Saisonrückblick 2020

Nach einer Saison blicke ich immer gerne auf das Jahr zurück. Die Saisonrückblicke der letzten Jahre verlinke ich zur Nachlese am Ende des Blogbeitrags. Und auch wenn 2020 so ganz anders war als die Jahre zuvor, gab es doch viele positive Seiten. Doch beginnen wir wie immer mit dem Neustart nach der Saisonpause, die auch 2019 auf den Frankfurt Marathon folgte.

Ein „Weiter so“ gibt es nicht

Klar war, dass ich 2020 anders gestalten wollte. Dieser letzte Frankfurt Marathon hatte mir vorerst komplett die Lust auf die 42,195 km lange Königsdisziplin genommen. Der Fokus sollte auf einer neuen 10-km-Bestzeit liegen, am besten schon im Frühjahr, darauf aufbauend sollte dann der Halbmarathon in Bonn folgen.

Zum Start in den Winter trainierte ich erstmals in der Laufpause nicht nur mit lockeren Radausfahrten, sondern virtuell auf Zwift. Das machte auf die begrenzte Dauer richtig Spaß. Ich bestimmte meine Schwelle, konnte fortan etwas mit Watt-Werten anfangen, absolvierte Intervalle und arbeitete an meiner Trittfrequenz.

Hinaus aus der Suppenschüssel

Ab Dezember sammelte ich dann wieder fleißig Laufkilometer und freute mich auf die Crosslauf-Saison. In der mentalen Vorbereitung auf neue Bestzeiten fasste ich ein Paper mit einer Analyse der Marathon-Weltrekorde zusammen. Abseits solcher Laufsport-spezifischen Recherchen beschäftigte ich mich auch immer mehr mit dem Klimawandel. Die in diesem Blogpost dargestellte Grafik zeigt eindrücklich, welchen Schaden Flüge anrichten und welche Auswirkungen Fleischkonsum hat. Genau diese Grafik war der finale Auslöser für unsere Entscheidung, ab dem Jahreswechsel vegetarisch zu leben. Das war eine gute Entscheidung!

Jahresstart mit dem ersten Rennen

Sportlich ging es dann im Januar weiter. Während ich beim Offenbacher Suppenschüsselcross noch deutlich meine Grenzen aufgezeigt bekam, stieg die Formkurve danach deutlich. Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei ein Training am Ebertsberg mit Johannes. Der nächste Test fand dann in Jügesheim über 5 km statt. Trotz grausligen Wetters konnte ich eine gute Zeit laufen.

Das tollste Rennen der Saison – wobei ja leider keine große Konkurrenz besteht – waren dann die hessischen Meisterschaften beim Crosslauf in Altenstadt. Nicht nur bot die Strecke auf einem Pferde-Hindernisparcours den idealen Rahmen, auch hatte ich mit Sebastian und Björn ein Rennen bis zur Ziellinie.

Über die Strohballen in Altenstadt

Über meinen Geburtstag fuhren wir mit dem Zug für einen Wochenendausflug nach Strasbourg, dann folgte bereits mit dem Frankfurter Halbmarathon das letzte Rennen vor der Corona-Pause. Dort hatte ich in meiner Rolle als Zugläufer großen Spaß und meinte wieder, in guter Form zu sein, die Suche nach einem schnellen Rennen hatte sich in der Folge aber bekanntermaßen erledigt. Zumindest unseren 1. Laufen hilft Trainingstag konnten wir noch durchführen.

Laufen in Pandemie-Zeiten

In der Zeit ohne Wettkämpfe war es schwer für mich, mich zu harten Einheiten zu motivieren. Weiterhin hatte ich große Freude am Laufen und war froh, jederzeit hinaus zu dürfen. Das letzte Bisschen fehlte aber – gleichwohl es keine Wettkämpfe gab, die das offenlegten. Überhaupt haben wir es wieder einmal aber sehr gut erwischt, zum Klagen gab es keinen Grund. Zusammengefasst habe ich meine Gedanken zur weltweiten COVID-19-Pandemie einhergehend mit der Hoffnung zu mehr Miteinander und Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Werte.

Für etwas zwischenzeitliche Lauf-Motivation sorgte die Anti Corona Running League – ein wirklicher Ersatz waren diese virtuellen Rennen aber nicht. Durch das fehlende Wettkampf-Adrenalin blieb ich stets weit hinter „normalen“ Wettkampfzeiten zurück. Die Zeit, die wir abends ohne das sonst stattfindende Sportangebot sowie morgens und abends durch den weggefallenen Arbeitsweg sparten, nutzten wir für eine Intensivierung unserer Initiative gegen mickrige Muskeln (IGMM). Teils zu zweit, teils per Videotelefonie mit Freunden machten wir so viel Stabi wie nie – bis heute absolvieren wir täglich mindestens drei Übungen, meist sind es mehr.

Im April gab es währenddessen das erste Interview der Serie „von den Besten lernen“ mit einem Nicht-Marathonläufer: Aaron Bienenfeld. Auch dadurch motiviert versuchte ich mich erneut in einem privaten 5-km-Rennen – und lief zumindest dieses Mal für einen Alleingang recht schnell.

Auf zu neuen Abenteuern

Diese Form nahm ich dann mit zur „Taunus Virtual Trailrunning Challenge“. Drei Mal sorgten so Läufe im Taunus für Abwechslung und Motivation im Training und ließen mich neue Ecken entdecken. Läufe von 20 km mit einigen Höhenmetern kamen mir zu diesem Zeitpunkt noch viel vor, was sich aber bald ändern sollte.

Wettkämpfe waren nämlich immer noch nicht in Sicht. So wurde auch ich von den sogenannten Fastest Known Times angesteckt. Dabei geht es nicht nur um die Zeit, sondern auch darum, neue und schöne Strecken zu entdecken. Und wenn dann noch die Logistik und ein paar unvorhersehbare Zufälle dazukommen, kann man Abenteuer erleben.

Das erste dieser Abenteuer erlebte ich gemeinsam mit Johannes auf dem Rheingauer Klostersteig, wo alles dabei ist, was das Läuferherz begehrt: tolle Ausblicke, wechselnde Untergründe, Anstiege und Gefälle. Kurz darauf nahm ich im Alleingang den Kleinen Mainzer Höhenweg in Angriff und konnte auch dort eine neue Rekordzeit aufstellen. Diese Strecke war zwar nicht ganz so schön, zeigte Mainz aber einmal von einer ganz anderen Seite. Einen richtigen Urwald gilt es zu durchqueren.

Dann war erst einmal Urlaub angesagt: wir fuhren mit dem Camper an der Ostsee. In diesen drei Wochen brauchte es keine FKTs, um Neues zu entdecken.

Am Start vom Wispertaunussteig in Kemel

Zurück in der Heimat standen aber noch drei weitere Projekte auf dem Plan. Als erstes riefen uns die Wisper-Trails, wo ich schon lange einmal hatte laufen wollen. Zusammen mit Johannes und Robert liefen wir zu dritt von Kemel nach Lorch. Die heißen Pfade des Wispertaunussteigs waren zwar sehr schön, führten aber erbarmungslos ebenso zu neuen Erkenntnissen meinerseits zum Flüssigkeitsverlust während Ausdaueraktivitäten.

Das Saisonfinale

Anwenden wollte ich diese neuen Erkenntnisse dann direkt auf so richtig langen Strecken. Eigentlich als Spiridon-Mannschaftsausflug geplant lief ich schließlich doch nur in Begleitung von Svenja 65 km auf dem Grüngürtel einmal rund um Frankfurt. Dabei lernten wir die Mainmetropole einmal von ganz anderen Seiten kennen.

Grüner Ring Hannover

Und dann – quasi als Saisonfinale – hatte ich mir meinen bisher längsten Lauf aller Zeiten vorgenommen (bis vor dem Grüngürtel war der 50er im Rodgau meine längste Distanz): während Svenja an einer Weiterbildung teilnahm, lief ich auf dem Grünen Ring um Hannover 80 km am Stück. Damit wurde der Sommer 2020 zu einer Saison der Ultraläufe.

Voll ausgezahlt hat sich durch die FKTs meine neue Uhr mit Kartenfunktion, durch die ich bis jetzt jede Strecke einwandfrei finden konnte, sowie die neue Trailhose mit viel Stauraum. Drei der gelaufenen Rekorde stehen noch, lediglich unsere Zeit auf dem Klostersteig wurde von Matthias (Krah) unterboten – und das um fast (bei einer Laufzeit von 2h18) vernachlässigbar knappe 30 Sekunden.

Als Zugabe zur vergangenen Saison 2020 läutete dann ein richtiger Wettkampf das nächste Laufjahr ein: mit den hessischen Meisterschaften im Orientierungslauf bei uns daheim in Dietzenbach durfte ich nach langer Zeit endlich wieder Wettkampfluft schnuppern. Überraschenderweise konnte ich sogar die Bronzemedaille im Sprint gewinnen, auf der Langstrecke wurde ich dann direkt wieder auf den Boden der Orientierungstatsachen geholt.

Aktuell befinde ich mich nach der Saisonpause schon wieder im Formaufbau. Ich freue mich voll motiviert auf eine neue Laufsaison!

Saisonrückblicke der letzten Jahre: