Ich lese gern. Natürlich auch Laufberichte, aber hauptsächlich doch Bücher. Gute Bücher. Mit richtigem Papier. Durch die Genres hinweg, Hauptsache spannend, witzig oder ideenreich. Oder alles. Oft Krimis, und da habe ich eine gute neue Quelle aufgetan.
Deshalb wage ich mich in ein Terrain, welches ich bisher noch nicht betrat. Ich schreibe über ein Buch, oder besser gesagt über eine Bücherreihe, und die hat noch nicht einmal direkt etwas mit Laufen zu tun. Dieser Bogen muss etwas weiter geschlagen werden, denn dieser Zusammenhang stellt sich über den Autor selbst her, so ist Marcus Imbsweiler (hier im Portrait) Läufer. Und ein guter noch dazu. Seine Hauptperson hingegen nicht, Max Koller käme nicht einmal auf die Idee zu laufen. Dennoch versteht er zu unterhalten, konsequent in jedem Fall.
Dabei war es schon zwei Jahre her, dass ich per Zufall den fünften Roman der Koller-Krimis, „Schlossblick“, in die Finger bekam. Die Geschichte gefiel mir gut. Weil zwischen den einzelnen Fällen aber kein zwingender Zusammenhang besteht, kamen dann wieder andere Bücher, andere Autoren. Bis ich Marcus dann auf einem Wettkampf persönlich kennenlernte. Als Laufreporter kamen wir ins Gespräch. Dann recherchierte ich und fand die anderen Bücher der Serie. Welch ein wunderbarer Wunsch für Weihnachten! Der sich erfüllte.
So begann das neue Jahr lesetechnisch mit Max Koller. Und damit hervorragend: aus einer Mischung von spannender Ermittlungsarbeit und brüllender Komik. Ganz großes (Kopf-)Kino!
Max Koller, die Hauptperson, ist Privatflic, wie er sich selbst bezeichnet und ermittelt deshalb für verschiedene Auftraggeber in und um Heidelberg. Weil es, wie in Krimis üblich, um Mord geht, parallel zur Polizei, nur eben auf andere Art und Weise. Unkonventionell, wenn man so möchte. Und erlebt dabei so einiges, wie uns Imbsweilers Kriminalromane erzählen.
Die Erzählungen zeichnen sich durch phantasievolle Charaktere, wunderbar treffende Personenbeschreibungen und vor allem witzige und abwechslungsreiche Dialoge aus. Allen voran die Hauptperson, die alles andere als auf den Mund gefallen ist, sonst aber einige Schwächen aufweist und eher als der Antiheld skizziert wird, als der grandiose Ermittler. Insgesamt kommt der Autor mit „wenig Blut“, wie ich es bezeichne, wenn es im Krimi um die Ermittlungsarbeit und nicht darum geht, sich an Schandtaten zu ergötzen, aus. Zusätzlichen erzählerischen Pep geben den Geschichten immer wieder Zeitsprünge, die zum Mitdenken und Antizipieren einladen.
Marcus Imbsweiler verfügt über einen herausragenden Schreibstil. Von einem Lieblingsbuch zu sprechen liegt mir allerdings fern, dafür gibt es einfach zu viele richtig gute Bücher. Über verschiedene Genres hinweg. Um bei den Laufmetaphern zu bleiben wäre das wie, sich auf einen Lieblingsläufer oder ein Lieblingsrennen festlegen zu müssen. Es gibt einfach sehr viele gute, und in unterschiedlichen Situationen taugen manche am besten. In anderen nicht.
Die Kenianer sagen „train hard – recover harder“. Wenn die Beine also einmal still gehalten werden sollen, eignet sich Lesen dafür ideal. Max Koller möchte ich dabei jedem Krimifan ans Herz legen – es lohnt sich.
Auch ich würde gerne irgendwann einmal ein Buch schreiben. Ob Marcus wohl Unterricht gibt?
Ich habe schon an vier wunderbaren Schreibwerkstätten mit dem großartigen Marcus Imbsweiler teilgenommen – aber ich glaube, er macht sich da sehr rar.