Im Leben eines Läufers gibt es ganz bestimmte Schallmauern, die durchbrochen werden wollen. Eine davon sind die neun Minuten über 3000 Meter. Drei Minuten pro Kilometer, drei Mal hintereinander, am Stück.
Im Sommer 2012 war ich in guter Form. Nur drei Tage nach meiner ersten Einzel-Medaille bei Hessischen Meisterschaften und einem guten Schlussspurt fuhren wir deshalb zum Abendsportfest nach Pfungstadt, um die 3000 m in Angriff zu nehmen – in Erwartung eines Feldes, was mich zu einer guten Zeit, hoffentlich unter neun Minuten, ziehen würde.
Doch wir schienen enttäuscht worden zu sein, es ließ sich niemand blicken, der eine ähnliche Marschroute zu haben schien. Die Ansage meines damaligen Trainers Rainer blieb dieselbe: „dann musst du es eben alleine machen!“. Eigentlich nicht so wirklich mein Ding, aber natürlich versuchte ich es. Und lief wirklich an der Spitze des Feldes, allein für mein Tempo verantwortlich. Nach 1000 m zeigte die Uhr 2’58. Perfekt.
Doch der zweite Kilometer ist immer der langsamste, vielleicht auch der härteste. Die anfängliche Euphorie ist verflogen, die Kräfte beginnen nachzulassen: 3’04 für den nächsten Abschnitt, die Uhr steht bei 6’02. Zum Glück lief ich nicht alleine, hatte noch Bertold Wörner und Simon Bertsch im Schlepptau. Letzterer war ebenso in überragender Verfassung und übernahm dann glücklicherweise nach 2200 Metern die Führung.
Jetzt wurde es ernst. Im Video klar zu hören die lauten Anfeuerungsrufe: „Mitgehen!“. Gänsehautfeeling. Und ich ging mit. Wich nicht von Simons Haxen. „Mitgehen!“. Hätten wir die Zwischenzeiten wahrgenommen, wir hätten wahrscheinlich nicht mehr daran geglaubt, es noch schaffen zu können. Für die letzte Runde blieben nur 68 Sekunden. Aber ich blieb dran, und Simon gab Gas. Jetzt schrien sie alle: Rainer, Veronika, Svenja und Kerstin. Und dann: der Schlussspurt. Es wurde knapp, aber es reichte! Für mich. Gerade so. 8:59,99 min! Maßarbeit. Schallmauer durchbrochen.
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