Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach Wildermieming, unserer ersten Station in Österreich, ging es nun weiter in unsere zweite Heimat Schruns.
Nach Schruns zu kommen, ist ein bisschen, wie nach Hause zu kommen. Für Svenja noch mehr als für mich, schließlich kennt sie das Dorf schon seit mehr als 25 Jahren. Meist (aber nicht nur) waren wir im Winter oder Frühling zum Skifahren im Montafon, wegen des vielen Grüns auf den Bergen ist es dort im Sommer aber fast noch schöner. Kurzum, Schruns durfte als Etappe unserer Elternzeitreise nicht fehlen.
Weil ein Tunnel gesperrt war, fuhren wir Schruns über den Arlbergpass an. Das war zwar interessant und wegen der Übung auf den Küstenstraßen kein Problem, dennoch käme es mir nie in den Sinn, die Straße nur zum Spaß zu fahren. Vielleicht mit dem Rennrad – aber nur, weil es bergauf so eine Pläsier ist.
Apropos Rad: den Montafon Mountainbike Marathon verpassten wir um eine Woche, dennoch hingen überall schon die Wegweiser. Falls also der Arlbergpass eine Idee ist, meldet euch lieber dort an!
In Schruns zu Hause
Die Ferienwohnung, die wir uns für unseren diesjährigen Aufenthalt ausgesucht hatten, war sehr schön. Groß und sauber, dazu nette Vermieter, die Jesper sofort ins Herz geschlossen hatte. Nach dem Auspacken ging es auf die erste Erkundungsrunde. Zuletzt waren wir im Januar 2020 vor Ort.
Weil es sich in Schruns, wie bereits erwähnt, wie nach Hause zu kommen anfühlt, ist es stets interessant zu sehen, wie sich das Dorf entwickelt. Irgendwie ist alles bekannt und dennoch jedes Mal anders. Vieles wird neu gemacht, anderes wird aufgegeben. Hotels, Ferienwohnungen, Privathäuser, Plätze, Radwege, Lifte, Brunnen und noch viel mehr werden neu gebaut oder renoviert. Unseren Lieblingsbäcker gibt es leider nicht mehr, beim Neuen bekamen wir einen Cappuccino, der eher ein Latte Macchiato war. Dafür aber zumindest mit Mandelmilch.
Unverändert ästhetisch bleibt die durchs Tal rauschende Ill, die Ruhe des Schrunser Feldes sowie die Aussicht auf die umliegenden Berge. Ursprüngliche Schönheit!
Herr Bergführer, eine Frage
Weil die ausgeliehene Kraxe wieder mit den Großeltern nach Hause fuhr, ließen wir es bei unseren Wanderungen ganz ruhig angehen. Meist blieben wir mit Kinderwagen auf den breiteren Wegen, zwei Mal nahmen wir auch den Lift, um hoch auf die Berge zu kommen. Jesper fährt gerne mit der Gondel.
Man mag davon halten, was man will, im Montafon wird sich zumindest Mühe gegeben, das Wandern für Kinder zum Erlebnis zu machen. Es gibt verschiedene Themenwege und beispielsweise auch einen Rutschenpark, bei dem man das Laufen immer wieder durch Rutschen unterbricht. Mitunter war dadurch recht lautes Klientel auf dem Berg, dennoch scheint es mir im Grunde eine gute Idee zu sein – solange es keine Überhand nimmt und die Berge entstellt –, denn irgendwann merkt man: das Beste am Wandern ist die Bewegung an der frischen Luft bei herrlicher Aussicht! Und dafür muss man nicht unbedingt Geld ausgeben, wenn man zwei gesunde Beine hat.
Ein Highlight, welches wir bisher wegen Schließung nie in Angriff genommen haben, ist die Europatreppe 4000 in Partenen, also etwa 15 km weiter auf der Montafonerstraße. Auch dieses Mal taugte sie uns nicht für einen Ausflug, dafür nahm ich bei einem Morgenlauf deren kleine Schwester, die Wasserstiege nach Bitschweil, unter die Füße. Auch das war eine pulstreibende Gaudi!
Bis zum nächsten Mal, Schruns!
Unsere Tage in Schruns vergingen wieder einmal viel zu schnell. Auch unsere Reise neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wir machten es deshalb wie beim Essen (bei Höfers wird noch während des Abendessens bereits das nächste Mahl geplant) und planten gleich unseren nächsten Aufenthalt im schönen Montafon. Dann sicher wieder mit längeren und steileren Wanderungen – und vielleicht auch endlich einmal mit der Europatreppe!