Regen in Hagenbuch. Schön, im Trockenen zu sein.

Hagenbuch – Logbuch Elternzeit, Station 22

Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach dem Kurzaufenthalt in unserer zweiten Heimat Schruns ging es für zwei Nächte ins schweizerische Hagenbuch im Kanton Zürich.

Es gibt 50 verschiedene Arten von Regen, im Grunde sehen sie aber überall gleich aus. In Frankreich genauso wie in Italien, in Monaco wie in San Marino, in Österreich wie in Südtirol. Und jetzt, in Hagenbuch in der Schweiz, in der nördlichsten Ecke des Kanton Zürich, ist es wieder Grau in Grau, während hunderttausende Tropfen mal mäßig und mal in Strömen darnieder regnen. Wir haben es gut: wir sitzen im Trockenen und schauen hinaus. Ab und zu – ganz selten – kommt jemand im Auto vorbeigefahren und blendet uns kurz mit den Scheinwerfern. Dann regnet es weiter.

In Hagenbuch statt am Bodensee

Wir sind uns bewusst, was für ein großes Glück wir hatten, auf unserer langen Reise von Extremwetterereignissen, die aufgrund des Klimawandels immer häufiger vorkommen, verschont worden zu sein. In Ravenna beispielsweise gab es noch im Mai Überschwemmungen. Im Juni waren wir dort. Und jetzt, einen Monat später, gab es heftige Hagelstürme.

Auch in der Schweiz gab es Unwetter. Weil viel Regen angekündigt war, warfen wir unsere eigentlichen Pläne, am Bodensee zu campen, über den Haufen und suchten uns eine Unterkunft in Hagenbuch aus. Dort gab es zwar eigentlich nichts, aber das ist ja manchmal auch schön.

Untergebracht waren wir in einer selbst ausgebauten Scheune. Im Hof unten gab es zwei junge Katzen, die sich gerne streicheln ließen, und damit brauchten wir eigentlich keine andere Beschäftigung mehr: nach draußen in den Regen schauen oder Katzen streicheln. Es braucht so wenig, um glücklich zu sein!

Eine Runde rund um Hagenbuch

Natürlich gingen wir dennoch die eine oder andere Runde. Ein kleiner Spaziergang von zwei Kilometern, schon war Hagenbuch umrundet. Eigentlich gab es auch drei verschiedene ausgeschilderte Wanderrouten, bei der einen kürzten wir aber ungewollt ab. Im Nachhinein war das passend, unterwegs schien es nämlich keine Bank zu geben.

Für einen anderen Spaziergang fuhren wir ins benachbarte Aadorf. Dort gab es zwar ein Café mit vielen Leckereien sowie einer tollen Kinderecke, für mehr als einen Spaziergang reichte es aber auch nicht.

Beim Laufen gefiel mir die Gegend. Maisfelder, Weiden und Äcker wechselten sich mit kleinen Wäldern ab. Mal kam ich an einem Hof vorbei, mal schauten mich zwei Rehaugen an, die mich als nicht sonderlich gefährlich einstuften, sondern sich, nach Erblicken, gemütlich abwandten. Den Bächen unterwegs sah man an, dass es viel geregnet hatte. Sonst sah ich viele Kühe, ein paar Pferde und Ziegen. Außerdem – mein morgendliches Highlight – drei Füchse! Manchmal ist es sehr schön, dass nichts los ist.

So ein Rheinfall!

Auf der Weiterfahrt bot sich ein Zwischenstopp an einem Ort an, den ich schon immer einmal hatte sehen wollen: die Rheinfälle von Schaffhausen. Diese lagen direkt auf unserem Weg, also fuhr ich kurzerhand von der Autobahn ab und keine fünf Minuten weiter zum Schloss von Laufen (ein sehr guter Name!). Obwohl die Schlange lang war, standen wir nur kurz an. Tickets braucht man, um auf die Aussichtsplattformen zu kommen – ohne Ticket sieht man eigentlich nichts. 

Obwohl die Rheinfälle zu den drei größten Wasserfällen in Europa zählen und dort Wassermassen von bis zu 1.250 m3/s abfließen, waren wir nicht ganz so beeindruckt, wie ich gedacht hätte. Natürlich sind die Rheinfälle beeindruckend und sehenswert, die Bebauung rundherum nimmt dem Naturspektakel aber aus unserer Sicht die Erhabenheit.

Dennoch war ich froh, den Zwischenstopp eingelegt zu haben. Nach einem kurzen Snack am Auto ging es direkt weiter. Zum ersten Mal seit ziemlich genau drei Monaten zurück nach Deutschland.