Wer hätte das gedacht? Was in der Satellitenansicht aussah wie eine einfache Wiese, die keine Besonderheiten aufweist, war in der Wirklichkeit der Reitclub Altenstadt, der sich hervorragend für einen Crosslauf eignete. Im Endeffekt verlief die Strecke zwar wirklich über eine Wiese, war aber durch die Besonderheit der Strecke Werbung pur für unseren Sport.
Hessische Crosslaufmeisterschaften 2020
In der Saisonplanung waren die hessischen Crosslaufmeisterschaften das erste Highlight des Jahres. Bis hierhin sollten die Grundlagen gelegt sein, auf denen sich beim Crosslauf Spaß haben ließ und auf welchen im Anschluss für die schnellen Straßenrennen aufgebaut werden soll.
Doch ob meiner Form war ich mir unsicher. Trotz einem recht guten Rennen in Jügesheim war noch nicht klar, wo ich stehe: bei den Bahntrainings tat ich mir bei Wind und schlechten Bodenbedingungen schwer, das samstägliche Crosstraining fühlte sich zwar gut an, war aber nicht vergleichbar.
Somit war das Ziel für die Crosslaufmeisterschaften in Altenstadt weit gefasst: ich wollte ein gutes Rennen machen. Weil die Meisterschaften in diesem Jahr sehr gut besetzt waren und mit Fabian, Sebastian und Björn auch altbekannte Konkurrenten am Start waren, die mir beim Suppenschüsselcross noch weggelaufen waren, würde ich nach dem Rennen zumindest den Vergleich zu anderen haben.
Der Reiterhof Messerschmidt in Altenstadt
Vor Ort war gleich der erste Eindruck positiv: „Das kann Spaß machen!“, meinte ich zu Svenja. Auch sie war begeistert, durch die vielen verschiedenen Motive konnte sie mit der Kamera kreativ sein. Noch vor dem Ortseingangsschild von Altenstadt konnte man die bewusste Anlage bereits auf der linken Seite ausmachen, auch Parkplätze gab es in unmittelbarer Umgebung genug.
Auf einem großzügigen Freigelände war mit Absperrband die Laufstrecke abgesteckt, die kurvig über die Wiese führte, immer mal wieder unterbrochen von diversen Hindernissen, einem kleinen Hügel, Strohballen oder einem Entwässerungsgraben. Sehr abwechslungsreich und entsprechend kurzweilig.
Obgleich ich mir in der Woche beim Training sehr schwer tat – das letzte Wochenende war hart, sodass die Regenerationswoche zwar wohlverdient war, aber die Beine nicht zum schnellen Laufen zu überreden waren – fühlte ich mich schon beim Einlaufen gut. So ist es ja oft: nach einem Tief kommt der nächste Leistungssprung. Darauf hatte ich für den Crosslaufsonntag in Altenstadt zwar gehofft, wollte aber nicht darauf zählen.
Fünf Runden beim Altenstadt-Cross
Die alte Regel schien sich einmal mehr zu bewahrheiten. Ich erwischte einen guten Start und konnte mich recht weit vorne im Feld platzieren. Weil es wieder einmal windig war – umso mehr auf dem freien Feld – lief erstmal niemand vorneweg, jeder versuchte sich zu verstecken. So war insbesondere die erste Runde recht unrhythmisch, weil es vor den Hindernissen immer etwas stockte und dahinter wieder angetreten wurde. Ähnlich wie bei Massenstartrennen beim Langlauf oder Biathlon, was die Moderatoren immer großspurig als Ziehharmonikaeffekt betiteln.
Die zu überspringenden Hindernisse waren stets in unangenehmer Höhe. Nie wusste ich, ob ich direkt darüber springen oder einen Fuß aufs Hindernis setzen sollte. Noch unangenehmer waren nur die drei Reihen Strohballen, die in einem Abstand lagen, dass ein Zwischenschritt zu kurz und zwei zu viel waren. Dort veranstalteten wir alle zusammen Runde um Runde recht verkrampftes Gestakse.
Im Gegensatz dazu war aber die Wiese toll zu laufen. Der Untergrund war weich, ließ aber dennoch flüssiges Laufen zu.
Noch in der ersten Runde musste ich bei einem der Hindernisse bis in den Stand abbremsen, wurde dabei überholt und verlor nicht nur den Anschluss zur Gruppe, sondern außerdem kurzfristig den Glauben an mich selbst. Eine halbe Runde lang zweifelte ich, ob ich, da ich bereits ins Hintertreffen geraten war, eben doch noch nicht in Form war und ob ich mich jetzt vier Runden lang würde quälen müssen. Aber ich fand, auch durch die Anfeuerungsrufe von außen, zurück in meinen Rhythmus und drehte auf der zweiten Runde so weit auf, dass ich bald wieder in der Gruppe von Fabian und Björn lief – also genau da, wo ich sein wollte.
Ein Sturmtief nach dem nächsten
Eigentlich war jetzt der Plan, in der Gruppe mitzuschwimmen. Vor allem, um mich vor dem Wind zu verstecken. Allerdings hatte ich so schnell aufgeholt, dass mich mein Geschwindigkeitsüberschuss direkt an die Spitze der Gruppe laufen ließ. Und weil man vorne in seinem eigenen Rhythmus an die ungeliebten Hindernisse heranlaufen kann, übernahm ich die Führung.
Jetzt kamen auch die positiven Gedanken. Wenn ich mich stark fühle, gehe ich nach vorne, ergo fühle ich mich stark, wenn ich vorne laufe. Das passte auch zum Rennen. Nach und nach sammelten wir den ein oder anderen ein, ab und zu sah ich in spitzen Kurven, wer aus unserer Gruppe hatte abreißen lassen müssen.
Zum Ende der vierten Runde waren wir dann nur noch zu dritt: Sebastian, Björn und ich. Insbesondere Björn war beim Suppenschüsselcross sehr stark gelaufen, was ich als gutes Zeichen wertete, denn jetzt war ich dran. Nach drei Runden Führungsarbeit meinerseits ging er jetzt nach vorne, was mir sehr recht war.
Und ich fühlte mich weiterhin sehr gut. Teilweise musste ich sogar herausnehmen, um nicht wieder an Björn vorbeizugehen. Immer nach den Hindernissen beschleunigte er aber, was uns das Leben nicht leicht machte.
Dann beschleunigte Sebastian, ich ging mit, Björn setzte mir nach. Und obwohl ich mich bis dahin noch gut gefühlt hatte, bekam ich schlagartig Probleme. Doch stattdessen Björn einfach an mir vorbeizog, raunte er mir ein „Komm, beiß!“ zu. Hätte er nichts gesagt, ich hätte ihn wahrscheinlich ziehen lassen. So riss ich mich zusammen und blieb ich weiter am Drücker.
Dennoch hatte Sebastian eine Lücke von wenigen Metern gerissen. Aber dann kamen die Heuballen mit ihrem ganz speziellen Abstand. Und jetzt überschlugen sich zum Finale die Ereignisse: An der dritten Reihe blieb Sebastian mit dem Fuß hängen und legte sich der Länge nach hin. Schon waren Björn und ich vorbeigeschossen, schon setzte Björn zum Zielspurt an. Er hatte aber die Außenkurve gewählt, sodass der Vorteil klar bei mir lag. Ich hielt dagegen. So kam ich sowohl vor Björn als auch vor Sebastian als Gesamt-14. und Dritter der M30 ins Ziel. Noch viel wichtiger: ich hatte ein richtig gutes Rennen gezeigt!
Bereit für mehr
Ein gutes Rennen wie dieses war genau das, was ich zum Abschluss des ersten Trainingsblocks gebraucht habe. Es war die Bestätigung, dass ich auf einem guten Weg bin. So kann es weitergehen und so fällt es deutlich einfacher, den nächsten Trainingsblock in Angriff zu nehmen! Ich freue mich auf die schnellen Straßenrennen im April!
Der Überblick
Datum: So, 16. Februar 2020
Ort: Altenstadt, Deutschland
Wettkampf: Hessische Crosslaufmeisterschaften
Distanz: ~7,5 km
Zeit: 25:38 min
Platz: 14.
Crew: Svenja
Schuhe: Brooks Spikes
Ernährung: –
Fotos: Svenja
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