibt TOP-Veranstaltungen in Italien, Frankreich und Spanien. Die Form bleibt in der Regel noch eine Weile bestehen. Und es ist sogar mit einer Superkompensation zu rechnen.
    Gib dein Traum nicht auf!
    Gruß

    1. Hallo Sergej,
      ich hatte tatsächlich kurz an Valencia gedacht, denke aber, dass es besser ist, die verkorkste Saison abzuschließen.
      Ich werde erst meine Ferse auskurieren und dann mit neuem Tatendrang den neuen Zielen entgegenlaufen.
      Der Traum lebt weiter, ich werde es wieder versuchen!
      Viele Grüße
      Markus

      1. Auch in Malaga soll Marathon schön sein und dabei nicht so voll, aber mit einer Verletzung macht es natürlich kein Sinn da zu starten. Ich wusste gar nicht, dass du da was hast.
        Eine schnelle Genesung wünsche ich dir.

        VG

  3. Hallo Markus!

    Ich fühle mit Dir und kann verstehen wie es Dir geht. Nichtsdestotrotz war es nicht umsonst, denn Du wirst Deine Form mitnehmen. Sieh es einfach von der Seite, dass das Projekt „SUB 2:30“ vertagt wurde. Es ist nur eine Frage der Zeit (herrlich, diese Doppeldeutigkeit … :-D).

    Ich persönlich finde es sehr gut, dass Du nicht aufgegeben hast und nicht ausgestiegen bist. Ich finde, dass dies einen mental weich macht. Denn die Gefahr ist groß, dass man sich diese Einstellung angewöhnt und sobald auch nur eine Winzigkeit nicht optimal verläuft steigt man aus dem Rennen.

    Noch eine Anmerkung von den zu Dir verwendeten Fotos in diesem Beitrag: die Fotos _4 und _2 gefallen mir am besten. Gut gewählte Positionen mit schöner Ausleuchtung. Ich bessere meins noch mal nach und schick es Dir. Du bist einfach zu dunkel und der Hintergrund zu hell. Tut mich sorry.
    Was mir auf allen Fotos auffällt: unabhängig davon wie Du dich körperlich gefühlt hast bzw. mental, da Du dein Vorhaben hast dahinziehen sehen, siehst Du entspannt/locker/gut aus. Es gibt andere – egal ob 2 Std. oder 5 Std. Läufer – die sehen aus … Ich schreib lieber nix weiteres dazu.

    Also Markus, erhol Dich und deine Zeit kommt ganz gewiss, liebe Grüße

    Thomas

    1. Hi Thomas,
      auch Dir danke dafür, dass Du an der Strecke standest! Wäre schon doof gewesen, wenn ich dann gar nicht erst vorbeigekommen wäre 😉
      Und klar: ich komme wieder! Laufen hilft!
      Viele Grüße
      Markus

  4. Hi Markus

    schade, dass es nicht so geklappt hat. Die Enttäuschung ist nach dem harten Training nur zu verständlich. Ich kann den Rennverlauf sehr gut nachfühlen. So ging es mir vor einem Jahr in Berlin. Schon nach einigen Kilometern merkt man einfach: es geht nicht so wie man will. Warum? Manchmal ist es eben nicht so offensichtlich und es gibt keine simple Erklärung. Aber du hast sportsmännisch durchgezogen und das Ding trotz der Probleme gut ins Ziel gebracht. Die 02:30 hast du drin. Nicht am diesmal aber im nächsten Jahr! Gute Erholung!

    1. Danke Marek!
      Vielleicht muss jeder einmal durch so einen Wettkampf. Aber wie heißt es so schön: wo Schatten ist, da ist auch Licht. Mal sehen, wann läuferisch wieder die Sonne scheint 🙂
      Viele Grüße
      Markus

  5. Hallo Markus,
    tut mir leid für dich, dass es diesmal nicht geklappt hat. Ganz oft ist die Tagesform entscheidend und da steckt man einfach nicht drin. Aber wie auch schon die anderen gesagt haben, du bist noch jung. Peter Greif ist seinen besten Marathon ja auch erst mit über 40 gelaufen. Wer weiß, wofür dieser Marathon gut war? Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen und dann zwei nach vorne.

    1. Hallo Sebastian,
      danke! Ich blicke schon wieder nach vorne und hoffe, die richtigen Lehren zu ziehen. Das nächste Mal wird wieder besser!
      Viele Grüße
      Markus

  6. Hallo Markus.
    Das ist das Doofe am Marathon: Man hat im Jahr max. 2 Chancen auf Topleistung. Diesmal sollte es nicht sein Du darfst aber gerne stolz auf deine Leistung sein! Andere steigen aus, wieder andere (wie ich) werden niemals 2:44 Stunden erreichen.
    Ich hoffe du bekommst deinen Kopf schon bald wieder frei und feuerst über die Pisten 2017.

    1. Hi Sönke,
      ja – auch wenn es hart war (oder vielleicht auch deshalb), war es definitiv die richtige Entscheidung, nicht aufzugeben.
      Der Kopf steckt auch nicht mehr im Sand und hat schon erste Ideen für neue Ziele. Mal schauen, ihr hört von mir!
      Viele Grüße
      Markus

  7. Hallo Markus,
    tja, trotz bester Vorbereitung (sportlich-läuferisch und ernährungsmäßig) sowie schönstem Herbstwetter ein Wettkampf nur mit Problemen… von einem zum nächsten usw. Dabei sollte es doch der Saisonhöhepunkt sein… Deine Enttäuschung kann ich mehr als nachvollziehen… Was hilft? Innehalten, loslassen, aufstehen und frisch in die Zukunft blicken. Du bist jung und „hungrig“ genug für neue Wettkampfherausforderungen. Ich bin fest davon überzeugt, die „2:30“ waren wohl noch nicht „dran“… werden aber für Dich „fallen“. Vielleicht ist ja auch ein anderer Stadtmarathon 2017 Dir diesem Ziel zuträglicher.
    Übrigens: Die „Marke – Laufen hilft!“ entwickelt sich über die vergangenen Jahre richtig gut!
    Also: Markus, ich wünsche Dir einen guten Vorbereitungsstart nach erfolgter Marathonregeneration.
    Wir sehen uns auf eines der nächsten Volkslaufveranstaltungen im Rhein-Main-Gebiet.
    LG, Uwe

    1. Hallo Uwe,
      ja – ich weiß noch nicht so recht, ob es ein Fehler war, sich so sehr auf einen Saisonhöhepunkt zu konzentrieren. Andererseits war nur so der Traum realistisch. Schauen wir mal, was die Analyse ergibt und was ich in Zukunft besser machen kann.
      Danke für die guten Wünsche und ja, wir sehen uns. Ich freue mich darauf 🙂

  8. Tut mir leid für Dich, dass es bei Dir gestern nicht wie erhofft gelaufen ist. Echt ärgerlich, dass es schon mit der Aufstellung im Startblock Probleme gab. Ich denke, dass ging Dir lange durch den Kopf und hat Dich vielleicht blockiert. Eventuell wäre alles anders gelaufen, wenn Du bei der Gruppe gewesen wärst. Egal, lässt sich nicht ändern. Aber dass Du dennoch durchgezogen hast, ist klasse. Von der Zeit kann ich nur träumen, aber das tröstet Dich jetzt auch nicht. Kopf hoch, abhaken, nach vorne blicken.

    1. Danke Dir, Christian!
      Die Frage nach dem „was wäre wenn“ stelle ich mir aber nicht. Ich habe mein Bestes gegeben und träume weiter. Ein Tag zum Vergessen.

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