Unseren Sonntagmorgen begannen wir gemeinsam. Das ist schön. Sonst laufen wir meistens getrennt, weil jeder sein eigenes Programm absolviert. Höchstens beim Bahntraining laufen wir Teilstrecken gemeinsam. An diesem Sonntagmorgen bot es sich aber an, dass ich Svenja bei ihrem morgendlichen Dauerlauf begleitete und so selbst die Beine schon etwas aufweckte. Vor Wettkämpfen mache ich das gerne, einfach, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Beim Frankfurter Halbmarathon, „unserem“ Spiridon Halbmarathon, würde ich zwar „nur“ Zugläufer sein, gerade dann sollte das Lauftempo von 4‘00/km aber möglichst bereits ab dem ersten Kilometer sitzen.
Als Helfer und Zugläufer beim Halbmarathon
Weil wir an einigen Laufveranstaltungen teilnehmen sollte man ab und an auch selbst mit anpacken und so etwas zurückzugeben. Nicht nur für den Verein, der sich durch Veranstaltungen wie den Halbmarathon und den Frankfurter Silvesterlauf mitfinanziert, sondern auch für alle anderen Läuferinnen und Läufer. Das Vereinsleben mag sich derzeit zwar wandeln, dennoch ist es wichtig, sich selbst einzubringen. Wir Läufer sind eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Ohne freiwillige Helfer gäbe es weder Wettkämpfe noch das Vereinstraining oder –feste. Was würde uns nicht alles entgehen!
Und das beste: Helfen macht Spaß! Schon am Samstag waren wir beim Aufbau am ehemaligen Waldstadion dabei. Zwar fehlen uns als Läufer die großen Kräfte (daran wird auch die IGMM nichts ändern), dafür macht es uns nichts aus, einfach zwei Mal zu gehen. Und das Tragen von Partygarnituren und Absperrgittern haben wir sehr gut hinbekommen. Nebenbei kann man auch immer wieder hinter die Kulissen der Commerzbank-Arena schauen und die anderen Läufer einmal in anderem Rahmen kennenlernen.
Am Sonntag wiederum galt es dann das zu tun, was wir am besten können: laufen. Ich hatte schon immer ein gutes Gefühl für das Lauftempo – gleich ob auf der Bahn oder auf der Straße –, sodass ich denke, mich als Zugläufer sehr gut zu eignen. Schon beim Silvesterlauf 2017 hatte ich die Vorgabe von 40:00 min mit 39:59 exakt getroffen (2016 hatte es das Malheur mit der Streckenführung gegeben). Damals mussten wir noch einen großen Luftballon mitführen, mittlerweile gibt es Rucksäcke mit Fahnen. Anders als man vielleicht vermuten könnte sind diese sehr leicht und beeinflussen das Laufen kaum. Als weiteres Plus hat man so auch Platz für ein Handy, das wir zur Sicherheit auf die Strecke mitnehmen sollten („Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, wusste schon meine Oma).
Gemeinsam mit unserem Trainer der Spiridon-Leistungsgruppe und WM-Teilnehmer Kurt Stenzel würde ich also Zugläufer für 1:24 h (also 4:00/km) machen, Svenja hatte derweil die Kamera im Anschlag und sammelte Impressionen für unseren LaufReport.
Die neue Strecke
Das Besondere in diesem Jahr: die neue Streckenführung bzw. die neue Laufrichtung. Denn die Strecke ist fast gleich geblieben, es wird lediglich in die andere Richtung gelaufen. So gibt es zu Beginn weniger Engstellen (dadurch konnte auch das Teilnehmerlimit erhöht werden), die Brücke wird gleich zu Beginn genommen und die Steigung ist jetzt eine jauchzende Abwärtspassage, auf der man nach der Isenburger Schneise Zeit gutmachen kann.
Hatte ich früher – obwohl ich meine Halbmarathonbestzeit auf exakt dieser Strecke 2012 von 1h16‘03 auf 1h12‘36 verbessern konnte – noch Vorbehalte bei der Strecke, insbesondere wegen der bereits erwähnten Steigung hinauf zur Isenburger Schneise, wegen der Brücke am Ende und der für den Kopf anstrengenden nicht enden wollenden Stadionumrundung, kann ich jetzt sagen: die Strecke des Frankfurter Halbmarathon ist richtig schnell! Als weiteres Schmankerl läuft man jetzt nämlich keine Extrarunde mehr ums Stadion, sondern direkt aus der letzten Unterführung geradeaus hinein ins Stadion.
Bei bestem Laufwetter mit leichter Bewölkung und 8 °C konnten so einige neue Bestzeiten aufstellen. Ab und an gab es zwar etwas Wind, davor konnte man sich aber natürlich hinter unseren breiten Rücken verstecken!
Das Rennen als Zugläufer
Ausgestattet mit unserem T-Shirt und Kompressionssocken des Sponsors sowie unseren Rucksäcken standen wir dann pünktlich im ersten Startblock nach der Elite. Durch unsere Fahnen gut sichtbar konnten wir so noch vor dem Start den dehnbaren Begriff „1:24“ klären: für mich bedeutete die Aufgabenstellung klar einen 4er-Schnitt zu laufen. Damit würden wir bei 1:24:23 h landen.
Kaum war die Elite gestartet begann auch schon unser Countdown (ein sogenannter Wellenstart ob der schieren Menge an Teilnehmern). Im großen Pulk ging es los. Lieber etwas zu langsam als gleich zu Beginn zu schnell, was wunderbar klappte: 4’04 für den ersten Kilometer, das Laufgefühl passte. Und mit dem zweiten Kilometer in 3’56 waren wir dann genau auf dem Punkt.
Einen kleinen Schrecken jagte und km 3 ein, der mit etwa 3’47 angezeigt wurde. Kurt und ich waren uns schnell einig, dass das Schild falsch stehen musste, was uns die nächste Markierung bestätigte: 4’15. Wir waren perfekt auf Kurs und feuerten die entgegenkommenden Läufer an, die den Wendepunkt bereits passiert hatten. Von Beginn an liefen wir sehr harmonisch, auch die recht große Gruppe passte, da wurde nicht gerempelt oder der Weg geschnitten, sondern gemeinsam am Tempo gearbeitet.
Nach der ersten Verpflegungsstelle ging es dann hinab. Kurt wollte hier etwas Zeit gutmachen, sodass wir etwas schneller wurden. Ich wiederum wollte etwas Erholung zulassen und bergab nur rollen, weshalb sich unsere Gruppe in der Folge etwas spaltete: vorne einige Läufer um Kurt, die mehr Druck machen wollte, etwa 20 m dahinter „meine“ Gruppe mit denjenigen, die möglichst lange Kräfte sparen wollten.
Konstant oder auf Angriff?
Durch das Bergabstück lagen wir weiterhin gut im Tempo, auch durch Sachsenhausen ließ es sich gut laufen. Die 10-km-Marke passierten wir nach 39’50, jetzt wieder als eine große Gruppe, nach und nach waren wir wieder aufgelaufen.
Dann ging es an den Main hinunter und Wind kam auf. Ich versuchte, mich groß zu machen und Windschatten zu bieten. Mit dem Ende der Mainpassage und dem Erreichen der 13-km-Marke gab Kurt seinen Rucksack an Christian weiter, der uns als Backup begleitet hatte, weil Kurt nicht wusste, wie fit er wieder war, und stieg aus.
Ab der kleinen Steigung vom Main hinauf machte Christian dann in der Folge wieder mehr Druck, sodass sich unsere Gruppe erneut teilte. Christian führte in Richtung 1:24:00 h, während ich weiterhin beim 4er Schnitt blieb. Das stellte sich als gut praktikabel heraus: diejenigen, die angreifen wollten, konnten so etwas schneller laufen, während die anderen konstant ihr Rennen durchziehen konnten.
Die wiederum, denen im ersten Teil unserer Gruppe die Puste ausging, konnten wir dann einsammeln und motivieren, dran zu bleiben. So wurden die letzten Kilometer sehr abwechslungsreich. Unglaublicherweise entsponnen sich unterwegs auch immer wieder kurze Gespräche. Im eigenen Rennen versuche ich immer möglichst alle Kräfte zu sparen und rede so gut wie nie. So konnte ich aber meine Gruppe auf der letzten Geraden vor der Unterführung nochmal motivieren, Gas zu geben und die leicht abgeschlagenen, sich erneut heranzukämpfen. „Auf geht’s!“
Direkt hinein ins Stadion
Kurz vor dem Stadion wartete dann wieder Kurt, der sich für die letzten Meter noch einmal anschloss. Den geplanten 4er Schnitt erreichten wir mit 1h24:24 h fast exakt und konnten dann direkt im Ziel einigen Mitläufern zu neuen Bestzeiten gratulieren. Es hat mächtig Spaß gemacht, als Zugläufer für das Tempo zu sorgen und die anderen zu motivieren!
Der Überblick
Datum: So, 08. März 2020
Ort: Frankfurt am Main, Deutschland
Wettkampf: Frankfurter Mainova Halbmarathon
Distanz: 21,1 km
Zeit: 1:24:24 h (Zugläufer)
Platz: 199.
Crew: Svenja
Schuhe: Nike Pegasus
Ernährung: –
Fotos: Svenja
3 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.