Manchmal sind wir Läufer eine große Familie, manchmal fliegen aber auch die Fetzen. Ich finde nicht, dass wir uns alle mögen müssen, aber respektieren sollten wir uns untereinander. Und zwar unabhängig vom Leistungsvermögen!
Es beginnt beim Gruß. Egal, ob mit einem Kopfnicken im Wald oder mit dem Handschlag vor der Startlinie. Wenn man sich sieht, sollte man sich grüßen. Ganz gleich, ob es sich um den langjährigen Trainingspartner oder den hartnäckigen Konkurrenten handelt. Wir sind alle Läufer und quälen uns im Training. Wir wissen, wie schwer es uns mitunter fällt, die Schuhe zu schnüren und sollten folglich die anderen respektieren, die es uns gleich tun und sich immer und immer wieder zum Laufen aufraffen. Uns alle verbindet die Liebe zum Laufen, da sollte Respekt sein, egal wie groß die menschlichen Differenzen.
In der Einleitung erwähnte ich das Leistungsvermögen. Das bringt mich zu der Frage: Wer bringt eigentlich die größte Leistung? Ist es der Weltrekordmann oder der mit der geschädigten Hüfte, der für den Marathon fünf Stunden benötigt. Für beide gibt es vernünftige Argumente. Ein Kenianer meinte einmal im Ziel, er habe den größten Respekt vor wirklich jedem, der den Marathon schaffe. Er selbst könne gar nicht vier Stunden am Stück laufen. Definitiv ist die Frage nach der größten Leistung eigentlich nicht zu beantworten. Es kommt immer darauf an, wie wir laufen. Geben wir nach der Hälfte des Rennens auf oder ziehen wir durch und überwinden uns bis zum Ende? Schaffen wir gar eine neue persönliche Bestzeit? Gewinnen wir täglich den Kampf gegen den inneren Schweinehund? Und das Duell auf der Zielgeraden?