Der November ist grau, der November ist kalt, und vor allem ist der November nass. Häufig kommt noch Nebel dazu. Kurz: brrr! Da erscheint es verständlich, wenn die Kollegen zwar meinen, sie müssten mal wieder etwas tun, können sich aber wegen des Wetters einfach zu nichts aufraffen.
Ich dagegen hatte solche Probleme nicht. Nach drei Wochen Laufpause habe ich mich jeden Tag auf den späteren Auslauf gefreut. Endlich wieder laufen! Kein Zögern beim Schuhebinden, sondern so schnell wie möglich raus und los. Da ist das Wetter egal, spielt keine Rolle. Nach fünf Minuten ist es sowieso angenehm warm.
Doch allein die Freude am Laufen war nicht alles in dieser Woche: Ganz besonders war am Mittwoch mein Reh-Erlebnis. Zwar bin ich diesen Waldbewohnern in der Vergangenheit schon einige Male recht nah gekommen, das wurde am Mittwochabend aber deutlich übertroffen.
Wegen der allgemeinen nass-und-kalt-Depression ist derzeit nicht allzu viel los, im Wald. Dass ich schon seit einigen Minuten niemandem begegnet war, schien also nicht weiter verwunderlich. Und dann tauchen da plötzlich in der Dunkelheit direkt auf dem Weg vor mir zwei Augen auf. Flüchten nicht, schauen mich nur an. Nach der ersten Schrecksekunde erkenne ich, dass es wohl ein Reh ist. Es bleibt aber weiterhin auf dem Weg stehen, schaut mich nur an. Als ich schon denke, ich könne es gleich streicheln, erst dann dreht es in aller Ruhe ab und – man könnte es schon als schlendern bezeichnen – geht ganz gemütlich auf der anderen Seite in den Wald. Dann kommt das nächste Reh quer über den Weg und springt zu seinem Artgenossen zwischen den Bäumen. So knapp vor mir, hätte ich die Hand ausgestreckt, ich hätte es berührt. Habe ich aber nicht, dafür war ich zu perplex. Und dann knacken zum dritten Mal Zweige, als hinter mir noch ein drittes Reh den Waldweg überquert.
Was für ein Erlebnis! Nur woher wussten die, dass ich mein Abendessen schon besorgt hatte und nicht auf der Jagd war?
Eine Anmerkung noch für die ganz genauen: Wirklich sicher, dass es sich um richtige Rehe handelte, bin ich mir nicht. Es könnten auch Hirschkühe gewesen sein. Die Tiere hatten nämlich eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Hirschkuh auf dem Bild, welches ich im Wildpark schoss…