Völs am Schlern, das Panorama auf der Seiner Alm

Völs am Schlern – Logbuch Elternzeit, Station 18

Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nachdem wir mit Bozen die Landeshauptstadt Südtirols kennengelernt hatten, trafen wir nun die anderen Großeltern in einem Hotel in Völs am Schlern.

Was ein Luxus! Bei Regen ein festes Dach über dem Kopf, ein Frühstücksbüffet, bei dem man sich nur zu bedienen braucht, sowie Abendessen, das einem gebracht wird. Man muss weder putzen, abräumen noch -waschen. Dazu eine Sauna, ein Schwimmbad und ein Spielplatz. Außerdem das schönste Bergpanorama direkt vor der Haustür mit einem meiner Lieblingsberge direkt im Blickfeld. Und noch besser: zwei zusätzliche Bezugspersonen für Jesper, die mit ihm spielen, lachen und Vorbild sind. Kurzum: wir hatten uns zurecht sehr auf die Tage in Völs am Schlern gefreut.

Saftig grüne Wiesen, auf denen die Bienen summen, klare Seen, in denen sich Bergkulissen spiegeln sowie auf Schritt und Tritt weite Blicke, deren Panorama jedes Mal aufs Neue staunen lässt.

Endlich wieder Oma und Opa

Im Grunde war es wie in Pisa: obwohl wir uns seit neun Wochen nicht gesehen hatten, hatte Jesper keinerlei Anschlussprobleme und freute sich ebenso wie wir, Oma und Opa wiederzusehen. Er ließ sich problemlos von beiden füttern, tanzte zu Opas Musik aus dem Radio und unternahm gerne Ausflüge mit Oma ins Spielzimmer. Ein besonderes tägliches Highlight war stets auch das gemeinsame Schwimmen im Pool.

Ansonsten waren wir – dank des guten Wetters (in der Höhe ist es etwas kühler) – fast wie beim Campen den ganzen Tag an der frischen Luft. Um Völs am Schlern ist es, wie zumeist in den Bergen, einfach herrlich. Fast jeder Meter ist schön. Man muss sich stets entscheiden, ob man das Bergpanorama genießt oder die Pflanzen- und Tierwelt in der unmittelbaren Umgebung bewundert: Bäche, Blumen, Eidechsen, Katzen, Schmetterlinge, Wiesen, Kirchen, Wurzelstöcke, Ameisenstraßen, Steinformationen und Murmeltiere sind nur eine kleine Auswahl dessen, über das man in der Bergwelt täglich staunen kann.

Mit Kraxe und Babyjogger um Völs am Schlern

Ich hatte mich sehr auf die Berge gefreut. Es ist so einfach: wenn man hochläuft, kann man runterschauen. Um die Wanderrouten etwas zu variieren, wechselten wir zwischen Kraxe und Babyjogger. Letzterer wurde auf einem steinigen Pfad einem Produkttest auf Herz und Nieren unterzogen, den er fast anstandslos bestand: zum zweiten Mal auf unserer Reise hatten wir einen Platten.

Die von Jespers Onkel und Tante ausgeliehene Kraxe war zwar schwer, ließ sich aber sehr angenehm tragen. So kommt man auch als Familie an die besonders schönen Stellen des Naturparks Schlern-Rosengarten, die man mit Kinderwagen definitiv nicht erreicht. Damit kraxelten wir beispielsweise auf die Hofer Alpl, die das Kaiserschmarren-Ranking dieser Tage anführte.

Kraxen-Weisheiten
1) Je mehr Dudeldu, desto besser die Aussicht
2) Je ungemütlicher die Pose, desto besser der Schlaf
3) Höhenmeter zählen doppelt
4) Höhenluft macht glücklich
5) Ganz gleich, wie oft man lachend seine Mütze abwirft, irgendjemand hebt sie immer auf!

Leider kommt man nicht umhin, auch auf den steilsten Bergwegen ab und zu Autos Platz machen zu müssen. Nicht nur die historischen Innenstädte, die viel friedlicher und attraktiver sein könnten, verstellen wir uns mit Blechkisten, auch das Bergpanorama verderben wir uns. Schade, dass einfach überall Parkplatz ist. Gleichwohl sollten wir uns vom Glockengeläut der Kühe auf den Bergwiesen nicht täuschen lassen. Die meisten Artgenossen stehen im Stall und dürfen sich nicht bewegen.

Die Seiser Alm als absolutes Highlight

Ein besonderes Erlebnis war wieder einmal die Seiser Alm, auf die man von Völs am Schlern (bzw. Kastelruth) mit der Seilbahn fährt. Oben blickt man auf malerische Bergkämme, sanft geschwungene Almwiesen und die Dörfer im Tal. Bei unserer Tour um das Puflatsch-Gipfelplateau – eine absolute Empfehlung! – konnte Jesper auf mehr als 2.000 Meter Höhenluft schnuppern.

An einem anderen Tag trennte sich die Heidlbeeren-Wandergruppe, sodass ich mit meinem Vater auf den knapp 3.000 Meter hohen, sehr steinigen Plattkofel (2.958 m) gehen konnte, um Ausblicke von noch weiter oben zu genießen. Auf dem Hin- und auf dem Rückweg sahen wir Murmeltiere, bevor wir die anderen in Saltria wiedertrafen.

Tschüss Völs am Schlern

Dann war die Verwöhnzeit im Hotel mit Oma und Opa auch schon wieder verflogen. Zwar bleiben wir noch ein wenig in den Bergen und genießen die Einfachheit des Campens, es geht jetzt aber immer schneller gen Heimat. Nur noch fünf kurze Stationen, dann ist unsere Elternzeitreise vorbei.