Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 „gut“ und 10 „sehr gut“ bedeutet – wie fühlst du dich?
Vor dem Start hätte ich mit einer glatten „8“ auf meine eigene Frage geantwortet. Die Beine fühlten sich gut an. Und meine Nase hatte ich verdrängt. Konsequenterweise hätte ich mich vor dem Start zum diesjährigen Saisonauftakt des Mainlaufcups beim Spiridon Halbmarathon in Frankfurt gleich doppelt selbst ohrfeigen müssen: zuerst hatte ich am Mittwochabend bei der Vorabendveranstaltung zur Kranfachtagung, bei der ich beruflich war, im Zug gesessen, das viel zu spät gemerkt und mir dadurch eine leichte Erkältung eingefangen. Und dann hatte ich mich auch noch am Freitag beim Ausladen – obwohl gerade ich es besser wissen müsste – verhoben, sodass mir der Rücken weh tat.
Der Start bei unserem eigenen Spiridon Halbmarathon schien damit unter keinem guten Stern zu stehen. Auch das Wetter war mit viel Wind und Regen auch alles andere als ideal angekündigt. Aber ich tat mein Bestes, um am Sonntagmorgen wieder körperlich bei 100 % zu sein, denn die Form ist eigentlich sehr gut. Am Samstag musste ich dann zwar noch ab und an niesen, war aber guter Hoffnung, das bis zum nächsten Morgen alles auskuriert war.
Spiridon Halbmarathon – die Strecke kenne ich
Es war jetzt schon das (mindestens) siebte Mal, dass ich in Frankfurt den Halbmarathon gelaufen bin. Seit meinem Durchbruch über diese Distanz, als ich mich 2012 um dreieinhalb Minuten auf 1h12’36 verbesserte, will mir auf dieser Strecke aber kein richtig gutes Rennen mehr gelingen.
In diesem Jahr dachte ich eigentlich, so gut in Form wie schon lange nicht mehr zu sein. Unter 73 Minuten bin ich zuletzt 2015 bei meiner Bestzeit gelaufen. Davor bereits drei Mal, seither aber nicht mehr. Genau das aber traue ich mir derzeit zu – wenn es denn kein allzu schlechter Tag würde. Nun, es sollte nicht sein:
Spiridon Halbmarathon – das Rennen
Zunächst einmal ging es gut los. Die ersten Kilometer waren sehr locker und in einem guten Tempo: 10’18 zeigte die Uhr nach drei Kilometern. Dazu hatten wir eine Gruppe, was bei den windigen Verhältnissen besonders wertvoll ist. Dann aber wurde es vielleicht zu locker – die 5-km-Marke passierten wir nach 17:25 min. Noch war nichts verloren, die gesparten Körner am Ende vielleicht wichtig. Aber ich wollte schneller! Nachdem ich die letzten beiden Kilometer die Führungsarbeit abgegeben hatte, ging ich jetzt wieder nach vorne und machte Dampf.
Aber es kam nichts – es fühlte sich zwar wieder schneller an, die Uhr sagte nach zwei Kilometern aber 7’01. Das war langsamer. War die Erkältung doch noch nicht ganz durch? Ich musste deutlich öfter „auspusten“ als normal. Auch war mir jetzt schon zum dritten Mal jemand in die Hacken gelaufen, was ich seit dem Frankfurt Marathon 2017 so gar nicht ausstehen kann. Aber was gab es schon für Optionen? Schneller schien gerade nicht zu gehen. Ich schaltete mental von einem „time-trial“ zu einem Meisterschaftsrennen um. Von nun an ging es für mich nur noch darum, in der Gruppe zu bleiben, um dann am Ende nach Möglichkeit noch einmal zuzulegen.
10 Kilometer waren dann nach exakt 35:00 min gelaufen. Jetzt aber wurde es langsamer. Zum einen, weil die Strecke jetzt etwas unrund wird, zum anderen wegen des Wetters, weil der Wind jetzt heftiger blies und bald ein heftiger Wolkenbruch über uns hernieder ging. Auch deshalb wollte jetzt niemand nach vorne, was zusätzlich Zeit kostete. Aber schließlich kamen wir zur Isenburger Schneise und zu der Stelle, wo sich Spreu und Weizen trennen. Jetzt nämlich geht es bergauf und unsere Gruppe zerlegte es ein wenig. Auch ich ließ einige Meter Lücke zur Spitze.
Die letzten Kilometer
Schon länger waren mit Nikita und Brhane zwei Teamkollegen in Sicht gekommen – Max, mit dem ich in den letzten Wochen viele schnelle Kilometer gelaufen war, lief schon ab km 3 in meiner Gruppe. Nikita, der im Training zuletzt sehr stark war, erging es heute schlecht. Als ich wieder zu den Führenden unserer Gruppe auflief, überholte ich ihn. Jetzt waren wir auch wieder schneller, zumindest wieder um die 3’30/km.
Hier standen mit Manfred, Kathrin, Martin, Paula und Marie (die vier hatten sogar ein Schild für mich gebastelt – klasse!) sowie einigen Spiridonis auch verhältnismäßig viele Schlachtenbummler an der Strecke. Die auch sonst oft verwaisten Streckenränder waren heute aufgrund des Wetters noch leerer als sonst.
Nach der Linkskurve – die Isenburger Schneise war damit geschafft – lief jeder nur noch, was er hatte. Michael (Lik), mit dem ich scheinbar jedes Jahr aufs neue und nur beim Spiridon Halbmarathon in einer Gruppe laufe, hatte sich leicht abgesetzt und hatte zu Brhane aufgeschlossen, dahinter lief ein mir bis dato unbekannter Läufer aus Nordhessen, dann Karl und ich.
Und dann wurde es noch einmal dramatisch: Bei km 19, wenn es die letzte Brücke zu erklimmen gilt, biegen Brhane und Michael statt auf die Straße auf den Fahrradweg ab. Und Karl, obwohl er hier schon mehrmals gelaufen ist und drei Meter hinter mir läuft, mir eigentlich einfach nur folgen müsste, hinterher. Oben geht es für sie nicht weiter, sie müssen über die Absperrungen klettern, sodass ich jetzt vorne bin.
Bis Kilometer 20 haben sie wieder aufgeschlossen, und in der allerletzten Schlussoffensive kann ich nicht mehr dagegen halten. Im Vorfeld hatte ich mir mehr als die 1h14’46, die es am Ende waren, erhofft, bin aber für die Bedingungen zufrieden. Hätte es mich schlimmer erwischt, hätte ich im Bett gelegen, statt mit einem guten 3’32er Schnitt durch Frankfurt zu rennen.
Auf nach Hamburg
Und damit geht der Blick auch schon wieder nach vorne. Lange ist es nicht mehr, dann ertönt schon der Startschuss für den Hamburg Marathon. Nach ein paar ruhigen Tagen werde ich mich in die Vorbereitung stürzen, die hoffentlich auch einen schnellen 10er und einen erfolgreichen Wasserlauf in Seligenstadt beinhaltet. Bleibt dran, weil laufen hilft!
Der Überblick
Datum: So, 10. März 2019
Ort: Frankfurt am Main, Deutschland
Wettkampf: Spiridon Halbmarathon
Distanz: 21,0975 km
Zeit: 1:14:46 h
Platz: 14.
Crew: Svenja, Johannes, Thomas, Kathrin, Martin, Paula, Marie & Spiridon
Schuhe: adidas adizero adios Boost 3
Ernährung: 1 Gel
Fotos: Svenja und Martin
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