Ein Kurzurlaub im Bayerwald, um den U. Trail Lamer Winkel zu bestreiten. Beim U.TLW entschieden wir uns für den Osser Riesen und hatten jede Menge Spaß

Der Osser Riese (U.TLW, Teil 2)

Im ersten Teil unseres Berichts zum U.TLW ging es um die Hintergründe und unsere ersten Eindrücke aus dem Bayerischen Wald. Die Startnummern waren geholt und die Wettervorhersage gut. Am Samstag konnte es also losgehen. Wir waren voller Vorfreude gespannt!

 

Nicht nur Sportler, auch Journalist

Zunächst aber waren die Ultraläufer dran. Deren Start war bereits um acht Uhr im Arracher Seepark, wir würden erst um 12 Uhr in Lohberg auf die Strecke geschickt. Weil wir aber nicht nur zum Laufen hier waren, sondern ebenso für LaufReport über das Rennen berichten würden, nutzten wir die Zeit am Vormittag, um zuerst gute zwei Kilometer an die Strecke zu wandern, dort anzufeuern und Fotos zu schießen. Ein kleiner Auftakt tut vor dem Rennen immer gut. Dann ging es zurück ins Hotel und zum Frühstück. Wir aßen zwar ausgewählt, aber verhältnismäßig viel, um genug Energie für den Lauf zu haben.

Die Hotelchefini bot uns währenddessen an, uns zum etwa 5 km entfernten Start zu fahren – eine weitere Bestätigung eines hervorragenden Service, „Das Bayerwald“ können wir für einen Aufenthalt nicht nur zum U.TLW empfehlen. Aber das nur am Rande. Janosch hatte uns am Tag zuvor schon vorgeschlagen, gemeinsam zum Start zu fahren. Ein Angebot, das wir sehr gerne annahmen.

Und so ging es, nachdem wir ein weiteres Mal kontrolliert hatten auch wirklich die komplette Pflichtausrüstung dabei zu haben (24 km hören sich zunächst nach nicht viel an, ein Gebirge sollte man aber nie unterschätzen!), die kurze Strecke nach Lohberg.

 

Die Realität sieht immer etwas anders aus

Den Sportplatz vor Ort kannte ich bereits von Bildern. Gut, dass ich dann aber beim Einlaufen schon den ersten Kilometer der Strecke auskundschaftete: vom Streckenprofil her dachte ich, es ginge zunächst leicht bergab, bevor der lange erste Anstieg (mit einer kurzen Unterbrechung) hoch zum Zwercheck beginnen würde. Die Realität nämlich sah anders aus. Nach zwei Kurven würde es in den WAld und dort keineswegs sanft, sondern steil abfallend an einen Fluss hinab gehen. Dort wurde dann eine kleine Brücke überquert, dann ging es genauso steil wieder hinauf. Beide Male nicht lange, vielleicht 50 m, dafür aber umso heftiger. Erst danach würde der Anstieg beginnen.

Beruhigt wurde ich dadurch, dass es hieß, es gebe einen neutralisierten Start. Bis zum Fluss hinunter mussten alle hinter dem Führungsradfahrer bleiben, um Stürze zu vermeiden. Unten würde das Rennen dann freigegeben werden.

Am Start des U.TLW Osser Riesen mit Volker und Janosch

Bei strahlendem Sonnenschein war es währenddessen schon ziemlich warm geworden. Zwar gibt es im Bayerischen Wald die alte Volksweisheit „Dreiviertel Jahr Winter, viertel Jahr kalt“. Normal sind dort im Winter Schneehöhen von bis zu drei Metern, weil der Bayerwald im Übergangsbereich zwischen mitteleuropäischem und kontinentalen Klima liegt. Heute aber stimmte die Volksweisheit nicht. Es war eine gute Entscheidung, nur im Trikot zu laufen, im Vorfeld hatten wir noch zum T-Shirt tendiert.

Dann endlich gab es ein paar Begrüßungsworte und die Blaskapelle spielte. Mit einem mächtigen Knall wurde dann der Startschuss abgefeuert und es konnte losgehen. Also nichts wie dem Führungsrad hinterher!

 

U. Trail Lamer Winkel

Von wegen neutralisierter Start! Während es auf den ersten Asphalt-Metern nur zügiges Laufen war, war das Stück bergab an den Fluss für mich schon ein voller Sprint! Da hatte ich mir einen neutralisierten Start anders vorgestellt, aber wie bereits erwähnt liege ich beim steilen Bergablaufen wohl weit hinter dem Durchschnitt. Immerhin hörte ich nichts von einem Sturz.

Während die späteren Sieger des U.TLW auch den Gegenanstieg hochsprinteten, ließ ich es etwas langsamer angehen und ordnete mich etwa auf Rang sieben ein. So ließen sich die ersten Kilometer gut laufen: bergan mit Druck, über breite, sehr angenehm zu laufende Pfade, mal durch einen Tannenwald, mal über eine Wiese.

Bald schon, nach knapp 3 km, wartete dann ein kurzes Bergabstück auf uns, das im Nachhinein mein Lieblingsabschnitt war: ein federnder, schulterbreiter Pfad, nur leicht abfallend, über vereinzelte Steine und Wurzeln. Besser kann es gar nicht sein! Überhaupt ist der Bayerwald wunderschön grün. Die Gegend ist ein Traum, nicht nur zum Laufen.

Dann geht es links ab und wieder hinauf. Jetzt auf einem breiten, geschotterten Waldweg. Und das passt gut, denn schon sind wir auf der Ultrastrecke – laut Streckenbeschreibung sollte das erst nach 5 km der Fall sein, auf dem Tacho stehen gerade einmal 3,5. Ohne Blätterdach wird es mir aber schnell so warm, dass ich die Kappe einfach abziehen muss. Zunächst trage ich sie in der Hand, dann hänge ich sie vorne an den Rucksack. Beides ist aber alles andere als optimal.

Schon wird aus dem Waldweg aber wieder ein Wiesenpfad, der uns dann beim ersten Verpflegungspunkt am Langlaufzentrum Scheiben ausspuckt. Ebenso früher als erwartet: nicht nach acht, sondern bereits nach sechs gelaufenen Kilometern. Dort drücke ich kurzentschlossen einem Zuschauer die Kappe in die Hand, mit der Bitte, sie einfach irgendwo in meinen Rucksack zu stopfen.

Kein Problem! Vielen Dank. Schon kann es weitergehen.

Die Aussicht vom Langlaufzentrum Scheiben

 

Hinauf ins Zwercheck

Noch schnell einen halben Müsliriegel gegriffen und die Verpackung gleich vor Ort entsorgt. Dann geht es auf den Pfad in den Wald, den wir uns gestern schon im Ansatz angesehen haben. Obwohl auf der Strecke recht viel los und der Pfad schmal ist, ist Überholen kein Problem. Entweder ergiebt sich fast sofort eine günstige Gelegenheit oder aber es wird kurz zur Seite getreten. So ist das beim Traillauf – man läuft nicht gegen-, sondern miteinander. Ich werde es später bergab genauso machen. Auch der Umgang miteinander ist nett. Da wird gegrüßt und ein paar nette Worte ausgetauscht. Noch bin ich aber meist schnell vorbei.

Dann wird es steiler und das Tempo entsprechend langsamer. Erst gilt es, immer mehr Wurzeln zu erklimmen, dann wird es steiniger. Aus dem Laufschritt muss jetzt ein möglichst schnelles Wandern werden. Hier ist es gut, noch viel Energie zu haben, denn wer zu langsam unterwegs ist, den fressen die Mücken. Das kenne ich nur allzu gut vom Schlussanstieg des Montafon Totale Trail.

Bergan überholt mich niemand, was sich bald ändert, als das Zwercheck schließlich erreicht ist. Zunächst wartet ein wunderschönes Stück Wiese mit Aussicht auf uns, dann geht es richtig steil hinab. Das Gras ist dazu auch noch nass, teilweise laufen wir gefühlt in einem Flussbett. Auch hier zeigt sich wieder, dass ich viel zu vorsichtig bin, manch anderer fliegt geradezu an mir vorbei. Aber ich komm heil hinunter. Allzu lang ist der Abschnitt glücklicherweise auch nicht, bald kommt das Überführungsstück in Form eines fast 5 km langen Forstwegs.

Während sich so mancher Teilnehmer daran stört, weil es eben kein Trail ist, stört mich der geschotterte Waldweg überhaupt nicht. Er ist die ideale Möglichkeit etwas Tempo zu machen und nach dem steilen Bergabstück wieder aufzuholen. Das nutze ich aus und lasse es laufen. Wer mich kurz vorher überholt hatte, den lasse ich jetzt stehen. Meine Uhr zeigt etwa 3’30/km.

 

Ein heißer U.TLW

Weiterhin ist es ziemlich warm, deutlich heißer als erwartet. Mein Wasserverbrauch ist recht hoch, zur Streckenhälfte habe ich schon die kompletten 0,5 l getrunken, die ich eigentlich für die Gesamtstrecke eingeplant hatte. Sehr passend also, dass vor dem nächsten Anstieg eine Getränkestation aufgebaut ist. Selbst tun muss ich hier überhaupt nichts: von den netten Helfern bekomme ich meine Softflask abgenommen und aufgefüllt. Was ein Service!

Gut laufbare Trails mag ich am liebsten! Bild: Sportograf

Im Zweifelsfall ist es auch immer ratsam, mehr Energie zuzuführen, weshalb ich schnell noch ein Gel esse. Jetzt habe ich ja wieder Wasser zum Runterspülen. Das schmeckt aber erstaunlich gut. Mit Energie und Koffein im Bauch kann ich also voller Schwung an den Aufstieg zum Großen Osser gehen.

Dieser Anstieg ist jetzt deutlich steiniger, es gibt nur am Anfang ein kleines Stück mit Wurzeln. Überall, wo es kurz etwas flacher ist, versuche ich wieder anzulaufen, ansonsten ist es aber eine schier unendliche Abfolge unregelmäßig hoher Stufen. Das Tempo halte ich dennoch hoch, weil hinter mir gekeucht wird. Weil ich trotz Druck nicht wegkomme, vermute ich einen Konkurrenten von der gleichen Distanz, den ich bergauf nicht herankommen lassen will.

Während des Anstiegs treffe ich dann auf Georg, der gut unterwegs ist. Beim Fotografieren heute Morgen hatten wir ihn gar nicht gesehen, jetzt erzählt er, dass er Jamie, mit der er hatte laufen wollen, schon davor verloren hatte. Als er mich dann ziehen lässt frage ich mich, ob ich oben ankommen will, weil die Anstrengung dann vorbei ist, oder eben nicht, weil ich dann wieder hinab muss. Auffi macht mir deutlich mehr Spaß.

Schließlich ist es dann aber gut, oben zu sein. Während ich zwei Becher Cola trinke, bekomme ich ein weiteres Mal meine Softflask aufgefüllt. Sehr nett, diese Helfer beim U.TLW!

 

Der Holy Trail, oder: das Finale

Und dann geht es hinab, obwohl es gleich zu Beginn auch nochmal hinauf geht: auf den Kleinen Osser nämlich. Wieder sind einige sehr steile Stellen dabei – und sogar Kletterpassagen -, genauso gibt es aber Abschnitte, die sich zügig laufen lassen. Mal geht es steil, mal weniger steil, mal schottrig, mal erdig, mal steinig in Richtung Tal.

Hinunter immer vorsichtig. Das müsste ich üben, wollte ich das Traillaufen ernsthafter betreiben! Bild: Sportograf

Plötzlich gibt es dann gar keine Markierungen mehr, obwohl bisher alles so hervorragend gekennzeichnet war. Was also tun? Schräg links oder schräg rechts? Noch bevor ich mich beim schnellen Abwärtsrennen entscheiden kann, höre ich den Ruf von hinten. Ich bin doch glatt vom Weg abgekommen, hätte oben rechts statt geradeaus gemusst. Was ein Glück, dass ich schon nach knappen 100 Metern zurückgerufen werde. Die gehen zwar zurück nach oben und tun weh, sonst wäre ich aber den falschen Berg hinab gelaufen.

So ist bald die Kapelle Maria Hilf erreicht und der Holy Trail beginnt. Ich bin zwar noch langsamer als vorgestern, überhole aber sogar statt überholt zu werden. Dann kommt die finale Wiese und irgendwie ist es auch schade, dass der Trailspaß schon vorbei ist. Schließlich ist Lam erreicht, es kommt die letzte Treppe… und dann bin ich einfach nur überwältigt: der ganze Marktplatz rechts und links des Zieleinlaufs ist gesäumt von Menschen. Alle jubeln, hunderte Hände werden mir zum Abklatschen entgegengestreckt. Es ist der beste Zieleinlauf, den ich je erlebt habe! Ich fühle mich wie ein Held.

 

Noch ein kleiner Anstieg

Zweieinhalb Stunden volle Konzentration. Bild: Sportograf

Obwohl ich unterwegs relativ viel gegessen und getrunken habe und nach knappen 2h36 Laufzeit (Platz 11) gefühlt nicht allzu erschöpft bin, trinke ich erstmal jede Menge Cola, während ich mich kurz mit Tim (der beim Ultra viel zu schnell war als dass wir uns hätten treffen können), Georg (der kurz nach mir ins Ziel kommt) und einigen Wegbegleitern austausche. Der Durst war doch größer, als ich erwartet hatte.

Dann fülle ich – zum ersten Mal selbst – noch meine Flasche und schnappe mir drei Waffeln. Ich wandere die Strecke wieder ein Stück zurück, Svenja entgegen. Dabei feuere ich die ankommenden an und mache noch ein paar Fotos für LaufReport.

Ausgangs des Holy Trail kommt sie mir dann entgegen. Auch ihr geht es noch blendend, die von mir angebotene Cola braucht sie nicht. Zusammen laufen wir die letzten zwei Kilometer nach Lam und sind uns einig: das war eine richtig gute Idee, davon wollen wir gerne mehr: mehr Berge, mehr Hochebenen, mehr anstrengende Anstiege und flowige Downhills. Denn wer Berge liebt, muss Trails laufen!

 

Svenjas U.TLW

Peng! Der Startschuss fällt ausgelöst durch eine Art Gewehr. Ich stehe in der dritten Reihe und sprinte vorne mit – raus aus dem Sportplatz und rein in den Wald. Dort geht es steil einen Pfad bergab. Erfahrene Trailläufer preschen an mir vorbei, während ich versuche möglichst nicht direkt schon auf

Svenja auf dem Weg zur Scheibe. Bild: Sportograf

dem ersten Kilometer zu stürzen. Dann geht es über eine Brücke und gleich darauf steil bergauf. Die nächsten Kilometer wechsle ich zwischen wandern und laufen. Das geht gut und ich genieße die Strecke. Im Nuh sind so 5 Kilometer vergangen.

Ich passiere das Schild, welches mir anzeigt, dass bis zum Ziel noch 15 Kilometer zu bewältigen sind. Nach 6 Kilometern erreiche ich die erste Verpflegungsstelle, am Tag zuvor hatten wir uns den Punkt schon angeschaut. Ich nehme mir Zeit, trinke ausreichend Wasser und esse zwei kleine Stückchen leckeren Zitronenkuchen. Ich sehe Volker, während Janosch schon weggelaufen ist. Dann verschwinde auch ich wieder im Wald, es geht weiter steil bergauf. Mich begleiten nun wieder andere Läufer, ein einheitliches Schnaufen hinauf zum ersten Bergn dem Zwercheck. Ich komme gut voran, nutze das Wandern, um aus meiner Trinkblase zu trinken, ich finde meinen Rhythmus und schon bald bin ich oben an der Spitze angekommen.

 

Was ein Ausblick!

Von hier kann man bereits einen tollen Ausblick genießen und ich verfalle wieder in einen Laufschritt. 8 km liegen schon hinter mir, aber nun geht es erstmal bergab. Zunächst einen schlammigen Pfad hinunter und dann auf einen breiten Forstweg. So langsam merke ich die gelaufenen Kilo- und Höhenmeter in den Beinen. Trotz der nächsten paar Kilometer, welche relativ flach sind, muss ich zwischendurch gehen. Volker erzählt mir hinterher, dass er mich dabei gesehen hat, dennoch aber nicht aufschließen konnte. Schade!

Nach ca. 1:45 h habe ich die Hälfte der Strecke erreicht. Ein Schild kündigt an, dass es bis zum Ziel noch 10 Kilometer sind. Laufend erreiche die nächste Verpflegungsstelle, an der ich dankend einen Becher Wasser entgegennehme.

Immer lächeln! Bild: Sportograf

Dann nehme ich den letzten steilen Teil dieser 24 Kilometer in Angriff. Die nächsten 3 Kilometer geht es konstant steil bergauf. Ich finde wieder meinen Wanderhythmus und habe immer im Hinterkopf, dass ich mit dem Erreichen der Bergspitze des Großen Osser den größten Teil der anspruchsvollen Strecke erreicht haben werde. Nach einem Kilometer dieses steilen Stückes merke ich, dass mein Magen anfängt zu knurren und nach Nahrung verlangt. Ich ignoriere es und kämpfe mich mit einer Gruppe immer weiter nach oben hoch zum Gipfel.

Nach den letzten Kletterpassagen haben wir es endlich geschafft. Ich bin erleichtert! Es stehen so viele Leute an der Strecke, die jeden anfeuern. Es ist unglaublich! Den Rest dieser schweren Strecke schaffe ich nun auch noch. Zunächst werden aber noch einmal die Speicher bei der letzten Verpflegungsstelle gefüllt. Ich trinke Cola, Wasser und esse eine Waffel. Trinken erscheint mir wichtiger, denn mittlerweile ist es doch recht warm geworden – trotz der Höhe. Angekündigt waren gerade einmal 11° C.

 

Der U.TLW endet mit dem Holy Trail – und dem besten Zieleinlauf der Welt

Mit gefühlt deutlich gefüllten Speichern renne ich den nächsten Kilometer hinunter, die Strecke führt uns noch das kleine Stück hoch zum Kleinen Osser. Ich genieße für einen kurzen Moment noch einmal die Aussicht und mache mich dann auf den langen Weg die letzten 7 Kilometer bergab. 2 km geht es auf gut belaufbaren Wegen entlang. Ich sehe an der Strecke das Schild, das die letzten 5 Kilometer ankündigt. Aber die letzten 5 km sind der Holy Trail und damit nochmal unglaublich anstrengend, er fordert alle Kraftreserven. Am Einstieg klettere ich am Seil die zwei Stücke hoch, ohne Hilfe. Die Kraft in den Armen ist noch da, nur die Beine sind alles andere als frisch.

Meine Konzentration lässt merklich nach, sowie auch die Kraft und Koordination der Beine. Immer wieder rutsche ich weg, stolpere, bleibe hängen. Hebe die Füße nicht mehr richtig. Dieses letzte Stück kostet mich enorm viel Kraft und ich bin vorsichtiger als sonst wenn es bergab geht. Dann setzte ich mich meinen linken Fuß einmal an einer Stelle ungünstig auf und rutsche weg. Ich lande mit voller Wucht auf dem linken Knie. Glück gehabt – keine offene Wunde. Ich kann zunächst aber nicht auftreten, nach langsamen Schritten geht es wieder einigermaßen und ich verbeiße mir den Schmerz.

Als ich die Kapelle erreiche, von wo wir schon am Donnerstag einen Testlauf gestartet hatten, wusste ich, dass es nicht mehr weit bis ins Ziel ist. Motiviert durch die Zurufe der Streckenposten „nur noch 2 Kilometer“ geht es weiter. Ich kämpfe mich den letzten Teil des Holy Trail hinunter, immer zwei andere Läufer nur wenige Meter vor mir. Am Ende wartet schon Markus auf mich.

 

Das letzte Stück wie immer zu zweit: #teamheidl

Der atem(be)raubende U.TLW. Bild: Sportograf

Ich bin unglaublich erleichtert ihn zu sehen, auch aus dem Grund, weil er heile durchgekommen ist. Zusammen laufen wir aus dem Wald heraus, Feldwege hinunter bis ein letztes Schild den finalen Kilometer ankündigt. Ich ziehe das Tempo noch einmal an und Markus bereitet mich gedanklich schon auf den atemberaubenden Zieleinlauf vor. Die letzten Stufen werden gelaufen. Und dann kann ich die Menge schon sehen und vor allem hören. Ich überquere die letzte Straße und laufe auf den Marktplatz. Ich genieße diesen Augenblick und die letzten Meter. Jeder Läufer wird unter lautem Jubeln von der Zuschauermenge empfangen. Dann überquere ich nach 3h36, nach 23,8 gelaufenen Kilometern und 1200 hm endlich die Ziellinie. So einen überwältigenden Zieleinlauf hatte ich noch nie. Erst einmal durchatmen, ich bekomme meine Trophäe um den Hals gehängt.

Ich bin gut gelaunt und denke mir: „Wow, was ein geiler Tag!“ Markus nimmt mich in die Arme und gemeinsam plündern wir die Zielverpflegung. Ich bin zwar erschöpft und will mich nicht hinsetzen, weil ich befürchte dann nicht mehr hochzukommen, aber sonst geht es mir super.

Das Knie wird zwar ein paar Tage später blau werden. Auch die ein oder anderen blauen Flecken und Schrammen werden mir erst später auffallen sowie auch der Muskelkater erst am Montag einsetzen. Aber ich bin zufrieden und plane gedanklich schon unser nächstes Trailabenteuer. Denn ich für meinen Teil bin erneut auf den Geschmack gekommen!

 

Und schon ist alles wieder vorbei

Der Gedanke, dass es schade ist, weil es schon wieder vorbei ist, hatte ich ja bereits während des Rennens. Aber das charakterisiert einen Kurzurlaub: dass er kurz ist. Einen, wenn auch nicht ganz vergleichbaren, Abstecher auf Trails machen wir noch am kommenden Wochenende beim Melibokuslauf, dann wird wieder in gewohnten Gefilden gelaufen: im heimischen Wald und auf der flachen Bahn. Weil im Herbst wieder ein Marathon kommt.

Die Erinnerungen aber bleiben und für nächstes Jahr werden wieder Pläne geschmiedet, sodass die Träume von wundervollen Bergläufen stets real bleiben.

 

Der Überblick
Datum: Sa, 02. Juni 2018
Ort: Lorrach bis Lam, Deutschland
Wettkampf: 3. U. Trail Lamer Winkel (U.TLW)
Distanz: 24 km + 1200 hm
Zeit: 2:35:24 h (Markus), 3:36:58 h (Svenja)
Platz: 11., 35.
Schuhe: Brooks PureGrit / Salomon Speedcross
Ernährung: Wasser, Gel und Cola
Fotos: wir und Sportograf