Es hatte etwas von einem Klassentreffen: so viele Leute, die ich von früher kenne – sei es von gemeinsamen Trainings oder vereinzelten Wettkämpfen – ergänzten das Feld derer, die sich regelmäßig auf denselben Wettkampfstrecken tummeln. So war es eine Freude, mal wieder mit Manuel (Ruhland) ein- und mit Dirk (Busch) auszulaufen. Auch Jannik (Ernst) beispielsweise würde sich wieder mal an der Startlinie einfinden. Da vermischt sich früher und heute!
Ich war verhältnismäßig aufgeregt, wusste ich doch, dass bei einer guten Tagesform einiges gehen könnte: nach vielen guten Dauerläufen, den tollen 6 Runden beim Rodgau-Ultra sowie lockerer Schnelligkeit bei fünf Tausendern beim Training am Dienstag spürte ich fast körperlich, wie steil die Formkurve derzeit ansteigt. Die Zeit aus dem Januar an selber Ort und Stelle zu unterbieten sollte kein Problem darstellen. Und je schneller es werden kann, desto größer ist die Nervosität!
Was hilft ist Routine: spätestens beim Einlaufen lag der volle Fokus auf dem Rennen. Gemeinsam mit Manu und Johannes, die beide ebenso in sehr guter Form sind und angreifen wollten, geriet das Aufwärmen kurzweilig. Etwas ABC und zwei Steigerungen ergänzten den Spannungsaufbau, beim Schuhwechsel musste ich mich dann aber schon beeilen, um rechtzeitig zum Start zu kommen.
Das Klassentreffen war dicht besetzt
Am Start selbst herrschte dichtes Gedränge. Auch wer die Namen und bereits gelaufenen Zeiten nicht kannte, sah an den Gesichtern, dass sich heute einige etwas vorgenommen hatten. Und genau so ging es auch los: richtig schnell. Wie wohl die meisten anderen wäre ich alleine verhaltener losgelaufen. Nach verlassen des Stadions fasste eine geschnaufte Frage kurz hinter mir die Thematik kurz und bündig zusammen:
Was geht denn hier ab?
Läufer mit bereits hohem Pulswert nach gerade einmal 400 gelaufenen Metern
Denn ab ging es wirklich. Ich startete mit 3’12 für den ersten Kilometer verhältnismäßig schnell – und war dennoch nur um Rang 20 platziert! Orientieren wollte ich mich an Manu und Dirk, die zwar beide mit etwa 3’20 hatten starten wollen, jetzt aber noch ein ganzes Stück vor mir liefen. Während sich Dirk der vor uns laufenden Gruppe anschloss und uneinholbar immer weiter davonzog, konnte ich bald schon zu Manu aufschließen und mit ihm gemeinsam die nächste Verfolgergruppe anführen.
Die Hektik der Startphase war aber noch lange nicht passé. Weil das Tempo dann etwas langsamer wurde und mit 3’22 schon eher im Bereich lag, den wir uns vorgenommen hatten, wurde es manchen zu langsam, sodass gleich zwei Läufer kurz nacheinander antraten und versuchten, zur vor uns laufenden Gruppe aufzuschließen. Nach etwa 2,5 km, wenn die Strecke rechts abbiegt, wagte auch Manu einen solchen Vorstoß, der mir zu abrupt das Tempo wechselte und ich ihn deshalb laufen lassen musste.
Die Beine aber fühlten sich angenehm angespannt an, sodass ich gefühlt mit recht kurzen Bodenkontakten zügig laufen konnte. Die beiden ersten Attaquere konnte ich bald wieder stellen und überholen, der Abstand zu Manu aber blieb konstant – ein Umstand, der sich bis ins Ziel nicht mehr ändern würde. Durch das weiterhin hohe Tempo bekam ich von meinen Begleitern keine Unterstützung in der Führungsarbeit, vielmehr musste ich mehr und mehr alleine laufen.
Auf dem leicht ansteigenden Asphaltstück, das vom Wasserwerk im Wald bis zur Linkskurve in Richtung km 5 führt, hatte ich dann aber wieder einen Gegner, der mich vorderte: Sultan Abdu, sonst viel weiter vorne laufend, hatte Probleme mit Seitenstechen, die ihn zwar ausbremsten, von denen er sich aber nicht unterkriegen lassen wollte. Mal versuchte ich vorbeizukommen, mal beschleunigte er – mit einer Hand stets auf seine Seite drückend – er wieder und lief neben oder leicht vor mir. Bis km 5, den ich nach 16’43 passierte, hatte ich ihn schließlich aber leicht abschütteln können.
Ein langer Weg zurück
Jetzt musste ich aber wieder alleine laufen. Ich verlor etwas den Fokus, sodass er nächste Kilometer mit gerade einmal 3’27 wegging – der bisher langsamste Kilometer! Ich versuchte, mich wieder zusammenzureißen und wieder Tempo aufzunehmen. Das klappte zwar ansatzweise, die Zeit aber lief mir dennoch davon. Nach sieben Kilometern wollte ich es noch einmal wissen: ich würde versuchen, Manu doch noch einzuholen, der mir der einzige Orientierungspunkt war. Ich versuchte zu lächeln, was wohl eher zu einer Grimasse geriet, die aber im einsamen Wald niemand zu Gesicht bekam. Manu kam nicht näher. Dennoch wusste ich nach 8 km (26’58), dass es zu einer 33er Zeit reichen würde. Mit zwei Kilometern in 3’21 und 3’18 war ich dann zwar noch einmal einen Hauch schneller, der letzten Punch aber fehlte heute. Manu, der den letzten Kilometer unter 3’10 lief, zog noch ein Stück weiter weg.
Obwohl ich von einer noch schnelleren Zeit geträumt hatte, bin ich mit der derzeitigen Form zufrieden: meine Zeit von 33:36 min ist die 10.-schnellste Zeit über 10 km, die ich je gelaufen bin. Darauf lässt sich aufbauen – und der Termin für einen nächsten Versuch über 10 km ist bereits gesetzt: am 24. März will ich mal wieder beim Schnellen Zehner in Rodenbach an den Start gehen. Vielleicht gibt es dort ja das nächste Klassentreffen.
Der Überblick
Datum: Sa, 02. Februar 2019
Ort: Jügesheim, Deutschland
Wettkampf: 39. Rodgauer Winterlaufserie 2018/2019
Distanz: 10 km
Zeit: 33:36 min
Platz: 11.
Crew: Svenja und Johannes
Schuhe: adidas adizero adios Boost 3
Ernährung: –
Fotos: Svenja
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