Eigentlich hatten wir für diesen Sommer einen Frankreichurlaub geplant. Schön mit dem Camper an der Atlantikküste entlang. Doch dann kam – wir wissen es alle – Corona.
Recht schnell haben wir uns deshalb umentschieden: als Alternative wollten wir an die Ostsee. Nach meinem Hamburg Marathon waren wir 2019 bereits einmal am Timmendorfer Strand, auch Rostock und Warnemünde hatten wir bereits gesehen. Auf Usedom und Rügen allerdings waren wir noch nie. Auf dem Weg dorthin sollte es durch recht einsame Gegenden gehen.
Dadurch, dass wir wieder mit dem Camper unterwegs sein würden, erhofften wir uns viele neue Eindrücke von Gegenden, die man sonst nicht gesehen hätte. Auch in Kombination von Laufen und Radfahren wurden wir darin nicht enttäuscht. Durch einige Zwischenstationen bekamen wir so Orte zu sehen, die man sonst nicht entdeckt hätte.
Im Gegensatz zum Italienurlaub im letzten Jahr erwischten wir in den letzten drei Wochen zwar auch Regentage. Das war nicht sonderlich optimal, insbesondere, wenn man sogar im Hochsommer friert. Dafür war der Sonnenschein im Anschluss umso schöner. Insgesamt war es dennoch wieder eine sehr schöne Zeit:
1.) Hannover
Los ging es erstmal in eine Stadt, die wir schon kannten: Hannover. Weil Svenja dort eine Weiterbildung hatte, starteten wir bereits freitags in die Hauptstadt Niedersachsens, um dort den Nachmittag im schönen Tierpark zu verbringen. Den Samstag und Sonntag hatte ich dann für mich allein, während Svenja neues Wissen erlernte.
Mit dem Rad und einem langen Lauf erkundete ich die Natur in und um Hannover. Bei Svenjas nächster Weiterbildung werde ich wahrscheinlich den Grünen Ring als nächstes FKT Projekt angehen. Auf dem Rad sah ich bereits einige Streckenabschnitte sowie die verlassenen EXPO Gebäude, den Maschsee und viel anderes Grün. Außerhalb der Stadt hat man viele weite Blicke. Und wer Geocaches sammelt, wird ob der Kreativität der Hannoveraner nicht enttäuscht!
Auf unserem Weg zum nächsten Zwischenstopp machten wir noch Halt beim Bahlsen Outlet, wovon Svenja als eingefleischter Keks-Fan mehr als begeistert war.
2.) Steckelsdorfer See
Wir waren jetzt auf dem Weg nach Passow, um dort Freunde zu besuchen. Der Steckelsdorfer See war eine schöne Station, um am kleinen Strand einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Jetzt war Svenja auch komplett im Urlaub angekommen.
Am nächsten Morgen liefen wir dann über viele Platten durch weite Felder und über Kopfsteinpflaster durch kleine Dörfer. Dann ging es auch schon weiter.
3.) Passow
Auf dem Weg nach Passau legten wir einen Zwischenstopp in Oranienburg ein, von dieser Stadt wurden wir allerdings enttäuscht. Zwar gibt es ein kleines Schloss mit schönem Garten und einen Fluss, an dem man kurz Spazierengehen kann, ansonsten fanden wir die Stadt aber unangenehm. Leckere Törtchen fanden wir dennoch am Stadtausgang.
Umso schöner war es, dann in Passow in der Uckermark anzukommen. Unsere Gastgeber empfingen uns in unglaublichen Weiten. Beim kurzen Stadtrundgang erfuhren wir die Quadratmeterpreise – kein Wunder, dass der eigene Garten Platz für ein eigenes Tennisfeld hat. Seit unserer Hochzeitsreise in Marokko hatten wir nicht mehr gespielt, jetzt wurde es mal wieder Zeit.
Gemeinsam mit unseren Freunden besuchten wir am Tag darauf Stettin (polnisch Szczecin) ganz im Nordwesten Polens und nicht weit von Passow entfernt. So war unser Stadtführer gleich inklusive und wir erfuhren um die deutsche Geschichte, die Änderungen seit der Eingliederung in Polen und beispielsweise um die vielfach ersetzten Wappen in alten Gebäuden. Den Ausflug nach Polen nutzten wir außerdem für einen sehr leckeren Restaurantbesuch und den Fund unseres ersten polnischen Geocaches.
Am unserem zweiten Tag in der Uckermark unternahmen wir eine Radtour durch die nähere Umgebung. Beim Laufen hatte ich bereits einen Waschbären, Hasen und Rehe entdeckt, jetzt erkundeten wir sandige Fahrradwege, fuhren über Kopfsteinpflaster, sahen viele Störche und Gutshäuser und genossen ein leckeres Eis in der „Eisschmiede“.
4.) Lassan – zum ersten Mal an der Ostsee
Weiter ging es dann an die Ostsee. Vor Usedom machten wir Zwischenstopp in Lassan. Das Dorf mutet zwar recht dubios an, die Umgebung ist dafür umso netter: von einem kleinen Aussichtsturm konnten wir beim Morgenlauf nicht nur auf die Ostsee schauen, sondern ebenso über wogende Graslandschaften.
5.) Karlshagen auf Usedom
Dann ging es auf die Insel: nach einer Nacht fuhren wir nach Karlshagen auf Usedom. Dort lag der Campingplatz direkt an der Ostsee, schon unseren Bus parkten wir auf Sand, barfuß liefen wir erstmal zum Wasser. Und was ein Strand es war: absolut feiner Sand. An der Wasserkante, die sich kaum zwischen Ebbe und Flut unterscheidet, findet man – anders als beispielsweise auf Rügen – Muscheln. Und Quallen. Teilweise schwimmen sie noch gemächlich zwischen den Beinen hin und her, allzu oft liegen sie aber auch tot im Sand. Ebenso allgegenwärtig ist der Wind.
Hinter dem Strand folgt in Richtung Zinnovitz ein Nadelwald, der wie gemacht zum Laufen ist. Auch die Radwege sind auf Usedom gut ausgebaut und beschildert. Beim Laufen wie auch beim Radfahren kann man die Villen entlang des Weges bewundern.
Usedom war unser erster längerer Zwischenstopp, dennoch schien die Zeit nicht zu reichen, so viel gab es auf der Insel zu sehen. Wir besuchten die Königsbäder Ahlbeck und Heringsdorf und fuhren mit dem Rad nach Peenemünde. Wir aßen schwarzes Eis und betraten ein kopfstehendes Haus. Wir besichtigten ein russisches U-Boot, sahen eine Raketenentwicklungszentrum und -bunker, radelten um Binnenseen und bewunderten den Sonnenuntergang. Und schon war es wieder Zeit, weiterzuziehen.
6.) Loissin
Weiter ging es nach Loissin, also wieder aufs Festland. Dort war der Strand nicht wirklich schön und auch sonst gab es wenig zu entdecken, sodass wir uns auf die Räder schwangen und nach Greifswald fuhren. Dort wurden wir positiv überrascht: die Stadt ist wirklich schön und die auf dem Weg liegende Klosterruine Eldena auf jeden Fall einen Besuch wert. Ein sehr schöner Urlaubstag.
7.) Lobbe auf Rügen
Und dann kamen wir am Hauptziel unserer Reise an: eine ganze Woche würden wir auf Rügen verbringen. Doch die Insel zeigte sich ganz und gar nicht gastfreundlich, sondern empfing uns mit heftigem Regen. Einen Zwischenstopp hatten wir in Stralsund eingelegt, auch dort wurden wir aber mehr nass als dass wir uns viel hätten ansehen können. Den nächsten Regentag nutzten wir für die Besichtigung von Prora.
Glücklicherweise endete der Regen auch wieder. So konnten wir auch auf Rügen den feinen Sandstrand genießen (hier ohne Muscheln), Seebrücken bestaunen, Berge besteigen (der Bakenberg, den ich beim Morgenlauf überlief, ist < 50 m hoch) und Dünengras beim Wogen zusehen. Nur eine Fahrt mit dem Rasenden Roland konnten wir nicht unterbringen.
Wirklich viel los war eigentlich nur am Strand von Binz, ansonsten deckten sich unsere Erfahrunge nicht mit der Berichterstattung in den Medien. Vom Nord- wie auch vom Südperd aus schauten wir auf die Ostsee und vom Victoriablick auf die Klippen Rügens. Die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund sind wirklich einen Ausflug wert, obwohl der Wald dahinter auch bei uns sein könnte und der Eintritt zum betreten des Kaiserstuhls unverschämt teuer ist.
Ein Highlight für mich war der lange Lauf hoch bis fast nach Binz, am Steilufer der Granitz entlang bis zum Jagdschloss selbst und wieder zurück. Nicht bedacht hatten wir, dass Svenja im Nationalpark nicht Fahrrad fahren durfte, sodass wir uns am Jagdschloss Granitz wiedertrafen. Enttäuscht waren wir von der Ruderfähre in Moritzdorf – unser Kapitän war nicht nur ausgesprochen unfreundlich, sondern trieb das Boot auch mit einem Motor an. Das hatten wir in einer Dokumentation anders gesehen.
8.) Nonnevitz auf Rügen
Für unseren zweiten Stopp auf der Ostseeinsel Rügen fuhren wir vom Südosten des Eilands einmal quer bis ganz in den Nordwesten nach Nonnevitz. Von dort aus nutzen wir die einsamen Straßen, die sich entsprechend perfekt als Radwege eignen, um Kap Arkona und das Fischerdorf Vitt zu besichtigen. Ein Highlight wäre gewesen, wenn wir auf dem Weg dorthin am Strand Robben gesehen hätten, doch wir hatten kein Glück.
Bald hieß es dann bereits, sich von der schönen Landschaft, vom Strand und der Ostsee zu verabschieden. Es war Zeit für den Rückweg.
9.) Lüneburger Heide
Ein absolutes Highlight folgte aber noch: die Lüneburger Heide! Auf dem Weg dorthin hielten wir kurz in Wismar, wo wir nicht nur die Schweinsbrücke und die Innenstadt besichtigten, sondern außerdem endlich einen Cappuccino aus einer richtigen Siebträgermaschine bekamen. Bisher waren wir nur auf Vollautomaten getroffen.
Die Lüneburger Heide gefiel mir ausgesprochen gut. Wobei ein Moor auch schaurig sein kann, wenn man so ganz allein hindurchläuft. Hätte dann noch nebelverhangene Dunkelheit geherrscht, ich hätte mein Tempo sicher deutlich erhöht. Angetan hat es mir die raue Natur, die doch so unerwartet vielfältig ist. Ein wenig war ich hin und wieder an den Alpenbewuchs oberhalb der Baumgrenze erinnert. Herrlich war die Fernsicht vom Wilseder Berg und sogar einen Schäfer mit Heideschnucken trafen wir.
In den Dörfern um die Heide standen teilweise beeindruckende Klinkerbauten und der Campingplatz war der schönste der ganzen Reise (und das will etwas heißen!).
10. Fuldaschleife
Als letzte Station – um nicht ganz so plötzlich zurück zu Hause zu sein und uns langsam an die Bevölkerungsdichte zu gewöhnen – machten wir noch einmal Halt in Hessen. Von Guxhagen aus unternahmen wir eine letzte kleine Radtour zur Edermündung, auf dem Radweg R1 lief ich am Sonntagmorgen meine letzten Urlaubskilometer. Dann konnte es nach Hause gehen.
Hier schloss sich auch der Kreis unserer Route: auf dem Rastplatz von Guxhagen hatten wir auf dem Weg nach Hannover eine Rast eingelegt. Alles in allem also eine Runde Sache!
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