Schon ist es Mitte März und der Frühling hält Einzug. Die Tage werden merklich länger, die Temperaturen steigen und im Wald zwitschert es überall, auch zeigen sich immer mehr Knospen und Blühten. Ich liebe diese Jahreszeit, wenn alles so lebendig wirkt. Laufen macht noch mehr Spaß, wenn man mit kurzer Hose und T-Shirt hinausgehen kann. Aus meiner Sicht gibt es nur wenig, was schöner ist, als ein Frühlingsdauerlauf in der Natur mit guten Beinen und netter Gesellschaft.
Nachdem wegen der Pandemie die letzten beiden Austragungen abgesagt werden mussten, stand in diesem Jahr wieder der Frankfurter Halbmarathon auf dem Programm. 2020 war dieser Lauf der letzte vor all den Absagen. Nicht nur deshalb wollten Svenja und ich dieses Mal wieder dabei sein. Während der Lauf für mich die Motivation für einige Tempowechsel- und -dauerläufe lieferte, musste Svenja allerdings absagen. Obwohl Laufen – meist zu dritt im Heidlbeeren-Team mit Jesper im Babyjogger – schon wieder gut funktioniert, sind 21 km doch noch etwas lang. Dennoch schnupperten wir am Vortag beim Aufbau alle Drei ein wenig Wettkampfluft am ehemaligen Frankfurter Waldstadion.
Auf zum Frankfurter Halbmarathon
So war ich am Sonntagmorgen allein auf dem Weg nach Frankfurt. Ich wählte das Rad und genoss die autofreie Fahrt mitten auf der Isenburger Schneise; zusätzlich ersparte ich mir das Parkplatz-Chaos und damit unnötigen Vorwettkampfstress. Vor Ort traf ich mich mit Johannes, der schon deutlich früher angereist war und sich seinen Parkplatz ergattert hatte. Nach kurzer Plauderei gingen wir uns einlaufen. Dann wurden die Startnummern angeheftet und wir machten uns auf den Weg zum Start. Leider staute es sich wieder einmal vor dem Parkplatz, weshalb sogar der Start um 15 Minuten nach hinten verlegt wurde. Früher hätte mich die Verschiebung gestört, jetzt nutzte ich die Zeit für noch mehr „Hallo“s und ein paar Steigerungen. Zum Glück war es nicht kalt. Dann war es endlich soweit, es konnte losgehen.
Der 21. Spiridon Halbmarathon
Mit dem Startschuss galt es dann zunächst, das richtige Tempo zu finden. In einem großen Feld wie beim Frankfurter Halbmarathon kann das schwierig werden, besonders auch auf einer solch schnellen Strecke. Nicht zu schnell – angepasst an die aktuelle Form – anzugehen war mein deklariertes Ziel. Mit 3:37 min für den ersten Kilometer gelang mir das recht gut. Nach ein paar weiteren Überholungen hatte sich soweit alles sortiert. Jetzt galt es, im ehemaligen Marathontempo möglichst entspannt zu bleiben und mitzurollen. In Robbie Dale von der LG BSN hatte ich noch vor dem Abbiegen auf die Isenburger Schneise den perfekten Mitläufer gefunden, der insbesondere zu Beginn fast ausschließlich für das Tempo sorgte. Hinter uns hatte sich eine kleine Gruppe gebildet.
Beim Abbiegen war ich dann das erste Mal positiv überrascht, wie viele Zuschauer an die Strecke gekommen waren. Ich winkte unseren Nachbarn aus Dietzenbach zu und hörte im weiteren Verlauf sicher 100 Mal meinen Namen. Fairerweise lief an dieser Stelle wohl ein weiterer Markus in unserer Gruppe, dennoch fühlte ich mich allein durch die tolle Stimmung wie beflügelt. Das Frühlingswetter hatte viele an die Strecke gelockt. Eine Straßenparty, die richtig Spaß machte! Auch das Spiridon-Trikot sorgte beim Heimspiel natürlich für Begeisterung. Läuferherz, was willst du mehr?
Einfach laufen, einfach genießen
Nach dem Wendepunkt auf der Isenburger Schneise vergaß ich für kurze Zeit alle Konzentration, zu interessant war das große Feld, das uns folgte und nun entgegenkam; zu viele bekannte Gesichter galt es zu entdecken und zu grüßen. Währenddessen liefen wir zu meinem Vereinskameraden Brhane auf, der eigentlich 1h12 hatte laufen wollen.
18:08 min für die ersten 5 km klangen für mich wie ein guter Beginn. Noch besser war, dass ich mich sehr gut fühlte, so gut, dass ich weiterhin an den Hacken von Robbie blieb, der jetzt deutlich beschleunigte. Die Isenburger Schneise lässt sich aber auch sehr gut laufen, insbesondere, wenn es nach fast einem Renndrittel bergab geht.
Wenn es am Ende nicht wehtut, hätte man schneller laufen können!
Ich war in Rennen schon immer derjenige, der lieber etwas zu viel wagt, als sich hinterher über verpasste Möglichkeiten zu ärgern. Von gleich mehreren Kilometern um 3:30 min ließ ich mich einfach nicht beeindrucken. Wenn es am Ende nicht wehtut, hätte man schneller laufen können. Noch bevor wir die Fritz-Kissel-Siedlung und damit die nächste Zuschauerhochburg erreichten, schlossen wir zu Jörn (Harland) auf, was mich genauso wunderte, wie als wir zuvor Brhane eingesammelt hatten. Jörn ließ uns allerdings nicht passieren, sondern lief in der Gruppe mit.
Teamwork am Mainufer
Für uns ein großes Glück! Denn damit hatten wir eine noch bessere Gruppe. Während wir lautstark angefeuert wurden, mich Wiebke und Philipp anschrien und meine Mutter kurz darauf die Schweizer Flagge schwenkte und ich im blauen Vereinstrikot immer wieder meinen Namen hörte, hatte ich „die Zeit meines Lebens“ – eine solch gute Tagesform hatte ich schon lange nicht erwischt, bis dorthin hätte es gar nicht besser laufen können. Die zweiten 5 km hatten wir in 17:41 min absolviert.
Nachdem die Streckenhälfte passiert war und ich mir an der Verpflegungsstelle zwei Becher Wasser zur Kühlung übergegossen hatte, ging ich am Mainufer zum ersten Mal nach vorne, um das Tempo hochzuhalten. Ich fühlte mich weiterhin gut und freute mich auf den nächsten Kilometern, mich mit Jörn abwechseln zu können.
Auch unten am Main war die Stimmung grandios, kaum waren wir die Rampe hinabgelaufen, schon ging es gefühlt wieder hinauf und nach Niederrad. Dort spürte ich zum ersten Mal die Anstrengung, zum Glück geht es dort aber sachte bergab, sodass ich Jörns Fersen halten konnte.
So schnell wie auf dem zweiten Abschnitt waren wir jedoch nicht mehr, der dritte 5-km-Abschnitt war ganz ähnlich zum ersten (18’09) und die 15 km damit in 53’59 absolviert.
Knautschen bis zum Frankfurter Waldstadion
Schließlich ging es links ab in die Bürostadt. Während jetzt wieder Robbie gemeinsam mit Jörn auf das Tempo drückte, musste ich um Anschluss kämpfen. Die anderen aus unserer Gruppe hatten wir mutmaßlich schon am Main verloren. An der Verpflegungsstation hätte ich mir ein Gel gewünscht, die allerdings erst im Ziel verteilt wurden; der Becher Iso glitt mir durch die Finger. Ich musste mit dem Auskommen, was noch in mir steckte.
Zweimal konnte ich die Lücke zu meinen beiden Laufkameraden schließen, dann musste ich doch abreißen lassen. Zu groß war der Zug nach vorne, wo Robbie und Jörn bald zu den vor uns Laufenden aufschließen konnten. Obwohl ich etwas Tempo verlor, hatte auch ich dadurch einen Fixpunkt. Insbesondere Nikita, den ich mittlerweile erkannt hatte, kam nach und nach näher.
Überrascht wurde ich dann von der Streckenführung. Es ging nicht, wie noch bei der letzten Auflage, über die Golfstraße bis zur Flughafenstraße und dort leicht bergan, sondern geradeaus in den Wald. Die Schotterpiste ließ sich zunächst noch gut laufen, dann ging es allerdings über mehrere Kuppen gefühlt steil bergauf. Meinen angeschlagenen Beinen gefiel das gar nicht, dennoch behielt ich Nikita im Blick und sog mich heran.
Das Finale eines guten Rennens
Kurz darauf konnte ich Nikita sogar passieren, der mich allerdings laufen ließ. Jetzt musste ich bis zum Ziel allein durchziehen. Die letzte Steigung nach dem Abbiegen auf die Flughafenschneise zog sich gefühlt nochmal ewig, dann konnte es aber nicht mehr weit sein. Bei Kilometer 20 machte meine Uhr mir Mut: hatten sich die Abschnitte im Wald so angefühlt, als sei ich im 5er Schnitt die Hänge hinaufgekrochen, hielt sich der Zeitverlust mit 18:41 min für den vierten Abschnitt noch in Grenzen. Im Vorfeld hatte ich von einem idealen Rennen gesprochen, wenn 1h16 vorne stehen würde. Das war jetzt noch möglich.
Als dann schließlich – nun doch schneller als befürchtet – das Stadion in Sicht kam, konnte ich es wieder genießen, von den Vielen am Streckenrand angefeuert zu werden. Auch die Zielgerade finde ich klasse, viel besser als beim Marathon. In der Messehalle ist es dunkel und stickig, im Stadion gibt es frische Luft und grünen Rasen. Nach offiziellen 1:16:45 h war das Ziel erreicht. Für die aktuelle Form ein richtig gutes Rennen!
Der Überblick
Datum: So, 19. März 2023
Ort: Frankfurt, Deutschland
Wettkampf: 21. Frankfurter Halbmarathon
Distanz: 21,1 km
Zeit: 1:16:45 h
Platz: 27.
Crew: –
Schuhe: Nike Vaporfly Next % 2
Ernährung: –
Foto: Mama
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