Kein Jubiläum in Rodenbach? „Natürlich war es kein Jubiläum“ könnte man anlässlich des Rennens am Sonntag sagen, schließlich war es erst der 2. Rodenbacher Lauftag. Hoffnung hatte ich im Vorfeld auch lediglich auf ein ganz persönliches Jubiläum: würde ich unter 34 Minuten laufen, wäre es bereits mein 25. offiziell vermessener Wettkampf unter dieser Marke. Zwei Mal davon übrigens in Rodenbach, beim „Schnellen Zehner“ (2019), der früher immer im März stattfand.
Das Training war dafür im Vorfeld vielversprechend, die letzten spezifischen Einheiten gut. Sehr freute ich mich auch, endlich mal wieder einen richtigen Wettkampf zu laufen. Im Feld mit vielen anderen. Mit einer Gruppe, die sich gegenseitig zieht und antreibt. Wann war ich noch gleich meinen letzten Wettkampf gelaufen? Ich müsste recherchieren. Trotz all der Vorfreude verpasste ich es allerdings, die Ausschreibung gründlich zu lesen. Ich hatte mich nur auf die COVID-Maßnahmen konzentriert.
Kurz vor knapp
Vielleicht war die Startzeit von 15 Uhr durch die vielen Jahre der Jügesheimer Winterlaufserie bei mir eingebrannt, zumindest war ich mir absolut sicher, dass der Startschuss zu dieser Uhrzeit fallen würde. Erst als wir bereits im Auto in Richtung Rodenbach saßen und ich mich mit Kurznachrichten mit Jamie abstimmte, ging mir auf, dass wir spät dran waren. Und tatsächlich: der Start würde bereits um 14:15 Uhr erfolgen! Das war mir in mehr als 15 Jahren Laufkarriere noch nie passiert!
Panik half aber nicht, ich erinnerte mich einfach an den Frankfurter Halbmarathon 2012, als wir einen riesigen Umweg gefahren und auch nur knapp am Wettkampfort angekommen waren. Damals hatte ich meine Bestzeit von 1h16 auf 1h12 verbessert. Immerhin blieben, als wir einen Parkplatz gefunden hatten, noch gut 20 Minuten bis zum Start.
Dennoch waren die Abläufe vor Ort natürlich alles andere als optimal. Die Abholung der Startnummer wurde zum Einlaufen umfunktioniert. Das Formblatt für die Hygienebestimmungen hatte ich dabei, der Impfnachweis wurde auf dem Handy fachmännisch abgenickt. Vielen Dank an dieser Stelle an den SSC Hanau-Rodenbach für die astreine Organisation! In gleicher oder ähnlicher Form kann ich mir Wettkämpfe in naher Zukunft sehr gut vorstellen. Der große Vorteil unseres Sports ist einmal mehr, dass er an der frischen Luft stattfindet.
Auf zum 2. Rodenbacher Lauftag
Mit der Startnummer ging es direkt zurück zum Auto. Zu mehr, als sie ans Trikot zu heften, die schnellen Schuhe zu schnüren und den Kaffee wegzubringen war keine Zeit. Schon ging es ins Stadion und dort direkt an die Startlinie. Dort bestätigte sich einmal mehr, was mir in den letzten anderthalb Jahren so sehr gefehlt hatte: es war einfach wunderbar, den vielen bekannten Gesichtern mal wieder live und in Farbe zu begegnen. Trotz der Angespanntheit vor dem Start konnte ich nur Lächeln ausmachen. Klasse, euch alle wiederzusehen!
Zu meinem Glück wusste ich auch schon vor dem Startschuss, an welche Fersen ich mich würde heften müssen: Tim (Könnel) würde Christian (Bock) Tempo für 34:00 Minuten machen. Das hörte sich doch wunderbar an. Und dass man mit Christian schnell laufen kann, weiß ich bereits seit 2015. Nach ein paar wenigen, erklärenden Worten – es würde erst zwei Runden im Stadion gelaufen, dann die Runde durch den Wald, zurück ins Stadion und auf der zweiten Waldrunde mit einem Wendepunkt – von Sascha Arndt, der den Rodenbacher Lauftag maßgeblich organisiert(e), ging die Post auch schon ab.
Alle Mann Tempomacher Tim hinterher
Schon nach der Startgeraden hatte ich Christians Hacken gefunden, die beiden Runden im Stadion fühlten sich wunderbar locker an. Weil sich gerade um uns ein gefühlt großer Pulk bildete, gestaltete sich das Verlassen des Stadions etwas unrund, auf dem schnellen Rodenbacher Asphalt hatten wir dann aber wieder flugs einen guten Rhythmus gefunden. Die erste Kilometermarkierung passierten wir nach 3:22 min, und obwohl wir damit sehr gut in der Zeit lagen blieb, Tim weiter am Drücker. Es war klasse, nach so langer Zeit wieder im dicht gedrängten Pulk zu laufen, ich wollte und musste einfach mitziehen.
Nach drei Kilometern in exakt 10:00 min wechselten Tim und Christian ein paar Worte, sodass ich mir schon dachte, dass Christian noch extrem locker war. Ich hatte schon mehr zu kämpfen. Vielleicht ließ jetzt das Adrenalin nach, dass sich aufgrund der knappen Anreise zu früh gebildet hatte, vielleicht fehlte mir auch jetzt das Gel, das ich mittlerweile gerne vor einem 10 km Wettkampf nehme, sodass der Energieschub nach der ersten Viertelstunde einsetzt und über das schwere zweite Drittel hilft. Oder es fehlte eben doch das richtige Training, das früher so selbstverständlich gewesen war. Zumindest musste ich nach etwa vier Kilometern abreißen lassen.
Komplett abzubrechen – ein großer Vorteil der richtigen im Vergleich zu den virtuellen Läufen – kam nicht infrage, obwohl mir schon nach der Streckenhälfte (16’50) schwante, dass ich wohl oder übel langsamer werden würde. Immerhin hatte ich einige Meter vor mir ein rotes T-Shirt fest im Blick, in dem ich erst im Ziel meinen Vereinskameraden Sebastian (Muck) identifizierte (wir haben leider noch nie gemeinsam trainiert). Nach und nach kämpfte ich mich wieder näher heran.
Extrinsische Motivation
Da kann man argumentieren, wie man will – Zuschauer am Streckenrand, die anfeuern, motivieren. So manche Stimme erkannte ich und freute mich umso mehr. Immer wieder hörte ich auch den Namen Thomas (Seibert), den ich bis zum Schluss nicht passieren lassen musste. Und obwohl dieser Rodenbacher Lauftag natürlich in keiner Weise repräsentativ war, war es doch etwas Besonderes, zumindest einmal schneller als Thomas gewesen zu sein.
Vorher hatte ich immer wieder versucht, zu mobilisieren. Den Oberkörper nach vorne zu lehnen und aktiv mit dem Vorfuß abzudrücken. Sebastians T-Shirt kam immer näher, dennoch waren wir jetzt eher mit 3‘30/km statt 3‘20/km unterwegs. Irgendwann tauchte endlich km 8 sowie der Wendepunkt auf, womit die finale Phase des Rennens eingeleitet war. Was waren schon zwei Kilometer?
Immerhin war ich jetzt an Sebastian dran. Robbie Dale (LG Bad Soden-Sulzbach-Neuenhain) flog zwischenzeitlich an uns vorbei, weder Sebastian noch ich konnten ihm aber folgen, obwohl wir es beide ernsthaft versuchten. Als das Stadion in Sicht kam, musste ich auch Sebastian wieder ein paar Meter enteilen lassen, erst für den Schlussspurt konnte ich noch einmal anziehen.
Die Uhr blieb für mich schlussendlich nach 34’19 stehen. Natürlich wäre ich gerne schneller gewesen, dennoch bin ich mit meinem Rennen zufrieden: endlich mal wieder in der Gruppe gerannt, endlich mal wieder geknautscht, endlich mal wieder bis zum Ende durchgezogen!
Beim Offenbacher Mainuferlauf sind wir leider nicht da, als Saisonfinale habe ich mir den Marathon beim Vulkantrail in Schotten ausgesucht. Danach geht es in die Saisonpause und dann heißt es wieder: auf in eine neue Saison. Ich bin wieder zuversichtlich!
Der Überblick
Datum: So, 12. September 2021
Ort: Rodenbach, Deutschland
Wettkampf: 2. Rodenbacher Lauftag
Distanz: 10 km
Zeit: 34:19 min
Platz: 10.
Crew: Svenja
Schuhe: Nike Vaporfly Next %
Ernährung: –
Fotos: Svenja
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