Die Anti Corona Running League

Und plötzlich war alles anders. Auch ich habe mich am Anfang völlig verschätzt, die Situation weltweit viel weniger dramatisch eingestuft. Bis wir dann erkennen mussten, dass ein Virus unsere ganze Welt völlig verändern würde. Unser komplettes Selbstverständnis wurde auf den Kopf gestellt, ähnlich wie mit den Terroranschlägen vom 11. September. Ein Einschnitt in unsere Sicht auf die Welt, die alles komplett in ein anderes Licht stellt. Auch das Laufen. Das mag in Anbetracht der viel wichtigeren und größeren Probleme wie eine Nichtigkeit klingen, dennoch gehört es zu unserem Leben und hilft uns in der Isolation. Das sieht larasch.de ähnlich und hat deswegen die Anti Corona Running League initiiert.

Die Idee zur Anti Corona Running League entstand deshalb, weil nach und nach immer mehr Rennen abgesagt oder verschoben wurden. Mehr oder weniger plötzlich hatte sich damit für alle, die im Frühjahr einen oder auch mehrere Wettkämpfe geplant hatten, das erste große Saisonziel in Luft aufgelöst. Mit der Anti Corona Running League wollte LaRaSch diese Leere zumindest abmildern und uns allen eine Plattform bieten, auf der wir uns trotz der aktuell zahlreichen Rennabsagen messen und unsere Form unter Beweis stellen können. Ziel der Anti-Corona Running League sind vor allem Motivation fürs nächste Training sowie Spaß am Laufen und Wettstreiten.

Der Wettkampfmodus der Anti Corona Running League

Im Frühling starten normalerweise die ersten richtig schnellen Rennen des Jahres. Nicht so in 2020.

Dafür sind sechs Wettkämpfe vorgesehen, jeweils an den kommenden Wochenenden. Für jeden Wettkampf gibt es eine Einzelwertung, am Ende gibt es dann noch eine Gesamtwertung mit einem Punktesystem. Gelaufen wird dabei nur virtuell, also jeder für sich, nur mit seiner Uhr. Auf Vertrauensbasis werden die Ergebnisse dann auf der Wettkampfseite hochgeladen. So sind die Strecken geplant:

21. & 22.03.2020: 10 km
28. & 29.03.2020: Halbmarathon
04. & 05.04.2020: 1 Meile
11. & 12.04.2020: 10 km
18. & 19.04.2020: Marathon
25. & 26.04.2020: 5 km

Weil natürlich auch meine geplanten Wettkämpfe im April (10 km in Seligenstadt und Jügesheim sowie der Halbmarathon in Bonn) ausfallen, wollte ich einfach mal mitmachen – mit Ausnahme des Marathons. Das bringt auch etwas Abwechslung in sowohl das Training als auch in die Woche an sich, die durch das Meiden von sozialen Kontakten von Tag zu Tag sehr ähnlich aussieht.

Der erste virtuelle Wettkampf

Entsprechend hatte ich für Samstag statt des üblichen Tempotrainings den virtuellen 10 km Lauf eingeplant. Natürlich wollte ich mich reinhängen, hatte aber keine allzu hohen Erwartungen an meine Zeit, weil ich im Training nie so sehr an die Grenze gehe(n kann), wie im Wettkampf. Dazu erzähle ich immer gerne von meinem letzten Tempodauerlauf vor meiner Halbmarathonbestzeit. In absoluter Topform schaffte ich im Training gerade mal einen Schnitt von 3‘33/km über die 15 km, im Halbmarathon lief ich dann 10 Sekunden pro Kilometer schneller! Andere schaffen auch im Training ihre Wettkampfgeschwindigkeit. Ich irgendwie nicht. Aber es kommt ja auch nur auf den Wettkampf an.

Erst letzten Samstag – quasi in den letzten Stunden, bevor wir das Ausmaß der Corona-Krise zu begreifen begannen – hatte ich mein bestes Training der bisherigen Saison. Den wirklichen Durchbruch zu einer guten Form hatte es aber noch nicht gegeben (was mich aufgrund der ausgefallenen Rennen aber nicht weiter beunruhigt), sodass ich mir „nur“ eine 35er Zeit wünschte. Das wurde denkbar knapp.

Meine persönliche Wettkampfstrecke

Leichte Wellen auf dem „Patershausen-Polygon“

Doch zunächst stellt sich die Frage: wo laufe ich überhaupt? Es ist immer einfach, bestehende Volksläufe zu kritisieren und Verbesserungsvorschläge an bereits Vorhandenem anzubringen. Ich brauchte eine asphaltierte, autofreie und möglichst windgeschützte Strecke. Flach sollte sie außerdem sein. Und natürlich zu Fuß zu erreichen. Es würde auf einen Kompromiss hinauslaufen.

Nach einigem Überlegen fiel die Wahl auf das „Patershausen-Polygon“, also eine ziemlich exakt 3-km-messende Runde um das Hofgut Patershausen. Komplett asphaltiert, aber mit ein paar Wellen (laut GPS knapp 100 hm auf die 10 km) und etwas Wind auf der letzten Geraden. Ein Kompromiss, wie gesagt, aber für mich vergleichbar, weil ich auf dieser Runde bereits vor drei Wochen einen Tempolauf über 5 km gelaufen war.

Anti Corona Running League – der erste Durchgang über 10 km

Nun, dann ging es irgendwann einfach los. Aus der Haustür hinaus, Einlaufen auf dem Weg zur Laufrunde. Zwei Steigerungen, dann konnte es losgehen. Soll ich? Es gab kein „Auf die Plätze!“ und keinen Startschuss, sondern einfach nur ein gedankliches „na gut, dann legen wir mal los.“ – genau, ohne Ausrufezeichen. Nur mit Punkt.

Ich legte recht zügig los, die ersten zwei Kilometer waren nach ca. 6’50 gelaufen, und auch zur Halbzeit (17‘37) lag ich noch gut in der vorgenommenen Zeit, danach wurde ich aber langsamer. Wahrscheinlich ein Zusammenspiel aus aufkommenden Bauchbeschwerden und davoneilendem Fokus, so ganz allein. Aber die virtuelle Herausforderung ließ mich am Ball bleiben und zumindest die 10 km durchziehen. Vielleicht hätte ich sonst gar früher aufgehört. Mit der Trainingsleistung war ich auch vollkommen zufrieden. Die Durchgangszeit von knappen 17’40 lag zumindest deutlich unter der 5-km-Trainingszeit von vor ein paar Wochen und 36:00 min passen auch zur derzeitigen Trainingsform. Aber eben nur zu dieser, bei einem Wettkampf geht doch deutlich mehr.

Nun, es geht derzeit um Wichtigeres.

Mit nur einer Woche Abstand geht es schon weiter

Trotzdem will ich mich natürlich auch an den weiteren Läufen beteiligen. Einfach um der Abwechslung willen. Und auch virtuell macht sich messen Spaß. Für den Halbmarathon habe ich mir bereits eine Wendepunktstrecke ausgesucht, dafür hält der Wind am Samstag hoffentlich still. Noch viel mehr freue ich mich dann auf die kommenden, kürzen Strecken (den Marathon werde ich nicht laufen, zum einen, weil der Fokus in diesem Jahr ein anderer sein soll, zum anderen schwächen die richtig langen Läufe das Immunsystem, was man meiner Meinung nach derzeit vermeiden sollte).

Bis dahin hat sich dann wahrscheinlich wieder sehr viel verändert. Mit dieser weltweiten Krise, in der wir zusammenhalten müssen, ohne mit körperlichem Kontakt zusammenhalten zu dürfen.