Frankfurt Marathon 2014

Einmal im Jahr ist Marathon in Frankfurt, einmal im Jahr ist Ausnahmezustand. Einmal ist Fußball völlig nebensächlich, da sind nur die blauen Markierungen auf den Straßen Gesprächsthema und Alles zählt den Countdown bis um 10 Uhr am Sonntagmorgen. So schön, so toll! Und genau diese Stimmung will auch ich nutzen, um Marathon zu laufen. Nicht nur, um anzukommen, sondern um möglichst schnell anzukommen.

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Die spezifische Vorbereitung für den großen Tag hatte ich vor 15 Wochen aufgenommen, direkt nach Abschluss der Bahnsaison. Dabei zog sich eines von Anfang bis Ende durch: das Training top, die (Test)Wettkämpfe flop: Ich legte viele Trainingskilometer mit sehr hoher Qualität zurück und wähnte mich in bestechender Form. Bei den 10 km in Düsseldorf Anfang September lief es allerdings so gar nicht, durch die viel zu vielen Kurven fand ich einfach keinen Rhythmus. Beim letzten Test, dem Halbmarathon in Bad Hersfeld war eine Erkältung noch nicht ganz auskuriert, sodass das Rennen nach noch nicht mal der Hälfte schon gelaufen war.

IMG_1149Dennoch erwachte ich am Sonntag frohen Mutes und in fester Überzeugung, eine tolle Leistung abrufen zu können. Angehen wollte ich das Rennen mit 3:40-3:45 min pro Kilometer und hatte das feste Ziel, die 2:40 h zu knacken.

Und es ging auch richtig gut los. Der Schritt sehr locker und schon nach drei Kilometern hatte ich die perfekte Gruppe gefunden: Nina Stöcker war mit drei Tempomachern (Katharina Heinig, Gesa Felicitas Krause und Nico Sonnenberg) auf Kurs 2:36 h. Wie noch einige andere konnte ich gut mitlaufen. Meine erste Flasche nach 5 Kilometern erwischte ich wie alle am heutigen Tag dank perfekter Organisation durch Rainer und Thorsten problemlos, dabei alles noch komplett entspannt. Bei der Steigung vor km 10 verloren wir zwar etwas Zeit, was aber niemand beunruhigte, nach 15 km waren wir gut im Kurs und die Gruppe hatte sich aufeinander eingestellt. Es rollte. Das könnte etwas werden heute, mit einer richtig guten Zeit.

IMG_1305Erste Probleme hatte ich dann bei ca. km 20, ein Engegefühl im Bauch, wie eine Art Seitenstechen. Es wurde auf einmal anstrengend, das Tempo zu laufen. Doch ich ließ mich nicht beunruhigen und konnte die Krise überwinden, fühlte mich wieder gut. Das hielt aber leider nicht allzu lang, denn bei km 24 kam die ekelhafte Brücke über den Main. Leiden konnte ich diesen Abschnitt noch nie, heute bedeutete er im Rückblick den Anfang vom Ende. Gar nicht mal in der Steigung, sondern erst oben verlor ich nach und nach den Anschluss an die Gruppe. Auf dem Weg zur Schleife nach Höchst war das Tempo schon deutlich langsamer.

IMG_1380Im Rückblick wundert es mich sogar ein wenig, aber es kam kein einziges Mal auch nur der Gedanke ans Aufgeben. Grund dafür vielleicht fixe Punkte an der Strecke, an der mich Freunde und Verwandte anfeuern wollten und die ich dadurch unbedingt erreichen wollte und mir als nächste Etappe vornahm. Dazu natürlich Thorsten und Rainer auf den Rädern, die immer wieder auftauchten, außerdem Martin, der heute mit offizieller Foto-Akkreditierung unterwegs war und nicht nur Bilder schoss, sondern auch mit Worten aufmunterte. Außerdem noch Michel und Hans-Ruedi, die meine Trainingsplanung für Frankfurt ersonnen hatten und live am Rechner mitfieberten. Jede weitere Matte bedeutete also endlich wieder eine Information in die Schweiz. Und dann natürlich Axel, der am Ende der Mainzer Landstraße wartete und mich dann zog sowie Svenja, die in der Festhalle wartete.

IMG_1351Ab km 32 hatte mein linker hinterer Oberschenkel begonnen, immer wieder leicht zu zucken. Als es endlich so langsam wieder besser zu rollen begann, kam prompt der Krampf: bei km 39 musste ich dreimal stehen bleiben, dann ging es komischerweise wieder und ich blieb bis ins Ziel vor weiteren Krämpfen verschont. Schließlich hatte ich endlich auch die zweite Runde durch die Frankfurter Innenstandt geschafft, dann am Hammermann vorbei und ENDLICH in der Festhalle. 2:46:07 Stunden. Neue Bestzeit. Es war so hart und ich so froh, endlich im Ziel zu sein. Aber ausruhen durfte ich nicht. Als ich mich zu Boden gleiten ließ kamen sofort Helfer, die mich wieder emporhoben. Liegen verboten, auch kein gemütliches Sitzen erlaubt.

IMG_1481Obwohl ich mir sofort Wärmefolien geben ließ und so viel Cola trank, wie ich hinunterbrachte, war mir dann richtig kalt. Bis ich meinen Kleiderbeutel hatte, war ich am zittern, auch die (mehr oder weniger) warme Dusche half nicht so richtig. Bei der Massage, die der Regeneration sehr gut getan hat, ließ ich deshalb die Mütze auf. Dann ging es noch zur Spiridon-Nudelparty, auf der ich erfahren musste, dass es so manchem Kumpel noch übler mitgespielt hatte als mir. Wahrlich kein guter Trost, aber so ist er nun mal, der Marathon: brutal.

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Ich versuche jetzt, das Positive aus diesem Jahr mitzunehmen und aus den Fehlern zu lernen. Im nächsten Herbst wird wieder angegriffen, ob in Frankfurt, muss sich erst noch entscheiden. Bis dahin stehen die meisten Ziele schon fest: Winterlaufserien bis Anfang Februar, Crossläufe, im März dann der Berliner Halbmarathon und im Sommer wird wieder auf der Tartanbahn gerannt.
Bis dahin: laufen hilft!

Bilder von Martin Luprich und Svenja Höfer

  1. Mensch Markus :),
    insgesamt – unter Würdigung aller von Dir klasse beschriebenen wechselhaften Begleitumständen – eine klasse Leistung, auch wenn nicht unter 2:40 so doch klar unter
    2:50 Std. im Ziel mit „Lust“ weiterzumachen! Du bist jung, trainiert und willensstark genug, dass eine Zeit unter 2:40 Std. Dir nicht… „wegläuft“ :))…
    Mit läuferisch-sportlich-freundlichen Grüßen
    Uwe (laufe unverändert für Neu-Isenburg, wohne aber seit 2,5 Jahren in Ffm.)

    1. Hi Uwe,
      vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut! – und klar, nächstes Jahr wird wieder angegriffen!
      Viele Grüße, wir sehen uns bestimmt mal wieder bei dem einen oder anderen Lauf
      Markus