Willkommen im Elsaß, willkommen in Colmar!

Colmar – Logbuch Elternzeit, Station 1

Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Unser erster Zwischenstopp gen Süden ist Colmar.

Schließlich hatten wir es endlich geschafft! Willkommen im Elsaß, willkommen in Colmar! Obwohl wir an einem Sonntag fuhren, der in der Mitte des langen 1.-Mai-Wochenendes lag und obendrein keine LKW unterwegs waren, war auf den Straßen viel los. Gefühlt waren vor allem Schweizer auf der Autobahn unterwegs, die die deutsche Autobahn zum Rasen nutzten. Jesper hingegen machte trotz bereits erledigtem Mittagsschlaf gut mit. Nur zwei Mal machten wir Bewegungs- und Snackpause. Schließlich kamen die ersten Störche in Sicht – ein sicheres Zeichen, dass der Elsaß nah ist. Kurz darauf war auch nicht mehr nur Straßbourg (übrigens unser letzter Städtetrip vor der Corona-Pandemie), sondern auch Colmar ausgeschildert.

Mit dem Parkplatz hatten wir Glück: fast direkt vor unserer Unterkunft war noch etwas frei, was mir das Tragen unserer vielen Kisten leichter machte. Für die Haustür hatte ich per SMS den Code erhalten, sodass wir in aller Ruhe unser Zimmer beziehen konnten. WC und Bad hatten wir für uns, die drei Zimmer unserer Etage teilten sich aber die Küche. An diesem Sonntagabend hatten wir sie dennoch für uns allein.

Ein Spaziergang durch Colmar

Am nächsten Morgen lernten wir in der Küche unsere Vermieterin kennen. Sie hatte uns bereits einen Stadtplan hingelegt, sodass wir nach dem Frühstück losziehen konnten, um Colmar zu erkunden. Colmar ist nach Straßburg und Mülhausen die drittgrößte Stadt im Elsass und wurde bereits 823 urkundlich bezeugt. Seit dem Frieden von Nimwegen 1679 ist es Teil von Frankreich und ist vor allem für das gut erhaltene architektonische Erbe aus sechs Jahrhunderten sowie für die Museen bekannt. Ein Museum besuchten wir nicht, dafür bekamen wir fußläufig wohl alles vom alten Stadtkern zu Gesicht.

Die Altstadt war von unserer Ferienwohnung nur etwa 800 m weit entfernt. Wir mussten jedoch einen Umweg laufen: wie um ein Klischee zu erfüllen, trafen wir vor dem Haus der Gewerkschaften direkt auf eine Demonstration. Also gingen wir links herum und hatten dadurch einen Blick auf den Fluss Lauch, der unweit östlich von Colmar in die Ill mündet, den wir sonst wohl verpasst hätten. Anschließend bewunderten wir schlendernd die schönen Fachwerkhäuser; lediglich die „hot-Spots“ wie Klein-Venedig waren von vielen anderen Touristen überlaufen. Wir nutzten den nächsten Morgen vor unserer Abfahrt für einen ruhigeren Blick.

Nach einer Mittagsschlafpause, die ich für einen kurzen Lauf nutzte, bei dem ich aber in den Vororten nichts Besonderes zu sehen bekam, unternahmen wir einen zweiten Spaziergang, um uns das Gerberviertel, die ehemalige Zollstation Koïfhus, in dem jetzt regionale Handwerkskunst verkauft wird, das 1537 für einen reichen Hutmacher erbaute Maison Pfister sowie das mit mehr als 100 Köpfen verzierte Maison des Têtes anzuschauen.

Empfehlenswert ist der ausgeschilderte Stadtrundgang, auf dem man alle Sehenswürdigkeiten zu Gesicht bekommt. Dafür sind auf 6,1 km goldene Pfeile in den Boden eingelassen.

Weiter in Richtung Süden

Colmar bleibt uns sauber und grün in Erinnerung. Die vielen Grünstreifen, kleine Parks und verwilderten Gärten gefielen uns fast besser als das sogenannte Klein-Venedig, dessen Bezeichnung uns übertrieben vorkam.

Zum Abschluß besuchten wir am nächsten Morgen noch die Markthalle, die am Feiertag geschlossen war, und kauften Brot für die Fahrt sowie frisches Gemüse fürs Abendessen. Dann ging es weiter in Richtung Besancon.

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