Beim Seligenstädter Wasserlauf lief ich zum allerersten Mal 25 km im Wettkampf. 2006 muss das gewesen sein, nachdem ich mir mit meinem Kumpel Martin in den Kopf gesetzt hatte, mit 18 einen Marathon laufen zu wollen. Auch später lief ich in Seligenstadt immer die längste Distanz. Einmal als Trainingslauf mit schöner Endbeschleunigung, einmal in einem hart umkämpften Rennen auf Rang vier, 2018 und 2019 dann sogar nach schönen Duellen mit Karl und Bastian-Dominic auf Gesamtrang eins.
Dass die letzten 5 km meist sehr lang wurden, ist in eindrücklicher Erinnerung geblieben. Außerdem trainiere ich derzeit sehr gerne für die klassische 10-km-Distanz. Wieder über 25 km zu starten, kam deshalb dieses Jahr nicht in Frage. Entsprechend sollte der Wasserlauf nach der Jügesheimer Winterlaufserie eine nächste Standortbestimmung über 10 km werden.
The best pace is a suicide pace, and today looks like a good day to die.
Steve Roland Prefontaine
Seitdem ich beim letzten Durchgang im Februar exakt 34:00 Minuten gelaufen war, lief es im Training konstant sehr gut. Es sollte also definitiv eine schnelle Zeit werden. Die Frage im Vorfeld war, wie viel ich riskieren wollte, denn vom SSC Hanau-Rodenbach hatte sich eine schnelle Gruppe angekündigt: Lukas Abele und Fabian Sposato würden Tempo für 32:30 Minuten machen, um Janis Würtenberger zu pacen.
Würden die Vorteile der Gruppe, also der Windschatten, die Gruppendynamik und die Motivation die Nachteile des zu schnellen Angehens überwiegen? Ich musste sehen, wie die Tagesform war und wie sich das Rennen entfalten würde.
Wie immer kam alles anders als geplant
Um komplett ausgeruht an der Startlinie zu stehen, hatte ich die letzte spezifischere Einheit bereits zehn Tage vor dem Wasserlauf absolviert. Dass sich die Beine mit der Erholung erstmal schwerer als normal anfühlten, kannte ich von der letzten Phase vor Marathonläufen. Doch es wurde nicht besser. Zeitgleich mit den letzten lockeren Läufen zum Spannungsaufbau hatten wir ein krankes Kind zuhause. Das Rennen war damit nur noch Nebensache. Unruhige Nächte ließen mich bereits im Vorfeld zweifeln, ob ich überhaupt nach Seligenstadt fahren sollte. Doch ich hatte zugesagt, den LaufReport über den Wasserlauf zu schreiben. Und wenn ich schon einmal dort war, konnte ich auch laufen.
Im Grunde war bereits nach den ersten 500 Metern des Rennens klar, dass es kein gutes werden würde. Der Kopf war nicht bereit. Die Durchgangszeit nach einem Kilometer passte zwar noch (3‘24), für das Tempo musste ich aber alleine sorgen, die Führungsgruppe war mit etwa 3’06 angegangen. Als das Gedankenkarussell erst einmal mit den Ausreden begonnen hatte und der zweite Kilometer bereits deutlich langsamer (3’31) war, war der Ofen aus. Je länger ich im Laufzirkus dabei bin, desto bewusster wird mir, wie wichtig der Kopf ist. Der muss wollen. Beim Wasserlauf wollte er nicht. Nach 2,5 km stoppte ich die Uhr und beendete das Rennen.
Schade. Aber auch diese Tage gibt es. Sie lassen die guten umso glanzvoller leuchten.
Ein Kommentar
Kommentare sind geschlossen.