Hin und her. Hin und her. Hin und her. So versuchten unsere Scheibenwischer, den Regentropfen Herr zu werden, die uns auf dem Weg zum Weinberg-OL in Gau-Odernheim vom Himmel entgegenfielen. Allzu viel Erfahrung habe ich noch nicht, bisher hatte ich Weinberge aber mit knallendem Sonnenschein und Hitze in Verbindung gebracht. Mit Dehydrierung würden wir heute aber keine Probleme bekommen. Der Wetterbericht für Gau-Odernheim ließ sich mit etwas Zuversicht dahingehend interpretieren, dass es auch Regenpausen geben würde.
Ich freute mich auf den Wettkampf in Gau-Odernheim. In den Weinbergen ist das Orientieren verhältnismäßig einfach. Wege und Pfade sind gut erkennbar, Felder und Weinreben lassen sich klar unterscheiden. Überhaupt scheint die Welt in Gau-Odernheim noch in Ordnung zu sein: beim Einlaufen entdeckte ich einen von außen steckenden Schlüssel in einer sonst verwaisten Haustür; die KiTa hat ein großes Außengelände in alten Stadtmauern, auch ein Turm ist in Sicht; und natürlich: die grün dahinfließenden Weinberge mit ausgeschilderten Wanderwegen und zahlreichen Aussichtspunkten liegen direkt vor der Haustür.
Mit der Karte durch die Weinberge
Ich hatte mich im Vorfeld auch auf den Weinberg-OL in Gau-Odernheim gefreut, weil wir uns mit Stephan, Nora und dem kleinen Lino verabredet hatten. Stephan würde auch den OL laufen, danach würden wir noch wandernd den Petersberg erklimmen, um trotz Nässe und Sturm bei einem kleinen Picknick die Aussicht zu genießen. Von dort oben sah man sogar – wie auf dem Titelbild – einzelne Posten in der Ferne aufblitzen. Manche davon hatten Stephan und ich eben noch geloggt.
Der einzige Wehrmutstropfen, der die Vorfreude trübte, war die Erkältung der Osterfeiertage: mehr als eine Woche war ich nicht laufen, was verdeutlicht, was für eine Erkältung es war. Seit Donnerstag, also drei Tage vor dem Orientierungslauf-Wettkampf, lief ich wieder. Die Erkältung war überstanden, das Laufgefühl fehlte allerdings noch. Nichtsdestotrotz stand ich um 10:38 Uhr voll motiviert am Start. Drei Minuten später zählte die Startuhr für Katharina (eine Vereinskameradin, die zur gleichen Zeit auf eine andere Route startete) und mich herunter. Die nette Helferin am Start lachte, weil ich wie ein nervöses Rennpferd zu früh zuckte, und hielt mich zurück. Dann endlich durfte ich den Start abstempeln, meine Karte schnappen und loslegen.
Weinberg-OL liegt mir
Anders als zuletzt und bisher eigentlich bei fast jedem OL hatte ich zum ersten Posten keine Findungsprobleme. Von Beginn an wusste ich wo ich war und interpretierte auch gleich den Maßstab richtig. So war der erste Posten schnell gefunden. Sehr gut, so konnte es weitergehen! Und zunächst tat es das auch. Im schönen Terrain rund um Gau-Odernheim, wo sich kleine Wäldchen mit Weinreben und Feldern abwechseln, ging es teils steil, teils noch steiler zu den ersten Posten. Ich erwischte die Wege, die ich nehmen wollte und lief auch in die richtigen Reben – diese dürfen nämlich nicht gequert werden. Wer die falsche Reihe erwischt, muss zurück zum Weg und erneut hinein in den Weinberg.
Zum achten Posten vermied ich es, in die falsche Rebe hineinzulaufen, verlor dadurch aber dennoch etwas Zeit. Dennoch blieb ich recht lange fehlerfrei, was mich im Rennverlauf sehr positiv stimmte. Zum neunten Posten vermied ich es, die steile Böschung hinunter zu müssen, spätestens bei den langen Wegen zu Posten 10 und 11 spürte ich dann aber die Nachwirkungen der Erkältung. Wirklich Druck konnte ich beim Laufen nicht machen, ich musste stets mit leicht angezogener Handbremse laufen.
Von Posten 10 zu 11 ging es sehr lange durch die Weinreben, die sehr unterschiedlich belaufbar waren. Muteten manche grasbewachsene Zwischenräume fast wie Pfade an, war ich bei anderen fast ständig am Umknicken. Ab dem zweiten Querweg achtete ich dann mehr darauf, welche Option ich wählte.
Die Tücken von Gau-Odernheim
Schließlich passierte er natürlich dennoch: der erste Fehler. Beim zwölften Posten erwischte ich schließlich doch die falsche Rebe und musste einmal aus dem Weinberg hinaus, eine Rebe weiter, und wieder zurück. So schnell verliert man eine ganze Minute.
Entmutigen ließ ich mich dadurch natürlich noch nicht, dennoch merkte ich, wie mir die Kräfte schwanden. Und das trotz angezogener Handbremse! Die nächsten Posten fand ich zwar wieder fehlerfrei, dennoch wurden die steilen Anstiege noch steiler als zuvor. Dennoch gefiel mir das Gelände – jetzt ganz nah am Gipfel des Petersbergs – weiterhin sehr gut. Zu Posten 17 ging es über eine saftig grüne Wiese am Rande eines kleinen Waldes.
Kurz vor dem Ende kamen dann bei Posten 18 sämtliche Konzentrationsfehler zusammen: erst lief ich in eine falsche Rebe, dann zusätzlich noch auf die falsche Seite der Böschung. So ließ ich zum Schluss noch einmal gut Zeit liegen. Ohne diese Fehler hätte ich es ins Ziel geschafft, ohne noch von Toby überholt zu werden. Der war acht Minuten später als ich gestartet. Immerhin: in Wörrstadt hatte er mir noch über 17 Minuten abgenommen, jetzt trotz fehlender Fitness nur noch gute acht Minuten. Denn die letzten Posten gingen sacht bergab und luden zum Endspurt ein.
Trotz des Wetters, das durchaus besser hätte sein können, bleibt es somit dabei: ich mag die Weinberg-OLs sehr und freue mich schon auf den nächsten! Der wird allerdings ein wenig auf sich warten lassen, für Svenja, Jesper und mich geht es jetzt erstmal auf Elternzeit-Tour.
Der Überblick
Datum: So, 16. April 2023
Ort: Gau-Odernheim, Deutschland
Wettkampf: Weinberg-OL
Distanz: Luftlinie 7,1 km und 190 hm, 21 Posten
Zeit: 51:11 min
Platz: 5
Crew: Svenja, Jesper, Nora, Lino
Schuhe: Adidas Terrex Agravic Flow 2.0
Ernährung: –
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