Ich muss zugeben, in Bezug auf die hessischen Langstreckenmeisterschaften in Eschwege war ich lange verwirrt. Zunächst war ich fest davon überzeugt, dass dort nur die Meisterschaften der Schüler, Jugendlichen und Senioren ausgetragen werden. Bis vor zwei Wochen noch bin ich davon ausgegangen, dass ich bei den hessischen über 5000 m erst im Juni in Darmstadt starte. Ob letztlich das Rennen der Aktiven nachträglich auch nach Eschwege gegeben wurde oder ob ich die Ausschreibung nicht richtig gelesen hatte, weiß ich nicht.
Meine Saisonplanung zumindest wurde kräftig durcheinander gewirbelt. Eigentlich wollte ich zum Saisonauftakt mal wieder 1500 m laufen und mich dann bei den Regionalmeisterschaften am 10. Mai vorsichtig an die 12,5 Stadionrunden herantasten, um mit der Zeit die spezifische Ausdauer aufzubauen und immer schneller zu laufen. So wurden wir alle ins kalte Wasser geworfen, Bahnrennen hatten dieses Jahr nur die wenigsten bereits absolviert. Außerdem war die Terminwahl natürlich äußerst ungünstig: während bei den Marathons in London, Hamburg und Düsseldorf mitgefiebert wurde, erforderten die 5000 m eine ganz andere psychische Einstellung.
Aber was soll’s; trotz eines Umweges hatten wir es noch rechtzeitig nach Eschwege geschafft, weil Scott und Marcel bei der männlichen Jugend starteten, war auch meine Stellplatzkarte schon abgegeben worden. Es war windig, mit Gegenwind auf der Gegengeraden, und drückend warm, beim Auslaufen entlud sich dann das nahende Gewitter.
Im Auto hätten wir uns keinen Stress zu machen brauchen: nach dem Einlaufen stellte sich heraus, dass es schon zu einiger Zeitverzögerung gekommen war. Mag ich ja eigentlich gar nicht. Aber weil ich durch meine Erkältung in der letzten Woche auch schon eine wichtige spezifische Tempoeinheit verpasst hatte, machte das nun auch keinen Unterschied mehr. Entspannt bleiben.
Mit 25 Minuten Verspätung dann endlich der Startschuss. Weil die Läufe in diesem Jahr nach der Meldezeit eingeteilt wurden und wir deshalb ein großes Feld mit ca. 25 Männern hatten, wurde am Start reichlich gedrückt und geschoben. Ich sortierte mich ein und lief erst mal mit. Als dann nach drei Runden vorne etwas mehr die Post abging, wollte ich mit. Bis ich die drei vor mir, die zunächst zögerten, allerdings überholt hatte, war nach vorne eine Lücke gerissen. Ich Nachhinein gesehen also ein Fehler, dass ich überholte, weil ich folglich die nächsten Runden die Verfolgergruppe anführte und den anderen jeweils auf der Gegengeraden den Gegenwind nahm. Ich lief nur nach Gefühl, die Zwischenzeiten waren aber langsamer als gedacht. Nach 3600 m ging dann endlich jemand vorbei, sodass ich mich reinhängen konnte. Nach weiteren zwei Runden zerlegte sich dann allerdings unsere Gruppe und jeder kämpfte alleine. Ich musste ganz schön auf die Zähne beißen, dennoch schaffte ich es am Ende nicht mehr unter die 16 Minuten und wurde auf den letzten 200 m auch noch deutlich überspurtet.
In der Zusammenfassung also eher ein zäher Saisoneinstand, der immerhin mit dem dritten Platz bei den Männern belohnt wurde. Im Gesamteinlauf bedeutete meine 16:05,48 min Rang 7. Und auch sonst war es ein schöner Sonntagsausflug, denn weil Svenja und ich Sarah mitnahmen, die in der Frauenkonkurrenz Fünfte wurde, hatten wir durchgängig Gesprächsstoff. Auch Eschwege zeigte sich beim kurzen Spaziergang vor der Heimfahrt schön anzuschauen. Jetzt kann hoffentlich wieder ordentlich trainiert werden, sodass das nächste Rennen in Seligenstadt etwas schneller wird!