Endlich! Die Form ist wieder da. Nach vielen Wochen, in denen es nur schleppend lief und ein paar weiteren, in denen sich gute Ansätze mit müden Beinen abwechselten, machte es plötzlich plopp – und es lief sich wieder wie von selbst. Irgendwann in der Regenerationswoche nach dem Halbmarathon in Neu-Isenburg, der große Zweifel weckte, wurde ein Schalter umgelegt. Seitdem läuft es wieder: Endlich freue ich mich wieder ehrlich auf die Einheiten und will richtig Gas geben. Endlich sind auch die vorermüdeten Einheiten wieder schnell. Endlich bin ich wieder da, wo ich hinwill. Und endlich bin ich wieder auf dem richtigen Weg zur neuen Marathonbestzeit.
Von zwei Einheiten möchte ich berichten. Die erste war am Dienstagabend in Frankfurt. Der regelmäßige Treffpunkt der Spiridon-Leistungsgruppe, mit intensivem Lauf-ABC nach dem Einlaufen. Bis wir loslegen, ist schon die Sonne untergegangen und die Scheinwerfer sind an. Es wird immer kälter, aber Thorsten, John und ich haben dennoch die langen Klamotten abgelegt, weil uns Kurt ein ordentliches Paket aufgetragen hat: 15 km Tempowechsellauf. Immer einen Kilometer zügig und zwei Kilometer schnell. Fünf Mal.
Den „Pausenkilometer“ wollen wir in ca. 3’45 laufen, dazwischen möglichst auf 3‘35/km beschleunigen. Gemeinsames Training bedeutet immer auch gemeinsames Unterstützen, weshalb Thorsten und ich uns jeden Kilometer mit der Führungsarbeit abwechseln. Wir hatten auch schon kreativere Führungswechsel, aber für das heutige Programm bietet es sich so am besten an.
Und obwohl meine Beine beim Einlaufen noch müde waren – auch die letzte Woche war schon hart – läuft es von Beginn an leicht. Thorsten läuft mit 3’42 an, aber ich bin noch so entspannt, dass ich die nächsten 500 m in 1’41 laufe. Fast erschrecke ich, als ich auf die Uhr schaue; die letzten Wochen war es eher das umgekehrte Verhältnis von Tempogefühl und Anstrengungsempfinden. Bis zur nächsten Zwischenmarke nehmen wir deutlich raus, sodass der Abschnitt mit 7’02 weggeht.
Dann sind wir voll im Soll. 3’45 wechselt mit 7’06-7’07. Ich laufe so locker wie schon lange nicht mehr. Und genieße es. Natürlich ist es auch fordernd, aber auf angenehme Art. Für Programme wie dieses lohnt sich all das harte Training! Und schließlich kommen die letzten 2000 m. Ich erhöhe nochmal die Frequenz. Nach 3’27 gehe ich nach außen, um an Thorsten zu übergeben, der kommt aber nicht vorbei. Also gehe ich wieder nach innen und laufe von vorne. Der Schritt, die Arme, der Rhythmus – alles passt. 6’55 für den letzten Abschnitt und 54’07 für die 15 km, da kann das Abklatschen etwas euphorischer ausfallen! Ein richtig gutes Training und ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Und heute, am Samstag, nach zwei lockeren Dauerläufen, einer Tempodauerlaufkombination und einem gestrigen Ruhetag, die nächste große Einheit. Diesmal allein. Alle möglichen Trainingspartner haben andere Pläne. Fast zumindest, denn nach den ersten 14 Kilometern begleitete mich meine Mutter auf dem Fahrrad – trotz des Regens.
Die Einheit habe ich am Beispiel meines Marathonidols Viktor Röthlin angelehnt. Nach 30 flotten – geplant war für mich ein 4er Schnitt – Kilometern würden noch fünf Tausender auf der Bahn folgen (Herbert Steffny über Röthlin: Das Finale des Marathons, seine Spezialität, denn noch nie wurde er auf den letzten Kilometern überholt, übte er auf seine Art in St. Moritz. Auf Anraten des Nationaltrainers Fritz Schmocker schloss er seine langen Läufe über 30 bis 35 Kilometer mit einem 5×1000 Meter Bahntraining ab. So rannte der Schweizer in Osaka die letzten 2,195 Kilometer rund zwanzig Sekunden schneller als die anderen Spitzenläufer). Ein hartes Stück Arbeit – aber auch hierauf freute ich mich im Vorfeld!
Und auch heute lief es von Beginn an rund. Das anvisierte Tempo war schnell gefunden und ließ sich locker laufen. Schon war die erste von zwei 15-km-Runden (59’53) geschafft, nach einem Schluck Wasser aus der gereichten Flasche konnte ich mich dann noch gut unterhalten. Es wurde natürlich anstrengender mit der Zeit, ließ sich aber auch auf der zweiten Runde (59’40) gut laufen.
Dann: Kurze Joggingpause zum Auto, Schuhwechsel, ein Schluck Cola und ab auf die Bahn. Würde ich mein Marathontempo jetzt noch schaffen? 3’33/km ist nicht allzu gemütlich.
Aber es war noch Energie da. Mit 3’26 stieg ich ein. Jawoll! Dann folgten 3’28, 3’27, 3’31 und nochmal 3’27. Besser als geplant! Nach einem kurzen Auslaufen standen am Ende 39 km im 4’02er Schnitt auf der Uhr. Fast kann ich selbst nicht glauben, wie gut die Form ist! Die Siegerfaust ist wieder da!
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