Ach, wie herrlich schön ist der Wald derzeit: überall die wunderbar bunten Blätter – auf dem Boden, in der Luft und an den Bäumen. Wenn dazu noch, so selten es derzeit auch vorkommen mag, sich ein Sonnenstrahl den Weg zu uns bahnt, leuchtet das Blättermeer noch einmal schöner. Man könnte innehalten und genießen.
Genauso könnte man auch innehalten, weil man gerade einen Posten mitten im Wald sucht und dieser aufgrund der vielen bunten Blätter nicht auftauchen will. Überall um mich herum sieht es gleich aus. Ich weiß weder so recht, wo genau ich bin, noch, in welche Richtung ich weiterlaufen soll.
Das habe ich nun von meiner Romantisierung! Vermaledeites Blättermeer.
Orientierungslauf in Dietzenbach
Nachdem wir es letzte Woche leider nicht zum Weinberg-OL nach Saulheim geschafft hatten und ich stattdessen beim ersten Durchgang der Jügesheimer Winterlaufserie gestartet war, freute ich mich umso mehr, eine Woche später daheim eine neue Möglichkeit zu bekommen: unser Verein, der OLV Steinberg, richtete im Dietzenbacher Wald um den Ebertsberg eine Mitteldistanz aus. Da musste ich dabei sein!
Nun könnte man meinen, ich hätte einen Heimvorteil. Schließlich laufe ich gerne in dem Gebiet und der Ebertsberg (189,5 Meter ü. NN) hat es mit den dortigen Bergintervallen sogar in mein erstes Buch geschafft. Allerdings bleibe ich dabei meist auf den befestigten Wegen. Und wenn dann – durch das bewusste Blättermeer – auch noch alles gleich aussieht, habe ich weder einen Heimvorteil noch gegen die erfahrenen Orientierungsläufer eine Chance.
Ein Blättermeer am Ebertsberg
So schön das Laufgebiet auch ist und man gleich zu Beginn, aus dem Wohngebiet Westend kommend, über die Felder schauen und den malerischen Wollwiesenteich bewundern könnte, setzte ich mich doch gleich wieder zu Beginn in die Nesseln. Nicht wortwörtlich, aber fast: um zunächst ein Gefühl für die Karte zu bekommen, blieb ich sogar zunächst auf dem befestigten Weg, der grob in die richtige Richtung führte. Schließlich brauchte ich bisher immer die ersten Posten, um ein Gefühl für die Karte und vor allem den Maßstab zu bekommen. Nachdem mein letzter Orientierungslauf schon länger zurücklag, verlor ich doch sogar auf dem Weg die Orientierung und lief zum ersten Posten einen großen Umweg. Ach herrje, das ging ja gut los.
Nun, zumindest wurde es im Anschluss besser. Die nächsten beiden Posten fand ich schneller und war bereit, zu Posten vier nach Kompass quer durch den Wald zu rennen. Nicht weit hinter dem gewünschten Ziel verlief eine Schneise, die mich „auffangen“ sollte, falls ich den Posten verfehlen würde. Schließlich ist das mit das schönste an diesem tollen Sport: ab einem markanten Wegpunkt in die richtige Himmelsrichtung in den Wald zu stürmen, um dort lieber früher als später den Posten zu erspähen. Das funktioniert nur leider nicht immer. So wie diesmal. Auch die Schneise verpasste ich wohl, sodass ich bald einsehen musste, dass ich gerade nicht wusste, wo genau ich war.
Immerhin kenne ich mittlerweile ein paar Strategien, wie ich mich zurechtfinde, wenn Plan A nicht aufgegangen ist. So verlor ich zwar Zeit, fand den Posten aber schließlich doch. Weil ich dennoch etwas verwirrt war, lief ich zu Posten fünf – einmal quer über die Karte – wieder nicht den kürzesten Weg. Dafür konnte ich mir auf der langen Gerade zumindest ein grobes Bild des Weiteren Rennverlaufs machen.
Endlich drin, im Rennen
Jetzt wurde es besser. Ich fand die weiteren Posten zwar weiterhin nicht so flüssig, wie ich mir das vorgestellt hatte, musste aber nur noch minimal nachbessern. Orientierungslauf bleibt ein toller Sport, für den man den Umgang mit der Karte aber viel üben muss. In der Folge lernte ich Ecken „meines“ Waldes kennen, die ich noch nie gesehen hatte. Schön ist es hier bei uns!
Für weitere fünf Posten ging es mal mehr, mal weniger durch das Ebertsbergsche Dickicht. Die letzten beiden Posten waren zum Abschluss auf den Feldern leicht zu finden.
Nach dem Auslesen meines Stempels, mit dem alle Posten kontrolliert und die Zwischenzeiten gespeichert werden, sowie zwei Bechern Tee half ich dabei, die Posten wieder einzusammeln. Mit dabei war mein Problemposten Nummer vier, den ich nun, ohne das Wettkampfadrenalin, deutlich schneller fand. Vielleicht war es aber auch die Übung, ein wenig Hoffnung bleibt also, dass ich im Orientieren mit Karte und Kompass im dichtesten Blättermeer nach und nach besser werde.
Der Überblick
Datum: So, 12. November 2023
Ort: Dietzenbach, Deutschland
Wettkampf: Mitteldistanz Ebertsberg
Distanz: Luftlinie 5,2 km, 125 hm, 13 Posten
Zeit: 46:55 min
Platz: 4
Crew: OLV Steinberg
Schuhe: Adidas Terrex Agravic Flow 2.0
Ernährung: –