Wenn ich ehrlich bin, weiß ich noch nicht, was mein nächstes läuferisches Ziel ist. Seit dem Wiedereinstieg im Herbst wollte ich mich von Durchgang zu Durchgang der Rodgauer Winterlaufserie steigern, um wie im vergangenen Jahr Anfang Februar in einer guten Form zu sein. Das Serienfinale in Rodgau-Jügesheim war somit mein erstes Jahreshighlight, für das ich monatelang trainiert hatte. Knapp eine Woche vor dem Rennen zog es mir beim plötzlichen Aufstehen jedoch so sehr in den Beuger, dass ich nur noch humpeln konnte: Ich hatte Hüfte, jeder Schritt schmerzte.
Wie sich glücklicherweise schnell herausstellte, tat mir die Hüfte bzw. der Beinansatz nur beim langsamen Gehen weh, insbesondere unmittelbar nach dem Aufstehen aus dem Sitzen. So lange Laufen geht, ist alles nur halb so schlimm. Und während meiner Marathonvorbereitungen hatte ich gelernt, dass Verspannungen und Muskelverhärtungen nicht unbedingt dort ursächlich sein müssen, wo es schmerzt. Auf dem Massageball stellte sich heraus, dass nicht nur der Ansatz des Hüfthebers weh tat, sondern auch einige Muskelstränge im Hintern verspannt waren. Entsprechend widmete ich viel Zeit, die ich sonst in Laufschuhen verbracht hätte, dem Schaumstoffball auf der Gymnastikmatte.
Zum Glück trat schnell Besserung ein, sodass ich am Freitag nicht nur völlig schmerzfreie Steigerungen laufen konnte, sondern mir auch sicher war, am nächsten Tag am Start zu stehen.

Perfektes Wetter beim Serienfinale
Auch das Wetter meinte es beim Serienfinale gut mit uns Läufern, den Helfenden und den Fans am Streckenrand. Sonne satt lieferte Vitamin D und wärmte die Haut. Ich freute mich auf den Lauf und wollte endlich loslegen, endlich mal wieder eine gute Zeit ins Ziel bringen. Denn so richtig rund war es in diesem Winter noch nicht gelaufen. Von der Form des Vorjahrs war ich noch weit entfernt, obgleich das Training eigentlich besser war. Kurz vor drei war es dann endlich an der Zeit, die schnellen Schuhe zu schnüren und nur noch im Wettkampf-Laibchen zur Startlinie zu traben.
Dort war erwartungsgemäß viel los, das Stadion brummte wie ein Bienenschwarm. Auch der Startbereich war so dicht gepackt, dass ich kaum wahrnahm, wer alles am Start war. Beim Serienfinale im Februar ist immer am meisten los! Und das zurecht, schließlich wird am ersten Februar-Samstag am schnellsten gelaufen. Meine beiden schnellsten Zeiten über die 10 Kilometer lief ich (vor einigen Jahren) am ersten Februarsamstag.
Mit dem Startschuss ging es entsprechend schnell los. Ich konnte mich schnell gut einsortieren und hatte nicht nur das Gefühl, direkt die richtige Gruppe erwischt zu haben, sondern außerdem ebenso eine gute Tagesform erwischt zu haben. Endlich strotzte ich bei einem Wettkampf mal wieder geradezu vor Energie, endlich war der Schritt leicht und frei. An die Hüfte dachte ich noch nicht einmal.
Ein schneller Beginn
Nachdem es Fabian (Lotter) und Philipp (Bartels) deutlich eiliger hatten fand ich in Rik von der Sterren bis ca. Kilometer 3,5 einen guten Laufpartner. Bis hierhin verlief alles wie gewünscht und die Zwischenzeiten passten für eine Zielzeit Richtung 34 Minuten: Nach einem ersten Kilometer in 3’22 zeigte die Uhr am Handgelenk nach drei Kilometern 10:09 min. Und das, obwohl die Waldwege mitunter schlammiger waren als erwartet.
Bei der darauffolgenden Linkskurve, die die Asphaltpassage am Wasserwerk einläutet, kam wie bereits im Januar Daniel (Nohe) innen vorbeigeschossen. Diesmal wollte ich unbedingt dranbleiben und mir in seinem Windschatten eine gute Zeit sichern, was zunächst auch gelang. Rik und die anderen, mit denen ich bisher unterwegs war, mussten allerdings abreißen lassen.
Diese Tempoverschärfung war vielleicht zu viel des Guten. Denn während Daniel die vielleicht schwierigste Passage der Strecke – bei der Streckenhälfte machen große Steine das Laufen auf dem Schotterweg koordinativ anspruchsvoll – gefühlt spielerisch leicht nahm, freute ich mich zwar noch über die gute 5-Kilometer-Zwischenzeit von 16:55 min, fiel danach aber in ein Loch.


Die lange Jügesheimer Gerade
Im ganzen Winter hatte ich noch keine gute zweite Rennhälfte zustande gebracht. Auch an diesem Tag musste ich mich eingangs der langen Jügesheimer Gerade zurück in Richtung Stadion von meiner Wunschzeit verabschieden. Allein für den sechsten Kilometer hatte ich 3’37 gebraucht!
Zum Glück hatte ich Keijo (Buss) als Fixpunkt vor mir laufen, sodass ich mich zusammenraufen und wieder in einen flüssigen Schritt finden konnte. Nun hatte ich mich zwar wieder gefangen, war dennoch aber weiterhin den entscheidenden Tick langsamer als auf der ersten Streckenhälfte. Bei Kilometer acht war klar, dass es um eine Zeit um 34:30 Minuten ging. Keijo war nur minimal näher gekommen.
Dann aber kamen von hinten zwei Verfolger heran, an deren Hacken ich mich hängen und von denen ich mich zu Keijo ziehen lassen konnte. Mir war eine Tempoverschärfung gelungen, ich konnte aber nicht noch weiter beschleunigen. Glücklicherweise tauchte aber bereits schon das letzte Kilometerschild am Streckenrand auf, wo außerdem Nora und ein paar weitere anfeuerten.
Es war an der Zeit, die Beine in die Hand zu nehmen!
Ein Rennen mit Hüfte
Mit ordentlich Schwung konnte ich dem kalten Winterwind trotzen und im Stadion die letzten Meter zu einer Zeit von 34:36 min sprinten. Auch wenn ich mir das Rennen im Vorfeld noch ein wenig schneller gewünscht hätte, war es ein guter Lauf zum Abschluss der Winterlaufserie. Immerhin hatte ich mich zwei Mal deutlich gesteigert, außerdem kann ich die fünf Kilometer unter 17 Minuten laufen. Für die doppelte Distanz bietet sich sicher im März oder April eine weitere Möglichkeit. Dafür gilt es jetzt Pläne zu schmieden, bevor sich vielleicht wieder die hessischen Meisterschaften im Halbmarathon als nächstes großes Ziel anbieten.
Die Hüfte spürte ich im Anschluss zwar wieder, ich hatte aber keinerlei Probleme beim Gehen. Mit dem Massageball sind die Beschwerden sicher bald wieder komplett behoben. Neben dem Training in den nächsten Wochen freue ich mich auf die nächsten Lesungen aus „Pfeile im Revier“ in Eltville und Darmstadt!
Der Überblick
Datum: Sa, 01. Februar 2025
Ort: Jügesheim, Deutschland
Wettkampf: Rodgauer Winterlaufserie
Distanz: 10 km
Zeit: 34:36 min
Platz: 21.
Schuhe: Nike Vaporfly Next % 2
Ernährung: ein Gel vor dem Start
Fotos: Sabine und Papa