Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. In Sanremo verabschiedeten wir uns vom Mittelmeer, um in Squaneto Inferiore die komplette Ruhe zu finden.
Tschüss Mittelmeer! Nachdem wir fast einen Monat an der Küste verbracht hatten, wurde es Zeit, auch einmal das italienische Hinterland zu sehen. Deshalb fuhren wir weiter, auf einen Campingplatz irgendwo im Nirgendwo, an der Grenze von Piemont und Ligurien, wo sonst wirklich Nichts war. Ab und an gab es einen Hof, dazwischen viel Wald, der sich über viele Hügel erstreckte.
Nach einer Fahrt durch ca. 92 Tunnel und über ebenso viele Brücken – darunter auch jene über Genua, die vor wenigen Jahren eingestürzt war – waren wir fast am Ziel. Es galt nur noch, zum Campingplatz zu kommen. Dorthin wurden die Straßen immer schmaler, die Brücken hatten kein Geländer mehr und wir fragten uns, wie größere Wohnmobile den Weg schafften. Schließlich tauchte aber das Tor zum Platz auf und wir wurden freundlich empfangen: der Sohn der Campingplatzbesitzer hieß auch Jesper, da war die Freude groß.
Eine niederländische Enklave im italienischen Nirgendwo
Gegründet hatte den Campingplatz vor knapp 20 Jahren ein niederländisches Ehepaar. Im Scherz meinten sie, dass sie kaum italienische Gäste hätten, weil die Italiener nicht verstehen, wie man dort campen kann, wo kein Meer und keine richtigen Berge sind. Etwas unternehmen konnten wir in Squaneto Inferiore auch nicht: außerhalb des Platzes gab es nur jene Straße, auf der wir angereist waren.
Der Vorteil war – und wahrscheinlich ist der Platz auch deshalb so gut bewertet – weil die Niederländer wissen, wie man campt. Bei den Spülbecken gab es extra Abtropfgitter, das Sanitärgebäude war sauber und man konnte Brötchen und Croissants vorbestellen. Lediglich die Seife fehlte bei den Toiletten, die hatten wir jedoch dabei. Ansonsten braucht es nicht viel, wenn man gerne vor seinem Wohnwagen sitzt und einfach einmal nichts tut oder vor zur Bar zur Weinprobe geht. Für uns reichten nette Nachbarn: unseren Stellplatz hatten wir uns aussuchen dürfen und die Reihe gewählt, in der andere Familien standen. Langeweile kam deshalb trotz unseres relativ frühen Aufstehens nicht auf, obwohl wir eigentlich nichts vorgehabt hatten: Jesper spielte am Vormittag auf der großen grünen Wiese mit einem etwas älteren Jungen, der ihn für sein Laufrad begeisterte und am Nachmittag mit einem gleichaltrigen Mädchen, das sich von ihm das Sitzen abschaute. Später gingen wir noch zum Pool, der aber leider nicht beheizt und deshalb selbst für Jesper zu kalt war – und das will etwas heißen!
Der grüne Dschungel von Squaneto Inferiore
Meine Laufrunde während des Mittagsschlafs genoss ich in dieser Umgebung sehr, und das nicht nur, weil ich mir zwei strava-Segmente sichern konnte: die Runde ging über 15 Kilometer wellig um den Campingplatz herum, dabei stets auf einer einspurigen Straße verlaufend, wie wir sie zum Platz genommen hatten. Eingebettet war sie meist in dichtes Grün. Ab und zu, wenn sich der Dschungel etwas lichtete und den Blick freigab, konnte ich weit über die dicht bewaldete, hügelige Umgebung schauen.
Hin und wieder sah ich einen Salamander oder einen Eichelhäher, von denen es einige gab. Die Hunde, denen ich an vereinzelten Häusern begegnete, waren glücklicherweise hinter Zäunen, auch Autos begegnete ich kaum. Dennoch wurde ich von einem Lamborghini überholt – einem Traktor.
Auch Wanderwege entdeckte ich, bei denen aber fraglich war, ob wir sie mit dem Babyjogger hätten gehen können, wenn wir gewollt hätten. Zwischendurch gab es auch Pfeile und Kilometermarkierungen auf dem Boden, was mich an eine Laufstrecke erinnerte. Ein wenig vermisse ich es schon, Rennen zu laufen. Die Segmente helfen ein wenig. Außerdem natürlich die vielen neuen Ecken, die es zu entdecken gibt.
Wieder keine Pizza in Squaneto Inferiore
Etwas enttäuscht waren wir vom Restaurant des Campingplatzes. Wie schon in Sanremo wurde der Holzofen nicht eingeheizt, als wir vor Ort waren, weshalb wir wieder keine Pizza bekamen. Fast eine ganze Woche sind wir nun schon in Italien und haben noch keine gegessen! Ein Skandal, über den auch der beste Kaffee nur bedingt hinweghilft. Hoffentlich wird das bei unserer nächsten Station in Pisa etwas!
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