Jeder kennt es: ein gemütlicher Dauerlauf durch den Wald, am Fluss oder einfach am Feld entlang. Gedanken und Blicke schweifen, während, Schritt für Schritt, sich die Beine wie von selbst bewegen, die Arme schwingen locker mit. Ob früh am Morgen, am Mittag oder in der Abenddämmerung – es gibt nichts, was man mit seiner Zeit besseres anstellen könnte. Doch dann, ganz plötzlich, schmerzt ein Auge heftig. Manchmal kann man es vorhersehen, manchmal kommt es wie aus heiterem Himmel. Eine Fliege!
„Dass diese Mücken auch immer aufs Auge zielen müssen!“ – Manche glauben an Zufall, andere unterstellen gar Böswilligkeit. Tränen weinen wir alle. Und sind stets erleichtert, wenn der Fremdkörper endlich ausgespült ist. Doch ist das wirklich Zufall? Neue Enthüllungen zeigen, dass diejenigen, die Absicht unterstellen, wohl mehr Recht haben, als ihnen lieb sein dürfte.
Der ursprüngliche Auslöser war eine statistische Erhebung, die eher zufällig entstand. Eine studentische Gruppe der TU Darmstadt, die sich regelmäßig zum Laufen traf und ein Praxisbeispiel für statistische Auswerteverfahren brauchte, sammelte im letzten Sommer mehrere hundert Daten über die Wahrscheinlichkeit, beim Laufen eine Fliege ins Auge zu bekommen.
Trotz der kleinen Probandenzahl von nur 12 Teilnehmern (8 männlich, 4 weiblich bzw. 5 Brillenträger, 7 ohne) konnte statistisch signifikant nachgewiesen werden, dass Fliegen vor allem in ungeschützte Augen fliegen (Ø 1,12 +/- 0,63 Fliegen pro Lauf in einem Auge). Die Brillenträger der Gruppe waren weit weniger häufig von diesen Leiden betroffen (Ø 0,42 +/- 0,17 F/L).
Juniorprofessor Dr. Theo Rieh, ebenfalls passionierter Läufer, war von Beginn an von der akribischen Datensammelei seiner Studenten begeistert: „Oft sind es trivial erscheinende Dinge, die uns bei näherer Betrachtung am meisten faszinieren!“. Er veröffentlichte die Ergebnisse und setzte außerdem eine größer aufgelegte Studie („Wohin fliegt die Fliege?“, mit 100 Probanden) auf, die die Wirksamkeit von Sportbrillen beweisen konnte.
„Darauf konnten wir wiederum aufbauen“, erklärt Prof. Dr. Schmeiß jetzt auf runningleaks.com. Der Wissenschaftler vom Institut für Flugverhaltensvorhersage der Uni Heidelberg führt die Basis seiner Forschungen weiter aus: „Normalerweise sorgen Wimpern, Augenlider und Tränen dafür, dass kleine Fremdkörper gar nicht erst ins Auge gelangen oder schnell wieder herausgespült werden – diesen Schutzmechanismus zu umgehen war die klare Zielsetzung unseres Forschungsvorhabens.“
Geforscht wurde im Zuge dessen in den vergangenen zwei Jahren mit den Ephemeroptera, landläufig bekannt als Eintagsfliegen. Der Genpool dieser ursprünglichsten Fluginsekten ist bestens bekannt, außerdem bilden sie von Natur aus Schwärme auf Kopfhöhe. Die kurze Lebensdauer der Fliegen war bisher nur darauf ausgelegt, sich zu vermehren. Die Forscher wollten dieses Verhalten nun um einen gewählten Freitod erweitern.
Erste Erfolge zeigten sich schnell: schon mit einem minimal modifizierten Genom begannen sich die Insekten nach dem Zeugen der Nachkommen Ziele zu suchen. Der menschliche Kopf wurde schon nach einfachen Modifikationen zuverlässig angeflogen. Das Problem: auch Nase und Mund wurden getroffen – eine für die Brillenhersteller ungenügende Lösung. Finanziert wurde das Projekt nämlich von den Sportbrillenherstellern Sziliosis, Adidos und Ouklai, wie jetzt bekannt wurde. Die gemeinsame Interessenslage ließ sogar diese starken Konkurrenten näher zusammenrücken – denn der angestrebte Gewinn durch enorme Verkaufssteigerungen von Sport- als Fliegenschutzbrillen verspricht für alle Beteiligten rentabel zu werden.
Um der Forderung für zielsicheres Treffen der Augen Nachdruck zu verleihen, wurde einer der weltweit führenden Bionikexperten hinzugezogen. Dr. Zark Muckerburg arbeitet schon seit längerem an der Gesichtserkennungssoftware Facescan. „Unsere anfänglichen Differenzen konnten wir bald beilegen, um fortan für alle Seiten gewinnbringend gemeinsam zu forschen“, erinnert sich Prof. Dr. Schmeiß.
Mittels Verhaltenstraining, welches bei der Gattung der Ephemeroptera schnell in den Genpool aufgenommen wird, konnte der Fliege schließlich angelernt werden, sowohl zuverlässig das Weiß der Augäpfel anzusteuern, als auch kurz vor dem Ziel eine deutliche Variabilität in der Fluggeschwindigkeit einzubauen, um dem Lidschlussreflex auszuweichen. Die Laborversuche überzeugten nicht nur Prof. Schmeiß und Dr. Muckerberg, sondern ebenso die Vertreter von Sziliosis, Adidos und Ouklai.
Wie durch runningleaks.com nun bekannt wurde, wurden im Frühjahr dieses Jahres die ersten 1000 der neu gezüchteten Exemplare ausgesetzt, die sich schnell vermehren konnten. Die Reaktionen der Ausdauersportler in sozialen Netzwerken ließen nach dem ersten Praxistest nicht lange auf sich warten: Beschwerden über Fliegen in den Augen noch und nöcher, quer über alle Kanäle.
Das Schlimme daran: der nachhaltigste Schutz scheint wirklich die Sportbrille zu sein. Doch wer sich eine neue zulegt, spielt den unlauteren Absichten der Hersteller nur in die Hände!