Manchmal, da werde ich ganz wehmütig. Dann vermisse ich die gute, alte Zeit. Als es noch Wettkämpfe gab und wir uns keinerlei Gedanken über Ansteckung und Aerosole machten. Ich vermisse euch, liebe Läuferinnen und Läufer, vor dem Start und im Ziel, mit den netten Plaudereien und dem verdienten Kuchen danach. Genauso vermisse ich die gegenseitige Motivation, sowohl auf der Rennstrecke als auch im Training. Gemeinsam ist Laufen doch ein ganz anderer Sport als so ganz allein im Wald. Dennoch bleiben wir solidarisch. Wir halten Abstand, waschen die Hände, tragen Mund-Nasen-Schutz und laufen Wettkämpfe virtuell. So beispielsweise den von Spiridon Frankfurt organisierten 19. Frankfurter Mainova Halbmarathon.
Ein Spiegel der Gesellschaft
Heute, beim virtuellen Mainova Halbmarathon, waren all die Menschen im Wald wie ein Spiegel der Gesellschaft: viele nehmen Rücksicht, rufen ihre Hunde zurück oder gehen auf die eine Seite des Weges, sodass alle genügend Platz haben. Aber es gibt auch die anderen, die nichts hören und nichts sehen, und just vor einem die Wegseite wechseln. Ohne zu schauen natürlich. Das sind wenige, komischerweise bleiben aber gerade die in Erinnerung. Das ist wie bei einer Querdenker-Demo. Die wenigen Chaoten kommen in die Nachrichten und sorgen für Frustration, die vielen anderen, die sich einsichtig und vernünftig an die wissenschaftlichen Empfehlungen halten, bleiben ungehört und ungesehen.
Lasst uns optimistisch bleiben und das Positive sehen! Es gibt auch Lichtblicke.
Im Hinblick auf Wettkämpfe können virtuelle Veranstaltungen ein solcher Lichtblick sein. Natürlich fehlt die Gemeinschaft. Auch fehlt die Startnummer auf der Brust, das Adrenalin im Blut und die leckeren Getränke im Ziel. Dennoch läuft man – wenn wie bei den virtuellen Veranstaltungen von Spiridon Frankfurt die Strecke vorgegeben ist und dadurch die Leistungen viel besser vergleichbar – mal wieder woanders und hat die Konkurrenz zumindest gedacht im Nacken.
21 km mit und doch ohne Max
Insbesondere in der letzten, sehr intensiven Marathonvorbereitung auf den Frankfurt Marathon 2019 hatte ich viele Kerneinheiten mit meinem Vereinskamerad Max absolviert. Seit Anfang des Jahres läuft er neben viel Radtraining in Folge einer Verletzung wieder nach und nach mehr und hatte auf der Strecke für den diesjährigen Mainova Halbmarathon eine ordentliche Zeit vorgelegt: 1h19:29. Insbesondere mit seinen wenigen Laufkilometern fand ich das auf der recht weichen und welligen Strecke sehr beachtlich. Das zugehörige strava-Segment hatte ich mir auf die Uhr geladen. So konnte ich jederzeit zum einen sehen, wie weit ich noch zu laufen hatte und wie ich im Vergleich zu Max unterwegs war, zum anderen hatte ich auch die Bestätigung, noch auf der richtigen Strecke zu sein.
Denn gerade erst gestern hatte sich beispielsweise Florian auf der zweiten Runde verlaufen. Die ersten 10 km werden beim Halbmarathon genauso wie beim Silvesterlauf gelaufen, danach geht es nach etwa 11 km rechts ab und über eine Brücke auf die andere Seite der Babenhäuser Landstraße. Auch dort ist der Wald sehr schön, immer wieder führt die Strecke auch über kleinere Pfade. Dabei ist eigentlich jede Abzweigung deutlich ausgeschildert. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass wenn man mit Maximalpuls durch den Wald heizt und dann im falschen Moment eine Spaziergängergruppe überholen muss, hinter dieser das Schild übersehen könnte. Ich zumindest hatte heute keinerlei Probleme.
Der 19. Frankfurter Mainova Halbmarathon
Im letzten Blogpost über meinen spontanen Marathon hatte ich bereits erwähnt, dass ich seit der Absage des Jügesheimer Osterlaufs ein Motivationstief hatte. Spezifische Intervalle bleiben derzeit aus. Max‘ Zeit war zwar natürlich eine Orientierung, vor allem wollte ich aber nach Gefühl laufen. Trotz vieler Schritte (>27 k) am Vortag lief es sich aber locker an. Kein Wunder – gerade am Anfang geht es erstmal bergab.
Doch der recht fluffige Schritt blieb. Es machte Spaß, ab und an andere Läuferinnen und Läufer zu überholen. Auch im Vergleich zu Max‘ Vorgabe hatte ich schnell 20 Sekunden herausgelaufen. Die Strecke war noch vom Silvesterlauf in Erinnerung, sah im frühlingshaften Grün an manchen Stellen aber doch sehr anders aus. Svenja begleitete mich auf dem Rad und fuhr mal vor und mal hinter mir, je nachdem, wie es die Platzverhältnisse zuließen.
Insbesondere über den Bärlauch im Frankfurter Stadtwald freue ich mich immer besonders. Ich mag es nicht nur, wenn der Waldboden so wunderbar grün leuchtet, sondern auch den Geruch. Ich verbinde damit immer die Erinnerung an den Kurgarten in Prien am Chiemsee, wo wir 2009 ein legendäres Trainingslager absolvierten. Schon am ersten Tag ging es immer wieder in Mitten von Bärlauch eine 96-stufige Naturtreppe hinauf, die in den folgenden Tagen die Oberschenkel immer wieder aufs Neue erfreute.
Schon war die erste Runde gelaufen. 37’20 sahen auf der Uhr auch ganz gut aus. Antonia, die vor dem Lauf noch ein kurzes Interview für den Instagram Kanal von Spiridon Frankfurt aufgenommen hatte, machte ein Foto, dann ging es schon wieder hinab.
Auf in die zweite Runde
Während es zu Beginn noch sonnig und mit 16 °C fast schon warm war, zog es sich nach und nach zu. Dadurch wurde es nicht nur kühler, bald blies auch Wind durch den Wald. Und wie das immer so ist: natürlich immer von vorne, ganz gleich, in welche Richtung man läuft (oder vor allem radelt). Gleichzeitig sage ich mir in solchen Momenten aber auch immer, dass Wind nur stört, wenn man schwach ist. Und Energie hatte ich noch. Immerhin hatte es zum Frühstück nicht nur drei Brötchen, sondern auch Obstsalat und zwei Cappuccino gegeben. Die Energie galt es zu nutzen. So ließ ich es bergab weiter möglichst gut rollen, hinauf versuchte ich, keine Zeit zu verlieren. Alles natürlich weiterhin im Zickzack um die unterschiedlichsten Mitmenschen. Tiere sahen wir außer Hunden leider keine. Normalerweise hat man in dieser Gegend gute Chancen, Hirsche und Hirschkühe zu sehen. Trotz des unglaublich lauten Fluglärms.
Die noch zu laufenden Kilometer wurden weniger, bis es schließlich erneut die Bundesstraßen-Brücke zu überqueren galt. Diese ist genauso fordernd wie die Brücke zur Otto-Fleck-Schneise auf dem Rückweg zum Stadion und deshalb eine gute Analogie zum Original, nur dass in der Folge nicht der Einlauf ins Fußballstadion wartete.
Erst endete das Segment – die Uhr jubilierte piepsend über eine neue Bestzeit -, kurz danach drückte ich die Uhr ab. 1h18’42 hatte ich gestoppt. Damit bin ich sehr zufrieden. Auch bei so manchem „richtigen“ Wettkampf im Rahmen des Mainlaufcups hatte ich schon länger für einen Halbmarathon gebraucht. Und ich hatte nicht mal Karbon an den Füßen!
Der Überblick
Datum: So, 11. April 2021
Ort: Frankfurt, Deutschland
Wettkampf: 19. Frankfurter Mainova Halbmarathon
Distanz: 21 km
Zeit: 1:18:42 h
Platz: 1. (Zwischenstand vom 11.04.)
Crew: Svenja
Schuhe: Hoka One One Rincon 2
Ernährung: Xenofit competition als Getränk
Fotos: Svenja
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