Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach la dolce vita am Gardasee ging es nun in die Berge. Bozen rief uns nach Südtirol.
Es wurde wahrlich Zeit, den Strand gegen die Berge zu tauschen. Die blaue Weite ist herrlich, gegen die erhabene Schönheit schroffer Berggipfel kommt sie aber doch nicht an! Finde ich zumindest. Es wurde Zeit, die Badehose gegen Sportkleidung, die Flipflops gegen Trailschuhe* und das Badetuch gegen die Kraxe zu tauschen. Weil für unser eigentliches Ziel viel Regen vorhergesagt war (und auch heftig über uns hereinbrach), buchten wir kurzfristig auf eine Ferienwohnung kurz vor Bozen um. Dadurch landeten wir inmitten einer Apfelplantage in einer etwas älteren, aber sehr geräumigen Ferienwohnung in einem noch viel größeren Garten.
In diesem wunderschönen Garten konnten wir nicht nur hervorragend spielen und schaukeln, meist hatten wir auch Gesellschaft von Miimo und Sky. Miimo war seines Zeichens der fleißige Rasenmähroboter, der Jesper faszinierte. Sky hingegen war zwar wesentlich fauler, dafür umso lebendiger: die achtjährige Schäferhündin brauchte beim Ballspielen immer wieder Pausen, in denen sie sich – zu dessen großem Vergnügen – von Jesper an den Ohren kitzeln ließ.
Im Vorort von Bozen
Das Dorf, in dem wir kurzfristig wohnten, nannte sich Vadena (ital.) bzw. Pfatten (deutsch) und lag ebenso an der Etsch wie Bozen. Mit dem Zug erreichten wir die Stadt in nicht einmal zehn Minuten. Bevor wir die von Bergen umringte Landeshauptstadt Südtirols besuchten, machten wir uns erst einmal mit dem Ort vertraut, der nicht nur aus Apfelplantage bestand.
Während die moderne Bäckerei, die wir uns ausgesucht hatten, genau nach meinem Geschmack war, weil sie mit Flachwitzen auf ihren Postkarten dazu aufforderte, sich zu bewerben (auch das Gebäck war lecker), war der Spielplatz des Ortes wohl einst einmal toll, mittlerweile aber sehr heruntergekommen. Die Klettergerüste waren leider verschmiert, das Gras zu hoch und eine Schar Tauben suchte nach Essensresten. Da gingen wir recht schnell wieder zu Sky zurück.
Mit dem Zug in die Landeshauptstadt
Natürlich wollten wir auch Bozen erkunden. Insbesondere, weil Svenja noch nie vor Ort war. Zunächst wurden wir allerdings vor ein Rätsel gestellt: wie bekommen wir eine Fahrkarte? Im örtlichen Bahnhof gab es weder einen Schalter noch einen Ticketautomaten; der online-Auftritt der Fahrgesellschaft war äußerst verwirrend. Schließlich kam der Zug, ohne dass wir das Rätsel gelöst hatten. Immerhin kauften wir für die Rückfahrt ordnungsgemäß Tickets.
Bozen gilt als Begegnungsort der deutsch- und italienischsprachigen Kultur. Es war äußerst beeindruckend, dass dort jede*r Angestellte*r scheinbar fließend sowohl deutsch als auch italienisch spricht (und englisch wahrscheinlich auch). Ein Grund sind wahrscheinlich die Schulen Südtirols, die bis zu 50 % des Unterrichts in der anderen Landessprache unterrichten dürfen.
In Bozen selbst erkundeten wir nicht nur die schöne Altstadt, sondern besuchten auch Ötzi, dessen Geschichte und Gerüchte zum Nachdenken anregen. Außerdem stellten wir fest, dass es durchaus möglich ist, irgendwann genug von Pizza und Pasta zu haben. In einem Biergarten bestellten wir uns Knödel auf Krautsalat.
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