Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach all den Sehenswürdigkeiten Pisas ging es gleich weiter in die nächste große Stadt. Und was für eine: San Marino!
Aus Pisa war es erneut eine lange Fahrt, dafür endlich wieder über gerade Autobahnen (fast) ohne Tunnel. Bemerkenswert war ein ausgesprochen freundlicher Angestellter an einer Raststelle, der sich scheinbar riesig freute, ein Baby zu sehen und uns extra einen Wickelraum aufschloss. Schon von der Autobahn aus sahen wir schließlich das etwa 750 m hohe Plateau unseres Zielorts bzw. -staats. Nicht nur von dort aus würde uns San Marino beeindrucken.
Denn was für eine Stadt „La Serenissima“ ist! Die Stadt San Marino ist wie eine riesige Burg, die von drei Türmen bewacht ist. Zwar geht es ständig hinauf oder hinab, dafür hat man quasi von überall einen herrlichen Ausblick ins Umland. Hier gefiel es mir richtig gut. Obwohl ich kein Städtefan bin, würde ich einen Besuch San Marinos auf jeden Fall empfehlen!
Aber lasst uns erst einmal ankommen.
Ankunft im Staat San Marino
Als wir die Autobahn schließlich verlassen hatten, war die Überfahrt der Landesgrenze sehr unspektakulär. Eigentlich merkt man es gar nicht, dass man nun in einem der kleinsten Staaten der Erde ist. San Marino ist neben der Vatikanstadt, Andorra, Monaco (das uns zuletzt eher weniger gefallen hatte), Liechtenstein und Malta einer der sechs europäischen Zwergstaaten und hat gerade einmal 30.000 Einwohnende.
Nach Überfahrt der Grenze ging es auf einer zweispurigen Straße in Kurven bergauf, allerdings noch nicht bis hoch aufs Plateau der Hauptstadt, sondern zuvor ab ins „Urlaubszentrum“, wie sich unser Campingplatz nannte. Wegen des zuletzt starken Regens hatten wir umgebucht und bezogen ein kleines Häuschen mit Bett und Badezimmer mitten in einem Olivenbaumhain. Neben den vielen Olivenbäumen, einem Pool und einem Spielplatz gab es außerdem einen Streichelzoo, in welchem man drei nette Ziegen besuchen konnte. Damit jedoch nicht genug: wenn man auf der Terrasse frühstückte, konnte es vorkommen, dass man Besuch von vier Hühnern oder von einem Pfau bekam. Letzterer hatte die Angewohnheit, abends lautstark über den kompletten Platz zu schreien.
Mitten in Europa, aber nicht in der EU
San Marino wurde wohl im Jahre 301 nach Christus gegründet, als sich Marinus wegen der Christenverfolgung auf den Berg Titano zurückzog, wo sich ihm andere Christen anschlossen. 1.300 Jahre später schrieb man erneut Geschichte, als man im Jahre 1600 die heute vermutlich älteste bestehende Republik der Welt verfasste. Obwohl San Marino den Euro als Währung hat – und mit den Sammlern vermutlich gutes Geld verdient – gehört der Staat allerdings nicht zur Europäischen Union. Mein Versuch, mir bei einem Morgenlauf ein nicht-EU-Segment zu erobern, scheiterte allerdings leider. Dafür klappte es mit gleich vier Geocaches!
Nicht nur damit war uns La Serenissima sympathisch. Wandernd erkundeten wir die stetig ansteigenden Sträßchen durch alte Mauern, die von Läden (Souvenirshops, Taschen, Sonnenbrillen und Parfüm, genauso allerdings Fantasy und Waffen) gesäumt und immer wieder von Plätzen unterbrochen wurden, bis wir schließlich den ersten der drei Türme der Stadt erreichten. Dieser wurde bereits um das Jahr 1250 errichtet. Beeindruckend, was wir Menschen schaffen können, wenn wir wollen!
San Marino ist eine schöne Stadt!
Dort oben kann man auf der Festungsmauer weiter wandern, was ich ebenso wärmstens empfehlen kann! Zum Beispiel auf dem Hexenpfad: Den Erzählungen nach wurden als Hexen identifizierte Frauen in San Marino nicht wie anderswo in Europa verbrannt, sondern an einer besonders malerischen Stelle über einen Felsvorsprung in den Abgrund gestoßen! Was sich für das Erzwingen der Geständnisse alles ausgedacht wurde, schauten wir uns am zweiten Tag im Foltermuseum an. Denn San Marino gefiel uns so gut, dass wir gleich zwei Mal mit dem Bus in die Stadt fuhren.
Vom Land haben wir leider wenig mitbekommen. Eigentlich sah es vom Plateau sehr nach Natur aus, meine Laufroute war zur Abwechslung leider schlecht gewählt: mit der Ausnahme eines netten Parks ging es nur an Straßen entlang. Das gefiel mir – wie man sich denken kann – überhaupt nicht. Laut den Tourismusbroschüren muss man in San Marino aber gut Wandern und Mountainbiken können.
Obwohl es das Formel-1-Rennen nicht mehr gibt, wird im kleinen Stadtstaat dennoch viel Motorsport betrieben. Bei unserer Ankunft sahen wir die Werbeplakate für die Weltmeisterschaften im Motorradfahren; als wir am zweiten Tag die Stadt durch die Porta Negra verließen, wurde gerade die Startrampe der Rallyefahrer aufgebaut. Aber Moment! So passte unser Bus nicht mehr hindurch! Nach einer Schrecksekunde schalteten wir schnell und fragten uns zur nächsten Haltestelle durch, die wir gerade noch rechtzeitig erreichten. Damit wurde die Katze, die auf der Burgmauer an der Leine spazieren geführt wurde, als Kuriosum unseres Städtetrips abgelöst!