Eine gute Entscheidung

„Wiesbaden? Nie gehört. Da soll ich letzte Woche gewesen sein?“
Das letzte Wochenende war heute vergessen. Heute in Petersberg-Marbach bei den hessischen Crosslaufmeisterschaften. Schon der Auftakt am Morgen und auch das Einlaufen fühlten sich gut an. Zwar kamen plötzlich aus allen Ecken und Enden ein Favorit nach dem anderen, aber ich hatte mir ja vorgenommen, dass mich die Platzierung am heutigen Samstag nur sekundär zu interessieren hatte. Das klappte ganz gut. Ich konzentrierte mich auf mich und die Strecke, die mir trotz Heuballen sympathisch war. Wer sich diesen Quatsch mit den Heuballen für Crossläufe überlegt hat, gehört meiner Meinung nach geohrfeigt. Crosslauf kommt doch vom Querfeldeinlaufen, wo liegen denn bitte in der freien Natur Heuballen rum, und dann auch noch in gleichmäßigen Abständen? Und selbst wenn, da würde jeder vernünftige Mensch doch dran vorbei laufen. Das war bei der Strecke natürlich nicht möglich. Auch egal.

Zurück zum Thema: Die Strecke, die das Bild von Google Maps zeigt, führte auf dem örtlichen Sportplatz über zwei verschiedene Rasenplätze, bevor es über einen sehr schlammigen (ehemaligen) Pfad in den Wald ging. Dort eine kurze Steigung und dann über Wurzeln wieder zurück. Abwechslungsreich und gut zu laufen.
Vor dem Start wurde die Starterliste vorgelesen. Bei mir fügte der Sprecher an, dass ich dritter über 5000 Meter war. Welch ein Erwartungsdruck! Und schon wieder vergessen. Wie geplant lief ich recht verhalten los und ordnete mich an Position 12 ein. Soweit ich das mitbekam waren die ersten fünf zu Beginn alle aus Kassel. Dann eine kleine Gruppe und dann mit etwas Abstand ich. Dann natürlich noch andere, aber wer schaut im Rennen schon nach hinten?
Als ich nach einer Runde schon den ersten anderen Läufer ein- und überholen konnte, wusste ich, dass ich heute ein gutes Rennen machen konnte. Das gelang mir auch. Ich schnappte mir den nächsten. Also schon auf Position zehn. Am Morgen hatte ich mir vorsichtig vorgestellt, dass die Top8 doch ein gutes Ziel wären. Kurz bevor ich den nächsten einholte, stieg dieser aus. Schon neunter. Und dann lief ich zum achtplatzierten auf und war bei der nächsten Schlammpassage sogar vorbei. Ich hatte heute das Gefühl, gerade bei den schwierigen Streckenabschnitten Boden gut zu machen. Abschütteln konnte ich diesen Konkurrenten aber nicht. Wir liefen vier Runden lang zusammen. In der letzten versuchte ich mich bei der Steigung abzusetzen. Ich wollte achter werden, gerade auch, weil mein Gegner mir beim Halbmarathon in Offenbach noch davongelaufen war. Gefühlte drei Meter hatte ich schon. Im Schlamm dann etwas mehr. Noch drei Heuballen und Zielsprint, da kriegt er mich nicht mehr. Insgesamt ein guter Lauf, besonders auch von der Einstellung und eine gute Entscheidung, zu den Meisterschaften zu fahren. Für die 8,4 km (die GPS-Uhr zeigte nur 7,94 an) brauchte ich 29:44 min und war damit 1:48 hinter dem Sieger. Na also, geht doch!