Vor ein paar Wochen hatte ich es ja schon einmal versucht: ein virtueller Wettkampf bei der Anti-Corona-Running-League über die 10 km. Das endete zwar in einem guten Training, wirklich wettkampftauglich waren die 36 Minuten aber nicht. Auch in den folgenden Wochen wollte es über den Halbmarathon und ein weiteres Mal über die 10 km nicht so wirklich klappen, obwohl die Form wieder recht ordentlich war. Das Training macht trotz der fehlenden Wettkämpfe Spaß und auch die Leistung zieht wieder an. Lichtblick war noch die Meile, bei der ich immerhin unter fünf Minuten bleiben konnte. Dennoch sollte doch auch im Alleingang noch mehr möglich sein. Ich wollte schneller!
Auch Johannes, für den ich die Trainingsplanung übernehme, hatte zu Beginn der Corona-Krise mit der Motivation zu kämpfen. Ursprünglich wollten wir gemeinsam am letzten April-Wochenende – also diesem Wochenende – zum Halbmarathon nach Bonn fahren. Natürlich wurden Wochenendtrip wie auch das Rennen an sich abgesagt. Doch wir setzten uns ein anderes Ziel: schnelle fünf Kilometer im Training!
Immer auf Distanz
Lange haben wir hin- und herüberlegt, wie wir trotz der Krise ein möglichst wettkampfnahes Erlebnis auf die Beine stellen können. Zunächst dachten wir dabei an virtuelle live-Schaltungen, von denen unsere Frauen aber nicht sonderlich begeistert waren. Schließlich entschieden wir uns doch für ein persönliches Treffen: zu zweit ist das offiziell erlaubt, beschränkt das Ansteckungsrisiko und auf dem breit asphaltierten Fahrradweg, den ich für das Rennen als am besten geeignet hielt, sollte es kein Problem sein, den Mindestabstand jederzeit einzuhalten.
Entsprechend hatten wir die Tempotrainings in den letzten Wochen auch 5-km-lastig gestaltet, jetzt galt es zu testen, was die Beine hergeben würden! So trafen wir uns am Samstagvormittag direkt an der Kreisquerverbindung zwischen Dietzenbach und dem Rodgau, um uns dort erst einzulaufen und dann die Beine durch etwas Lauf-ABC und Steigerungen für schnelle 5 km bereit zu machen. Die asphaltierte Rennstrecke ging ca. 4,4 km schnurgeradeaus, dann folgte eine Rechtskurve für die letzten 600 m.
Wind spüren nur die Schwachen!
Erst dachten wir noch, wir hätten Glück mit dem Wind, denn beim lockeren Joggen zum Start wehte er uns von schräg vorne entgegen. Überhaupt kommt es mir so vor, als sei es dieses Jahr besonders windig. Nun, in den letzten fünf Minuten drehte er die Richtung, sodass er uns jetzt insbesondere auf den ersten 1,5 Kilometern, bei denen es über freies Feld geht, entgegenblies. Am liebsten hätten wir gewartet, bis er abgeflaut wäre oder wieder gedreht hätte, aber da hätten wir wahrscheinlich lange warten können. Außerdem spüren sowieso nur die Schwachen Gegenwind!
Also los! 5 km Tempo!
Dann also los. Wir nickten uns ermutigend zu und trabten gemeinsam an. Mit dem gleichzeitigen Abdrücken der Uhren war unser Rennen fliegend gestartet!
Weil das Minimal-Ziel eine Zeit von unter 17 Minuten war, sollten wir bereits zügig anlaufen. Das klappte mit 3’17 für den ersten Kilometer trotz des Windes recht gut. Dieses Tempo hätte ich gerne aufrecht erhalten und legte gefühlt einen Zahn zu. Bei der zweiten Zwischenzeit bekam ich dafür einen Schock: die Uhr zeigte 3’26! Fast hätte ich schon den Kopf in den Sand gesteckt, lief aber erst einmal weiter und versuchte zu forcieren. Johannes musste deshalb leider bereits abreißen lassen, ein Tempo von 3’26 war aber eindeutig zu langsam (Johannes‘ Uhr sagte dasselbe, sodass wir einen GPS-Fehler wohl ausschließen müssen).
Nach dem dritten Kilometer, den ich mir im Vorfeld bereits als sehr anstrengend vorgestellt hatte, weil es zwischen ~km 2,5 und 3,0 leicht (minimal) bergan geht, machte mir die Uhr dafür wieder Mut: 3’18. Es konnte also doch noch schnell werden. Nach 3’23 für den vierten Abschnitt hieß es dann noch einmal alles geben. Zum einen für die Gesamtzeit, zum anderen wegen unserer Wette, die genau für diesen Extraschub an Motivation gedacht war.
Eine Wette für den Extraschub an Motivation
Denn gerade dann, wenn es ums Knautschen geht, wird es bei diesen virtuellen Rennen besonders schwer. Ohne Konkurrenz ist es noch schwieriger, dran zu bleiben und an die Reserven zu gehen. Wir hatten also im Vorfeld darum gewettet, wer unabhängig von der Gesamtzeit den letzten Kilometer am schnellsten rennt. Wetteinsatz: fünf Bio-Bananen! Dabei traute ich Johannes einiges zu, zuletzt war er im Training drei 1000er in 3’07, 3’05 und 3’04 gelaufen.
Das klappte bei mir diesmal besonders gut. Ich konnte wirklich noch einmal schneller werden. Die Uhr bimmelte nach 3:12 Minuten, die 5 km waren somit nach 16’38 gelaufen. Johannes folgte eine halbe Minute später, nach einem Schlusskilometer in 3:24 Minuten.
Her mit den Bananen! 🙂
Einen kurzen Zusammenschnitt des Rennens habe ich bei Instagram hochgeladen.
Mit der ersten, wenn auch inoffiziellen, Zeit unter 17 Minuten wurde es vorerst noch nichts. Das ist und bleibt das große Ziel für den nächsten Versuch, den wir in fünf Wochen angesetzt haben. Offizielle Rennen wird es bis dahin sicher nicht geben. Auch ich will mich noch einmal steigern, denn die Zeit von heute wäre ich gerne beim Halbmarathon durchgegangen. Vielleicht klappt es ja noch ein dreizehntes Mal, unter 16 Minuten zu bleiben?
Was wäre wenn?
Was aber machen wir, wenn auch im Herbst alle Rennen abgesagt werden? Ich habe da schon eine ganz verrückte Idee, die für Motivation sorgen würde. Aber die ist noch nicht spruchreif. Ich werde bald berichten!
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