Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach Ramatuelle und Saint Tropez ging es als nächstes in die Zitronenstadt Menton sowie nach Monaco.
Als letzte Station in Frankreich hatten wir uns die Zitronenstadt Menton nahe der italienischen Grenze ausgesucht. Sie wurde uns in unserem Reiseführer als eine der 150 schönsten Städte Frankreichs empfohlen. Am Anreisetag zweifelten wir allerdings an unserer Entscheidung: durch viel Stau wurde alles später und stressiger als gewohnt. Immerhin hatten wir dadurch bereits einen guten Blick auf das Fürstentum Monaco.
Wir hatten uns eine Ferienwohnung genommen, weil es in der weiteren Umgebung keinen geeigneten Campingplatz gab. Diese lag, wie in Menton üblich, am Hang, einige Höhenmeter über der Wasserkante. Die Straßen dort hinauf wurden immer enger, steiler und abenteuerlicher, bis wir endlich am Ziel waren. Der Stress der Anreise fiel beim ersten Erkundungsspaziergang von uns ab, als wir in einem italienisch geführten Fahrradladen mit integriertem Café recht spät noch einen Espresso genossen. Es war wieder an der Zeit, das Leben (zu dritt) zu genießen!
Die Zitronenstadt Menton
Das Highlight an unserer Ferienwohnung war eindeutig der Balkon. Von dort – wir wohnten etwa 3 km von der Altstadt entfernt im Stadtteil Garavan – konnten wir weit hinaus aufs Meer sowie rechterhand in die Zitronenstadt schauen. Diese ist durch die hier seit Jahrhunderten angebauten besonderen IPG-Zitronen („Indication Géographique Protégée“) bekannt. Das wollten wir an unserem ersten Tag in Menton anschauen.
Nach 160 Stufen, für die man teilweise einen, zwei oder drei Schritte brauchte, waren wir unten an der Küste. Dort entlang liefen wir, dabei die Strände Rondelli (mit Liegestühlen der angrenzenden Restaurants) und Sablettes (mit nagelneuer Holzpromenade) passierend, bis zum alten Hafen von Menton. Von dort aus erkundeten wir die Altstadt, die wirklich sehenswert ist. Hier hatte der Reiseführer nicht übertrieben. In der Markthalle gab es frische Lebensmittel, in der Promenade de Soleil Souvenirläden und Restaurants. Hinter der beeindruckenden Basilique Saint-Michel Archange de Menton schlängeln sich kleinste Gässchen Stufe für Stufe zwischen den alten Bauten hindurch. Es machte Spaß, sowohl die touristischen als auch die versteckten Punkte der Stadt zu erkunden. Die Anfahrt hatte sich also doch gelohnt!
Nach Mittagessen und Café-Besuch, in dem Svenja die Spatzen die Kuchenkrümel aus der Hand fraßen, ließen wir den Städtetrip am Strand von Borrigo ausklingen. Dieser ist ein Stein- und kein Sandstrand, nichtsdestotrotz war das Wasser sehr klar.
Ein Ausflug ins Fürstentum Monaco
Vor etwa 20 Jahren war ich bereits einmal mit der Familie meines französischen Austauschpartners in Monaco, an viel erinnerte ich mich aber nicht mehr: zum einen an den Tunnel Larvotto, durch den die Formel-1-Strecke führt, zum anderen an die Kanonen mit den Kanonenkugeln oben bei der Residenz des Fürsten von Monaco. Ich war auf den Stadtstaat also genauso gespannt wie Svenja.
Dass die konstitutionelle Monarchie nicht zu Europa gehört, merkten wir daran, dass wir nach der 15-minütigen Zugfahrt keine mobilen Daten mehr zur Verfügung hatten. Auch sonst machte es uns Monaco nicht leicht. Man merkte sofort, dass das Fürstentum die höchste Bevölkerungsdichte aller Staaten (knapp 40.000 Einwohnende auf ca. 2.000 Quadratkilometern) hat, nach Verlassen des Bahnhofs von Monte-Carlo befanden wir uns in engen Hochhausschluchten, in denen kaum Platz für Bürgersteige war. Zudem war just am vergangenen Wochenende das Formel-1-Rennen, sodass die Abbauten der Tribünen noch in vollem Gange waren und zusätzlich Platz brauchten. Man musste immer aufpassen, nicht von einem Motorroller umgefahren zu werden!
Menton ist schöner als Monaco!
Angenehmer wurde es, als wir nach einem Cafébesuch – Jesper bekam aufgrund seines Charmes von der netten Bedienung einen Babychino ausgegeben – den Place du Casino erreichten. In den Gärten davor war es schön grün, beim Casino sowie am Hôtel de Paris spürte man die Macht des Geldes und von dem dahinterliegenden Aussichtspunkt über dem Tunnel Larvotto konnte man auf den Jachthafen Port Hercule hinabschauen.
Den Jachtclub von Monaco passierend gingen wir anschließend am Hafen Hercule vorbei und hinüber zur Fürstenresidenz sowie in die Altstadt Monaco-Ville, die auch als Rocher bezeichnet wird, hinauf. Von dort oben kann man in beide Richtungen schauen: zum einen zurück auf den Port Hercule, zum anderen auf den Port de Fortvieille mit deutlich kleineren Schiffen sowie auf das legendäre Leichtathletikstadion Stade Louis II. Im Jardin Saint-Martin fanden wir einen Geocache, sodass wir ein weiteres Land „gesammelt“ hatten. Nach einem späten Mittagessen liefen wir zurück zum Bahnhof, wobei wir es uns nicht nehmen ließen, nach sehr vielen Treppenstufen in der Boulevard des Moneghetti kurz über die Grenze nach Frankreich und wieder zurück zu gehen. Am Bahnhof mussten wir sage und schreibe 14 Stockwerke wieder nach unten.
Im Großen und Ganzen ein interessanter Ausflug, wirklich gefallen hat uns Monaco aber nicht. Es gibt definitiv schönere Städte!
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