Zieleinlauf beim Spiridon Silvesterlauf im Frankfurter Stadtwald

Silvesterlauf im zweiten Versuch

Beim ersten Versuch unseres virtuellen Spiridon Silvesterlaufs lief bei mir nichts zusammen. Irgendwie war ich müde, die Körperspannung passte nicht – entsprechend schnell hatte ich Robert ziehen lassen müssen. Und entsprechend unzufrieden war ich mit diesem erstem Versuch, von dem im Übrigen das Video mittlerweile bei Spiridon Frankfurt auf Instagram geteilt wurde.

Eigentlich müsste ich es also nochmal versuchen. Und weil Svenja sich auch vorgenommen hatte, die 10-km-Strecke unter die Füße zu nehmen, hielten wir grob – mit Hoffnung auf Frost – den 09. Januar als Wettkampfdatum fest.

Gute Trainingsergebnisse

Bergläufe am Ebertsberg
Für 15 Bergläufe mit einem besonders atemraubenden Abschlussintervall motiviert man sich allein auch nicht unbedingt immer. Ergo: es läuft!

So sehr beim angestrebten Duell mit Robert auch nichts zusammenlief, desto besser lief in den Tagen seither mein Training. Nicht nur das Tempotraining, das beispielsweise gleich am Vormittag des 01. Januar die berühmte Ecke schneller war, sondern auch die Dauerläufe, die von allein bei gleicher Anstrengung nach und nach schneller werden.

Das sind die Gradmesser, die derzeit in eine gute Richtung zeigen. Überhaupt macht mir das Laufen derzeit sehr viel Spaß.

Entsprechend nahm ich meinen zweiten Versuch nicht so ernst wie den ersten, für den ich extra zwei ruhige Tage ergänzt und an den beiden Tagen vor dem Rennen Steigerungen für die Muskelspannung eingebaut hatte. Diesmal lief ich nach dem Bergtraining am Mittwoch am Donnerstag einen schönen Dauerlauf über 17 km, am Freitag untypischerweise dafür gar nicht. Zwei Mal etwa 25 min Fahrradfahren sind Standard an einem Ruhetag, für die Körperspannung musste eine kurze IGMM-Einheit genügen. Beim Abendessen gab es noch nicht einmal extra Kohlenhydrate! Und vielleicht war genau diese Lockerheit der Schlüssel.

Die Lockerheit ist der Schlüssel

#teamheidl

Denn am Samstag fühlte ich mich beim Einlaufen – wenn auch noch müde, weil wir, um dem Trubel zu entgehen, lieber früh starten wollten – deutlich besser als beim letzten Mal. Svenja war mit dabei, nach einer kleinen Erkältung aber leider nur auf dem Rad und nicht selbst laufend. Für mich hatte das den Vorteil, dass wir uns schon den letzten Streckenabschnitt anschauen konnten, wie matschig es wirklich werden würde, und zum Umziehen nicht zurück ans Auto musste, weil alle Sachen im Rucksack direkt mit dabei waren.

Leider hatte es in der Nacht nicht gefroren, die Wege waren noch genauso rutschig wie beim letzten Mal. Entgegen meiner Erwartungen ließen sich auch die richtig schnellen Schuhe später aber sehr gut laufen, der Grip war besser als vermutet. Nur die Kurven lief ich deutlich vorsichtiger als bei guten Bedingungen.

Noch beim Einlaufen kamen uns Uli und Alexander entgegen, die mich später – ich kurz nach dem Start, sie beim Auslaufen – sogar anfeuerten. Auf meinem Schlusskilometer sahen wir Georg, wodurch mein Zielspurt noch einen Hauch schneller wurde. Noch viele weitere, wie man ja gut bei strava sehen kann, verpassten wir mehr oder weniger knapp: im Stadtwald ist immer etwas los! Wegen generell schon viel Verkehr auf den Waldwegen war es zum weiteren großen Vorteil für mich, dass Svenja auf dem Rad dabei war, die mit ihrer Klingel stets für genug Abstand und meist für die Ideallinie sorgen konnte.

Die Bestätigung meines Trainingskonzepts

Nach dem Einlaufen machte ich nur etwas Schwunggymnastik, wechselte die Schuhe und lief noch vier Steigerungen, schon konnte es losgehen. Ob die Technologie, der Placebo-Effekt oder die Kombination aus beidem – die Carbonschuhe machten sich gefühlt schon direkt bei den ersten Schritten bemerkbar. Ich mag es, wenn der Schritt „bouncy“, also springend und energiegeladen, ist. In Kombination mit der Tagesform lief es so zu Beginn sehr locker, wozu natürlich auch das abschüssige Gelände beitrug.

Ich hatte meine Uhr so eingestellt, dass sie mir die 5-km-Zwischenzeit liefern würde, wohl wissend, dass dies nur ein ganz grober Indikator sein würde, lässt die GPS-Genauigkeit im Stadtwald doch keine belastbare Abschätzung zu. Entsprechend ließ ich mich von den angezeigten 17’26 auch nicht demotivieren – in Summe wurden an meinem Handgelenk gestern gerade einmal 9,77 km gemessen. Entsprechend war die so kürzere zweite Hälfte trotz der Anstiege deutlich schneller.

Musste ich beim ersten Versuch noch nach der Passage am Friedhof herausnehmen, kam ich dieses Mal nicht einmal auf die Idee. Sicher wäre ich bei einem richtigen Rennen noch mehr ans Limit gegangen, dennoch konnte ich das Tempo einigermaßen hoch halten. Das Beschleunigen nach den Kurven wurde zwar schwerer, dennoch hatte ich nur gute Gedanken im Kopf – auch bedingt durch das herrliche Wetter, malerische Strahlen der Morgensonne fielen schräg durch das derzeit nicht vorhandene Blätterdach.

Schon kam die letzte Gerade und mit ihr die Kreuzung mit dem Asphaltweg, bis zu dem ich eingelaufen war und entsprechend wusste, dass es ab dort nur noch etwa 1,4 km zu laufen sein würden. So verlor ich am letzten Anstieg nicht allzu viel Schwung und konnte nach 34’16 die Ziellinie überqueren. Eine für mich, der allein stets deutlich weniger knautschen kann als im Wettkampf, hervorragende „virtuelle“ Leistung. Noch nie war ich im Training oder in einem solo-„Rennen“ schneller!

Die letzten Meter des virtuellen Silvesterlaufs

Hoffnung auf eine kontrollierte Pandemie

Auch dadurch sehe ich mein derzeitiges Trainingskonzept bestätigt. Überhaupt waren die Einheiten bisher kaum spezifisch. Für die Bedingungen bin ich von der grundlegenden Fitness begeistert. Umso mehr wünsche ich mir möglichst bald wieder Wettkämpfe!

Es liegt mir fern, andere zu maßregeln. Ich will niemanden bevormunden, angesichts der Unvernunft und Rücksichtslosigkeit mancher platzt sogar mir manchmal der Kragen. So auch gestern beim Auslaufen, als uns beim Überqueren der Bundesstraße zurück zum Auto an der Ampel eine große Gruppen Läuferinnen und Läufer entgegen kam. Das muss doch nicht sein! Nicht nur als Sportler sollten wir Vorbilder sein. Ganz abgesehen vom Wunsch nach Wettkämpfen brauchen wir niedrige Zahlen, um unser Gesundheitssystem und andere Berufsgruppen, die unverschuldet hohes Risiko eingehen müssen, weil sie sich nicht immer selbst schützen können, nicht zu überlasten. Wenn wir so weitermachen, bleibt die Normalität mit Plaudereien vor und nach Rennen sowie gemeinsame Trainings in weiter Ferne. Und das fehlt mir.