Canet-en-Roussillon: unsere erste Station am Mittelmeer

Canet-en-Roussillon – Logbuch Elternzeit, Station 6

Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach den Schluchten des Tarn ging es nun ans Mittelmeer und in Canet-en-Roussillon an den südlichsten Punkt unserer Reise.

Hinaus aus den grünen Schluchten des Gévaudan ging es bei Regen weiter in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel war das Mittelmeer. Zunächst aber wurde die Fahrt wieder abenteuerlich – sogar noch aufregender als die letzte von Brioude nach Massegros Causses Gorges. Erst ging es über das Viadukt von Millau über den Tarn. Und damit über die mit 2460 m längste Schrägseilbrücke der Welt, sowie über die mit 343 m Pfeilerhöhe größte Brücke der Welt. Ziemlich cool! Atemberaubend wurde es dann etwas später nach der Durchquerung eines Tunnels. Schließlich wollten wir von etwa 1.000 m über NN. auf Meereshöhe. Dafür ging es in nicht enden wollenden Kurven steil hinab, bis wir es schließlich in eine völlig andere Klimazone geschafft hatten. Hier unten wirkte alles viel trockener, heißer, … mediterran eben.

Etwas weiter südlich mussten wir noch. Irgendwann war es dann jedoch so weit: die letzte Kuppe links von uns verschwand aus dem Sichtfeld und gab den Blick aufs Meer frei. Da waren wir, am Mittelmeer! Ganz Frankreich hatten wir durchquert, jetzt hatten wir unser erstes Zwischenziel erreicht!

In Canet-en-Roussillon zum ersten Mal auf einem Campingplatz

Bevor wir unseren Stellplatz erreichten – in Canet-en-Roussillon würden wir nach den Kurzaufenthalten der ersten zwei Wochen unserer Reise zum ersten Mal Campen – fuhren wir noch Küstensee Étang de Canet-Saint-Nazaire entlang, der nur durch einen schmalen Dünenstreifen (Nehrung) vom Meer getrennt. Dieser See hat wegen seiner höheren Verdunstungsrate kaum weniger Salzgehalt als das Meer und ist augenscheinlich perfekt für Surfer geeignet. Schon früh hatte man sich wohl die Verdunstung zu Nutze gemacht, lag doch zwischen Canet und Perpignan die antike Römer-Siedlung Ruscino, wo die Römer in Strandnähe Salinen zur Meersalzgewinnung betrieben hatten. In Canet-en-Roussillon lebte man früher als Selbstversorger durch Fischfang und Gärten bzw. Felder, bevor man sich auf den Tourismus konzentrierte. Einst war die Region im Besitz des Königreich Mallorca, erst seit dem Pyrenäenfrieden 1659 ist sie Teil von Frankreich.

Doch zurück zu unserer Reise. Mit dem Campingplatz hatten wir eine gute Wahl getroffen: es gab einen herrlichen Sandstrand, ein beheiztes Schwimmbad, eine Bäckerei, einen Einkaufsladen und sogar einen Spa-Bereich sowie einen Friseur. Die Sanitäranlagen waren ausgesprochen sauber. Leider gab es allerdings zwei Mankos.

Zum einen war der Rasen auf unserem Stellplatz längst vertrocknet, sodass sich Jesper nicht bewegen konnte, ohne völlig dreckig zu werden. Wir kauften also eine Plane, was uns das Leben sehr erleichterte.

Pech mit dem Wetter

Zum anderen war da das Wetter – da hatten wir einfach Pech. Ab dem ersten Abend regnete es bis zum nächsten Mittag, sodass sich unser Vorzelt, das wir für die Reise mit Kind angeschafft hatten, schon gelohnt hat. Nachdem es endlich aufgehört hatte zu regnen, setzte aber der Wind ein – und wollte einfach nicht abflauen.

Natürlich ist das Klagen auf hohem Niveau, dennoch war es nicht möglich, etwas länger Zeit am Strand zu verbringen. Dafür blies es einfach zu oft unangenehme Prisen Sandkörner in unsere Gesichter.

Wir versuchten das Beste daraus zu machen. Am Sonntagmorgen unternahmen wir eine lange Wanderung (weil man den Hafen umlaufen muss; in der Hauptsaison gibt es einen kostenlosen Bootstransfer) zu den Rablas von Canet-en-Roussillon, um den Markt zu besuchen. Dort kauften wir leckeres Obst (Kirschen, Erdbeeren, Pfirsiche, Nektarinen) und Gemüse (Artischocken) direkt aus Roussillon. Mit einem frischen Baguette und Käse genossen wir anschließend unser Mittagessen mit Blick aufs Meer. 

Im Schwimmbad gab es eine relativ windgeschützte Ecke, in der sich Jesper außerdem auf Kunstrasen frei bewegen konnte. Für Baden war es aber wegen des Windes noch zu kalt, nachts wurden wir durch die stärkeren Böen immer wieder geweckt.

Deswegen ziehen wir jetzt frühzeitig weiter. Wir verlassen die knapp 13.000 Einwohnende zählende Gemeinde Canet-en-Roussillon, weil an unserem nächsten Ziel besseres Wetter vorhergesagt ist.

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