„Hallo, kennt ihr mich noch? Es ist ja schon eine Weile her. Darf ich mich entsprechend kurz vorstellen? Ich bin ein Volkslauf. Eine Veranstaltung, die früher – insbesondere im Rhein-Main-Gebiet mit der Fülle an unterschiedlichen Angeboten – als selbstverständlich angesehen wurde. Heutzutage bin ich das nicht mehr. Der letzte meiner Art war der Frankfurter Halbmarathon Anfang März 2020, bevor ein kleines Virus unsere schöne kleine Welt völlig auf den Kopf gestellt hat. Früher, in den guten, alten Zeiten, gab es so viele Veranstaltungen meiner Art, dass es gar Cups oder Serienwertungen brauchte, um Läuferinnen und Läufer zum Kommen zu motivieren. Da wurde unter meinesgleichen konkurriert! Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, da freut sich der gemeine Läufer über jede Form von Wettkampfadrenalin. Lange Monate war es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, überhaupt eine Startmöglichkeit zu finden. Sei es für die Motivation im Training, sei es um abseits der gewohnten Pfade zu laufen, oder sei es, um überhaupt mal wieder Gas zu geben und dafür endlich mal wieder die eingestaubten Carbonschuhe auszupacken. Nun, ich wünsche euch viel Spaß. Und mir selbst wünsche ich, im nächsten Jahr etwas weniger besonders zu sein. So ganz exponiert fühle ich mich dann doch nicht 100-prozentig wohl.“
Der Frankfurter Volkslauf am Riedstadion
Ja, man hat das Gefühl, dass alles so langsam wieder losgeht. Die Fallzahlen sinken, die Anzahl der Geimpften steigt. Das gibt Hoffnung. Hoffnung, die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen, und auch Hoffnung, bald wieder in größeren Gruppen gemeinsam zu laufen.
Der Volkslauf am Riedstadion war ein erster Versuch für jedermann, mit etwas offiziellerem Charakter wieder einen Wettkampf zu bestreiten. Also mit offizieller Startzeit, mit Zeitnahme und mit Startnummer auf der Brust. Ein klein wenig aufwendiger also als beispielsweise die virtuellen Veranstaltungen von Spiridon Frankfurt. Ich persönlich hätte im Frühjahr auch nach Dresden oder Berlin fahren können, dafür war mir aber der Aufwand und das Risiko zu groß.
Am Riedstadion wollte ich jetzt aber natürlich dabei sein. Die Ausschreibung kam recht kurzfristig, dennoch bedeutete sie einen deutlichen Anstieg der Motivation im Training. Zusammen mit Martin ging es sogar zwei Mal auf die Tartanbahn, mit dem Versuch eines spezifischen Tempotrainings, weil die Grundlage aktuell zwar sehr gut ist, ich allerdings die spezifische Ausdauer im Bereich des 10-km-Tempos vernachlässigt hatte.
Nun, auch eine bessere Vorbereitung hätte am Ergebnis wahrscheinlich nichts geändert: das Wetter war nicht für mich gemacht. Generell mag ich die Hitze nicht, entsprechend startete ich sogar auch langsamer, als ich sonst angelaufen wäre. Dennoch bekam ich im Dschungel des Enkheimer Rieds beim flotteren Tempo gefühlt kaum Luft, nach noch nicht einmal der Hälfte kam heftiges Seitenstechen dazu. Das habe ich sonst nie.
Wegatmen oder -drücken funktionierte nicht, und so ganz allein im Wald – immerhin funktionierte das Hygienekonzept – war die Motivation für Quälerei dann doch nicht gegeben. Ich nahm deutlich heraus. Die Uhr zeigte am Ende gerade einmal 36’44.
Immer das Positive sehen
Aber ich will nicht meckern! Der Volkslauf am Riedstadion war bestens organisiert, es war eine schöne, wenn auch nicht unbedingt schnelle (fast ausschließlich Schotter, teilweise auch größere Steine) Strecke und vor allem war es toll, nach der langen Wettkampfabstinenz viele bekannte Gesichter wiederzusehen.
Auch durfte ich im Stadion mein Buch vorstellen. Artur, der Stadionsprecher, wollte es immer mal wieder erwähnen. Zur Krönung des Tages gab es zusätzlich dazu auch noch zwei Instagram-Stories der Hahner-Twins, in denen Lisa Hahner mein Buch empfiehlt. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut! Ich hoffe, dass sich die Corona-Lage so weit stabilisiert, dass ich bald auch die ein oder andere Lesung machen darf. Die erste wird es im Frankfurter Laufshop geben.
Und als nächstes?
Gerne hätte ich gleich das nächste, längerfristige (für den Herbst) Ziel. Ein Lichtblick ist der zweite Rodenbacher Lauftag, der am 12.09. stattfindet. Jetzt muss ich mich entscheiden: wird es ein schneller Zehner? Wird es ein schneller Halbmarathon? Oder wird es gar ein schneller Halbmarathon auf dem Weg zu einem Herbstmarathon?