Auf dem Rückweg im E-Auto von Tesla

Ein E-Auto ist mehr als seine Batterie

Die einen preisen sie als Heilsbringer für eine saubere Mobilität, die anderen schließen sie als Beförderungsmittel von vornherein aus, weil sie Vorbehalte bzgl. der Batterie haben. Dabei geht es zum einen um die Reichweite, zum anderen um den nicht ökologischen Herstellungsprozess. Die halbe Wahrheit ist: ein E-Auto ist gut für die Umwelt.

Ist ein E-Auto erst einmal gebaut und zum Einsatzort befördert, überwiegen umwelttechnisch klar die Vorteile gegenüber den Verbrennern: wer ein batteriebetriebenes Elektroauto fährt, produziert keine lokalen Emissionen und trägt somit zu einer besseren lokalen Luftqualität bei. Während der Fahrt wird kein CO2 ausgestoßen. Es entstehen keine Treibhausgase, kein Feinstaub, es werden keine Rohstoffe verbraucht und kein Lärm emittiert. Außerdem ist der Fahrspaß durch die direkte Beschleunigung sehr groß. Die Bedingung dabei ist die Verwendung von Öko-Strom.

Das große Aber

Das große Aber ist, dass auch ein Elektromobil die Umwelt indirekt belastet. Zum einen muss der Strom für die Fahrt selbst regenerativ erzeugt werden, zum anderen ist da die Herstellung der Batterie. Dabei entsteht mehr CO2 als in der Herstellung des Fahrzeugs selbst.

Vorweg sei wiederum genommen, dass der Energieaufwand für die Herstellung offiziellen Verlautbarungen zufolge durch regenerativ erzeugten Strom abgedeckt wird. So weit, so gut. Dennoch verbraucht die Herstellung von Lithiumionen-Akkus, die auch in Smartphones, Laptops und E-Bikes zum Einsatz kommen, viel Energie und begrenzte Ressourcen, außerdem wird wiederum CO2 erzeugt. Die Produktion eines E-Auto-Akkus verbraucht 350 bis 650 Megajoule (umgerechnet 97 bis 180 kWh) an Energie und erzeugt 150 und 200 Kilogramm CO2.

Die Ressourcen, die zum Bau der Batterie nötig sind, werden in kritischen Gebieten abgebaut. Die Lebensumstände der Menschen, die in den Abbauregionen leben und arbeiten, müssen verbessert werden. Dieses Problem ist aber nicht auf das E-Auto beschränkt, sondern betrifft unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Insbesondere auch die Treibstoffbeschaffung für Verbrenner ist alles andere als gesellschaftstauglich: Erdöl ist sehr schmutzig und umweltschädlich, hinzu kommt der Transport, der durch die Tanker oder undichte Leitungen ebenso schmutzig ist. Auch die Raffinerien sind sehr energieintensiv.

Wir müssen die Ressourcen, die uns dieser Planet zur Verfügung stellt, wertschätzen, indem wir sie sinnvoll nutzen.

Die Batterie ist als Problem nicht aufs E-Auto beschränkt

Zurück zur Batterie: erst letzte Woche ist unser Auto nicht mehr angesprungen. Gehustet hat es im letzten Jahr schon öfter, sodass der Ausfall nicht völlig unerwartet kam. Nun, es hätte schlimmer sein können: die Batterie war leer. Natürlich ist sie kleiner als bei einem E-Auto, gebraucht wird sie dennoch.

Auch E-Bike- und Handyakkus werden nach demselben Prinzip gebaut wie die der elektrischen Karren. Benötigt werden vor allem Kobalt, Lithium, Nickel und Graphit. Für Lithium beispielsweise wird sehr viel Wasser gebraucht. Hier muss die Entwicklung vorangetrieben werden, damit die Batterien kleiner und leistungsfähiger werden und wichtige Materialien recycelt statt neu abgebaut werden.

Für die Größe der Batterien muss generell ein Kompromiss gefunden werden. Eines der wichtigsten Fazits der schwedischen Meta-Studie von Mia Romare und Lisbeth Dahllöf (The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries) lautet nämlich, dass

„das Rennen um immer größere Reichweiten mit den entsprechend immer schwereren Akkus droht, den angestrebten ökologischen Vorteil von Elektroautos an die Wand zu fahren“.

Unabhängig vom Antrieb sind natürlich kleinere Autos energieeffizienter als große. Vor allem, weil sie schlicht schwerer sind. Die heutigen Karossen werden aber immer größer und breiter und verbrauchen dadurch viel mehr Energie als notwendig. Auch das ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn schon ein großes Auto, dann doch bitte mit vielen Insassen!

So hinken auch viele Vergleiche über die Ökobilanz von E-Autos und Verbrennern. Oft werden unterschiedliche Fahrzeugklassen miteinander verglichen oder Bio- statt normaler Diesel vorausgesetzt. Wird fair verglichen (ein Vergleich, der die totalen Emissionen für den Bau der Autos (nicht nur der Batterien) sowie die Gesamtemission in der Betriebsphase berücksichtigt), wäre eine Elektro-Luxusklasse nach rund 50.000 Fahrkilometern besser für die CO2-Bilanz als ein Verbrenner. Insgesamt erzielt das Elektroauto in der Regel eine positive Klimabilanz gegenüber dem Verbrenner, im städtischen Einsatz schon deutlich früher. Allein der Wirkungsgrad ist beim Elektromotor viel höher. Der Ottomotor beispielsweise liegt bei gerade einmal 36 % Wirkungsgrad. Und bei einem Kaltstart noch viel niedriger. Weiterhin besteht ein Verbrennungsantrieb aus rund 1400 Teilen, ein Elektroantrieb nur aus rund 210.

Die Batterie als Chance

Wenn es um die Ökobilanz geht, macht der Strommix den großen Unterschied. Viel zu oft wird Strom noch zum größten Anteil aus Kohle oder Erdöl erzeugt. Wird eine Autobatterie in China, Polen oder Indien hergestellt, wird die Umwelt viel stärker belastet, als wenn die Akkus in den von Wasserkraft dominierten skandinavischen Ländern entstehen. In Polen beispielsweise fällt die CO2-Bilanz für die Akku-Herstellung um den Faktor 24 schlechter aus als in Schweden, in Indien gar um den Faktor 32. Ebenso unterscheidet sich aber auch das Lohnniveau. Hier gilt es, den richtigen Weg einzuschlagen. Wenn es um unseren Planeten geht kann es eigentlich nicht am Preis scheitern.

Immer wichtiger wird dann, wenn die Batterien erst einmal produziert sind, das Recycling. Schon jetzt werden die Akkus nach acht Jahren Nutzungsdauer noch bis zu 20 Jahre als Energiespeicher genutzt, erst danach werden sie recycelt. In diesen 20 Jahren können sie Energiespeicher für erneuerbare Energien sein. Denn das Problem ist häufig nicht die Erzeugung von Öko-Strom, sondern dessen Speicherung und Verteilung. Für das anschließende Recyceln der Akkus fehlen bis jetzt die ökonomischen Anreize, sodass nur wenig Material aus gebrauchten Batterien wiederverwertet wird. Das wird sich ändern, wenn die Elektromobilität gemäß den Prognosen wächst. Dadurch wiederum verbessert sich die CO2-Bilanz von Metallen wie Aluminium.

Es gilt, unseren Planeten, den wir brauchen und nicht umgekehrt, mit Respekt zu behandeln.

Aber machen wir überhaupt einen Unterschied?

Schließlich kann man die Frage stellen, ob wir als kleines Deutschland oder gar als Individuum die Weltenergiebilanz überhaupt verbessern können? Die Antwort ist einfach: natürlich können wir, und sei der Anteil noch so gering. Das fängt im Übrigen bei den kürzesten Strecken an. Fahrradfahren oder zu Fuß gehen ist nämlich am allerbesten. Dafür werden keine knappen Ressourcen oder Treibstoffe gebraucht. Das Fazit ist klar: laufen hilft!