Ich wurde gefragt, was meine Lieblingslaufstrecke sei, und ich muss sagen, die Antwort war nicht leicht. Gibt es so etwas wie eine Lieblingsstrecke überhaupt? Ist es nicht eher das Gefühl, das einen Lauf zu etwas ganz besonderem macht? Wenn man dahinfliegt, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt, wenn man im eigenen Rhythmus aufgeht und die Gedanken frei sind, alle Sorgen vergessen? Dann ist die Umgebung, in der man läuft, doch eigentlich egal.
Und wenn es nicht dieser sogenannte Flowzustand ist, der den Lieblingslauf ausmacht, sind es dann nicht die Erlebnisse, die einem ganz besonders in Erinnerung bleiben? Nicht nur vom Lauf selbst, sondern auch mit all den Eindrücken drum herum. Um nur von diesem Jahr zu sprechen denke ich da beispielsweise an den Berliner Halbmarathon mit der neuen Bestzeit und der Besichtigung der Hauptstadt. Oder gleich in der Woche darauf an den Streckenrekord beim Osterlauf. Wie gut es lief bei den 10 km der Winterlaufserie in Jügesheim. Oder die tolle neue Erfahrung beim Ultralauf. Nicht zu vergessen das schöne Wochenende in Graz, mit dem einmaligen Crossparcours im Stadtpark und den vielen neuen Gesichtern.
Was ist mit dem Sonnenschein, der sich in Pfützen spiegelt, den Rehen, die im Wald verschwinden, den Nebelschwaden auf den Feldern, den Hügeln und Bergen, die erklommen werden? Der atemraubenden Streckenführung des Jungfrau Marathon? Der netten Gesellschaft, wenn man gemeinsam läuft und den Freundschaften, die entstehen? Alles Erlebnisse, die ich nicht missen möchte, alles Bestandteile unseres wunderbaren Sports!
Aber sind deshalb die Strecken meine Lieblingsstrecken? Nein! Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass es für mich nur eine Lieblingslaufrunde geben kann. Da ist es wie mit einem guten Lied: auch wenn schon 1000 Mal gehört/gelaufen, hört/läuft man es immer noch gern, und genießt die Zeit. Nach all diesen Überlegungen weiß ich, wo ich am liebsten laufe: um das Patershäuser Feld.
Es geht um die Kuhweide herum, zunächst auf Asphalt, dann auf einem schmalen Waldpfad. Die Kühe werden links liegen gelassen, der Pfad geht weiter. Es folgt eine Linkskurve auf einen abfallenden Asphaltweg hinab zum Bieberbach. Noch vor der Brücke geht es rechts auf den Schotter, der ziemlich exakt einen Kilometer lang ist und auf dem wir schon so oft liefen. Am Ende geht es links ab, Richtung Heusenstamm. Nach ca. 300 m aber wieder links, an der ehemaligen Mühle von Remigishausen vorbei, deren Grundsteine vor ein paar Jahren ausgegraben wurden, und über den Bieberbach, jetzt wieder auf Asphalt. An der T-Kreuzung links ab, zurück zu den Kühen, zurück nach Patershausen.
Diese Runde ist wie Urlaub! Mal mit ganz viel Ruhe, mal – an sonnigen Sonntagen – mit vielen anderen Läufern und Radfahrern. Mit Kühen auf der Weide, toller Landschaft, Wald und Feld. Auch die Füße bekommen Abwechslung, es gibt sowohl Asphalt als auch Pfade. Man kann schnell laufen, man kann auch ebensogut die Seele baumeln lassen. Obwohl ich die Runde mindestens 100 Mal im Jahr laufe, habe ich noch nicht genug. Und das beste: wenn die Runde vorbei ist, bin ich zu Hause – home is, where the heart is!
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