Orientierungslauf habe ich schon immer gerne gemacht. Früher schon, in der Schule, bei Jugend trainiert für Olympia, später sporadisch mit Axel (sein Gastbeitrag über den Orientierungslauf durch den mein Interesse nie abgebrochen ist hier) und zuletzt vor anderthalb Jahren in meiner Heimatstadt Heusenstamm. Seit der Hessenmeisterschaft in Heusenstamm bin ich im E-Mail-Verteiler des OLV Steinberg, durch den ich immer wieder auf Termine aufmerksam gemacht werde. Bisher passte es leider nie, nun war aber zum Jahresabschluss ein Nacht-OL nur einen Kilometer von unserer Wohnung entfernt geplant: da mussten wir einfach hin!
Wir, das heißt, dass ich Svenja überredete ebenso mitzumachen, obwohl sie selbst noch nie an einem Orientierungslauf (OL) teilgenommen hatte. Gleich mit einem Nacht-OL, also nur mit Stirnlampe durch die Dunkelheit zu laufen und dabei zu versuchen, die verschiedenen Posten zu finden, zu beginnen, war sicherlich mutig, im Fall der Fälle gab es da ja aber unsere GPS-Uhren, die die Richtung zum Start weisen könnten.
Pfade, Zäune, Mulden, Gräben, Dickichte, Treppen, Brücken und Durchgänge… all diese Kleinigkeiten und viele mehr können beim Orientierungslauf wichtig sein und sind in den sehr genauen Karten vermerkt. Dabei – und das ist das besonders schöne am Orientierungslauf – lernt man vermeintlich bekannte Gegenden aus ganz anderem Blickwinkel und viel genauer kennen. Wer weiß schon von allen kleinen Pfaden? In Heusenstamm, wo ich über 20 Jahre lang wohnte und viele Kilometer durch die angrenzenden Wälder lief und fuhr, kannte ich ganze Quadranten nicht!
Doch zurück zum Nacht-OL: Wie in Heusenstamm bestand der Wettkampf wieder aus zwei Runden bzw. zwei Sprints, also jeweils (Luftlinien-)Distanzen von gerade einmal 2,7 bzw. 2,3 km, deren Zeiten aufaddiert wurden. Jeweils bekommt man bei seinem Start (die Teilnehmer starten nacheinander in Minutenabständen) die Karte, auf der die Posten eingezeichnet sind, die man in genau der richtigen Reihenfolge abzulaufen hat. Dort angekommen stempelt man mit seinem Chip, der nicht nur das Erreichen sondern außerdem die Zwischenzeiten abspeichert. Der Weg ist dabei frei wählbar, was parallel zum möglichst schnellen Laufen alles andere als einfach ist. Aber – so viel sei vorweggenommen – beide fanden wir alle Posten und nahmen somit regelkonform an unserem ersten Nacht-OL teil.
Runde 1 des Nacht-OL: in der Dämmerung durch Steinberg
Die erste Runde fand nicht in tiefster Nacht, sondern noch in der Dämmerung statt. Außerdem ging es durch die Stadt – von der Dietzenbacher Heinrich-Mann-Schule bis zum Hessentagspark – sodass man sich viel leichter orientieren konnte. Zum einen sah man noch etwas von der Umgebung, zum anderen gab es Straßen und Gebäude im Vergleich zu Pfaden und Gräben, an denen man sich im Wald orientieren muss.
Mit dem Start ging es zunächst etwa 100 m fest vorgegeben bis zum Startpunkt los, während deren man sich auf der Karte zurechtfinden konnte. Dann ging es gleich links ab über eine Wiese zum ersten Posten, dann weiter in die Stadt hinein zu einem kleinen Platz. Weiter ging es dann zu einem umzäunten Spielplatz (wo ist der Eingang?), wo ich minimal besser hätte laufen können. Noch war ich aber gut unterwegs.
Im Hessentagspark angekommen suchte ich dann kurzzeitig auf der falschen Seite hinter der Brücke, nach zwei guten Posten war es dann aber Posten 8, der mich viel Zeit kostete. Erst war ich etwas orientierungslos, dann dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich darauf kam, dass sich der Posten hinter einer Art Turm versteckte. Weiter ging es dann über zwei Wiesen, bevor ich dann, weil ich sofort genau wusste, wo ich hinmusste, die Zwischenbestzeit zwischen Posten 10 und 11 wollte und entsprechend einen ordentlichen Schlussspurt hinlegte (die Ergebnisse sind noch nicht online). Dann ging es nur noch zurück zum Start, die erste Runde war geschafft. 15:57 min. Nicht ideal, aber für Anfängerverhältnisse vom Gefühl her gut. Das hat Spaß gemacht!
Runde 2 des Nacht-OL: durch den dunklen Steinberger Wald
Für die zweite Runde war es dann wirklich Nacht. Überall leuchteten die Stirnlampen, sodass man sich auch in der dunkelsten Ecke des Waldes nicht alleine fühlte, die aber beim Entgegenkommen mächtig blendeten.
Ich tat mir deutlich schwerer als in der ersten Runde. Die Karte hatte einen anderen Maßstab (1:7500 statt 1:5000), womit ich zunächst gar nicht klarkam und gleich zwei Mal – bei Posten 1 und 4 – zur falschen Kreuzung lief und entsprechend Zeit vergeudete. Nachdem ich über Posten 5 und 6 dann endlich in den Wettkampf gefunden hatte, ging es für die nächsten beiden Posten mitten in den Wald (siehe Kartenausschnitt), hier hätte man sich zuerst an einem Graben, dann mit einem Kompass orientieren müssen. Den Graben fand ich nicht und lief so auf gut Glück nach Gefühl in den Wald. Die Posten reflektierten glücklicherweise, sodass ich schließlich doch recht schnell fündig wurde. Auch zum nächsten war es dann eher ein Leuchten in den Wald mit der Hoffnung auf den Reflektor als wirkliches Können.
Posten 9 war dann wieder über einen Pfad gut und schnell auffindbar, nach einem kleinen Gefecht mit einem Dickicht ging es dann zum letzten Posten, wo ich wieder nochmal Gas gab. Schon war auch diese Runde geschafft. Diesmal, trotz 400 m Luftlinie weniger, zweieinhalb Minuten langsamer (18’24).
Jetzt überlege ich, ob ich mir einen eigenen Chip und Kompass kaufe, weil der Orientierungslauf auch Svenja viel Spaß gemacht hat. Den nächsten Versuch starten wir aber im Tageslicht!
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