Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach dem wunderschönen San Marino ging es nun zurück ans Meer nach Comacchio.
Einst, als ich mich noch im Kugelstoßen und Diskuswerfen versuchte, waren wir in Cesenatico im Trainingslager. Und auch 2019 waren Svenja und ich auf unserer Italien-Rundreise bereits hier in der Ecke. Weder auf dem damaligen Campingplatz als auch in Cesenatico fanden wir allerdings zur jetzigen Jahreszeit einen Platz. Weil in Italien die Ferien losgegangen sind, war die Adriaküste scheinbar voll. Auch auf unserem Campingplatz in Comacchio war es am Wochenende, als wir anreisten, zunächst überlaufen. Jesper wurde im Pool fast umgerannt und die Landsleute schienen das Vorurteil bestätigen zu wollen, dass Italiener laut sind: es gab spätabends noch laute Gespräche, das Animationsprogramm ließ tiefe Bässe über den Platz schallen und schräg neben uns packte sogar jemand seine Karaokemaschine aus!
Gleichwohl bestätigte sich teilweise, was man Positives über Bella Italia hört. Als ich den Nachbarn bat, etwas leiser zu drehen, schaltete er sofort ab, weil er „Baby“ verstand. Und als wir auf der Herfahrt bei einem Schnellrestaurant spontan einen Zwischenstopp einlegen mussten, waren die Kaffeepreise nicht wie bei uns überteuert: das Grundnahrungsmittel Caffè (Espresso) kostete gerade mal einen Euro.
Der Sommer von Comacchio
Wir waren auf einem Riesencampingplatz mit fünf Pools gelandet, der sich am Sonntagabend leerte. Zwar waren Ferien und man wollte das Wochenende nutzen, Urlaubszeit war aber noch nicht. Für uns wurde es dadurch entspannter.
Überdies war der Sommer vollends ausgebrochen. Es gab vom vielen Regen der letzten Wochen keine Spur mehr. Gerne flüchteten wir in den Schatten, weil es in der prallen Sonne sowie leider auch abends in unserem Dachzelt schon zu warm war. Jetzt hatten wir endlich ständig den Geruch von Sonnencreme in der Nase, der Sand klebte auf der Haut und wir mussten uns nicht mehr abtrocknen, weil die Sonne schneller war.
Zum Laufen versuchte ich die Morgenstunden zu nutzen, obwohl es nördlich von Comacchio sogar ein kleines Wäldchen gab, durch welches ein sandiger Pfad führte. Noch weiter nördlich ging der Wald in ein Naturschutzgebiet über, in dem das Damwild so domestiziert war, dass es mir erst spät und außerdem sehr gemütlich aus dem Weg ging. In die andere Richtung verlief ein schöner Radweg, der in der Stadt – wie scheinbar in Italien üblich – oft zugeparkt war. Auf der Straße war aber wenig los, so dass man problemlos ausweichen konnte.
Auf zum Strand
Bevor wir weiter an den Gardasee fahren, waren wir in Comacchio bereits zum letzten Mal auf unserer Reise am Mittelmeer. Das wollten wir natürlich nutzen. Zum Campingplatz gehörte zwar ein Strandabschnitt, der Platz war allerdings nicht direkt am Meer gelegen. Dorthin war es ein Fußweg von ca. einem Kilometer, den kaum jemand mit den eigenen zwei Beinen schaffte. Zum Glück gab es einen halbstündigen Shuttle!
Nun, wir wollten flexibler sein und spazierten lieber mit unserem Laufbuggy. Als Belohnung gab es einen Espresso – und vielleicht auch ein Eis an einem wunderbar flachen Strand, der überdies die bisher höchste Variabilität an Muscheln aufzubieten hatte. Während Jesper meine Sandburgen zerstörte, sammelte Svenja fleißig kalkige Klappen in unterschiedlichen Farben und Formen. Meist war es dann viel zu schnell Zeit, um zurückzugehen, um das Abendessen zu kochen.
Nach den schönen Sommertagen war es schade, das Meer zu verlassen. Nicht vermissen werden wir hingegen die Mücken, die schneller stachen als man Comacchio sagen konnte!
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