Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wahrscheinlich hätte ich anders planen müssen, nachdem feststand, dass ich in der Woche vor dem Seligenstädter Wasserlauf eine ganze Woche Standdienst auf der Hannover Messe würde leisten müssen. Andererseits hätte ich dann höchstwahrscheinlich anders trainiert, es gäbe keinen LaufReport von der Veranstaltung und ich hätte wahrscheinlich weniger Sonne abbekommen.
Die Vorzeichen standen gut
Nachdem die Winterlaufserie in Jügesheim keinen allzu perfekten Abschluss gefunden hatte, wollte ich weiter an der Form feilen und in Seligenstadt einen erneuten Angriff über die 10 Kilometer wagen. Wie auch im vergangenen Jahr klappte das leider nicht. Während im Training hin und wieder sehr gute Leistungen aufblitzten, war lange nicht klar, wie gut die Form derzeit ist. Auch nach dem Rennen kann ich das aktuell nicht sagen. Das viele Stehen machte leider die Beine müde.
Dabei fing der Sonntag vielversprechend an. Die Sonne schien und der Wind war deutlich schwächer als befürchtet. Bei der Startnummernabholung war die Stimmung gut und beim Warmlaufen waren die Beine locker. Nach Lauf-ABC für die Muskelspannung konnte es losgehen!
Ein Tempodauerlauf in der Sonne
Nachdem ich zunächst eine kleine Lücke zur Spitze um Janis (Würtenberger) und Jannik (Trunk) hatte reißen lassen, um nicht zu schnell anzugehen, waren die Beine so gut, dass ich bis zum ersten Kilometer (3’28) aufgeschlossen hatte. Nach etwas Sortierungschaos in der Gruppe und einem Stolperer meinerseits, der fast zum Sturz geführt hätte, zeichnete sich ein sehr guter Rennbeginn im Windschatten der beiden Hanau-Rodenbacher ab.
Nicht weit nach dem zweiten Kilometer waren die Oberschenkel jedoch spürbar schwer. Bei einer winzigen Tempoverschärfung von Janis konnte ich nicht mehr mitgehen und musste die Gruppe ziehen lassen. Bereits bei Kilometer drei wusste ich, dass ich spürbar langsamer geworden war. Aufgeben – wie im letzten Jahr – kam allerdings nicht in Frage. Ich wollte das Beste daraus machen und zumindest die Sonne genießen. Schließlich muss man im Leben immer die Sonnenseite sehen! Die Gesamtzeit ignorierte ich einfach gekonnt.
Der Rückweg im Wind
Zu meinem Glück hatte auch Carlos (Martini) nicht den besten Tag erwischt, sodass er nicht wie geplant in Richtung 35:00 min lief, sondern mir als Fixpunkt und Motivation diente. Nach und nach konnte ich mich heransaugen, ihm näherkommen und ihn schließlich nach ca. 7,3 km einholen.
Eigentlich hatte ich mit Schwung direkt an ihm vorbeiziehen wollen, er hängte sich jedoch in meinen Windschatten und ließ nicht locker. Zwei, drei Mal versuchte ich, die Frequenz zu erhöhen, um mir den sechsten Platz frühzeitig zu sichern, Carlos blieb aber dran. So waren die letzten Kilometer wieder schneller!
Schließlich kam die letzte Kilometermarkierung und damit die kleine Kuppe. Carlos überraschte mich allerdings nicht mit einem Angriff, sondern damit, dass er mich ein klein wenig enteilen ließ. Das kleine Stück hinab ließ ich es laufen und ließ mir die Platzierung nicht mehr nehmen.
Im Ziel meinte Carlos allerdings, dass er mich auch dann nicht überholt hätte, wenn er hätte dranbleiben können – dafür hätte ich im Wind zu viel gearbeitet! So war der Seligenstädter Wasserlauf wieder eine schöne Veranstaltung, auch wenn die Zeit deutlich langsamer war als erhofft. Die neue Streckenführung des Halbmarathons erinnerte mich ein wenig an einen City-Marathon. Vielleicht gibt es zum 50. Jubiläum dort ja einen Marathon am Mainufer!
Der Überblick
Datum: So, 06. April 2025
Ort: Seligenstadt, Deutschland
Wettkampf: Seligenstädter Wasserlauf
Distanz: 10 km
Zeit: 36:07 min
Platz: 6.
Schuhe: Nike Vaporfly Next % 2
Ernährung: ein Gel vor dem Start
Fotos: Antonia