Weinberg-OLs laufe ich sehr gerne. Nicht nur, dass die Weinberge eine geradezu malerische Kulisse liefern, das Orientieren ist auch nicht so anspruchsvoll wie im tiefen Wald. Das Wegegeflecht bietet viele Anhaltspunkte, der Wechsel von Reben und Feldern lässt auf den genauen Standort schließen und teilweise kann man weit blicken und sich so einen Überblick verschaffen. Aber: man darf die Weinreben nicht queren, was mitunter zu Umwegen führen kann, wenn man zu früh oder zu spät eingebogen ist. Auch die steilen Anstiege und die Temperaturen der direkt beschienenen Hänge haben es mitunter in sich. Nichtsdestotrotz freute ich mich auf den Orientierungslauf in Wörrstadt. Vor zwei Jahren lief ich hier meinen ersten Weinberg-OL überhaupt.
Es war folglich wieder Zeit, die adidas-Trailschuhe* auszupacken, die mit ihrem direkten Laufgefühl genug Druck für ein Rennen übertragen können und sich durch den Grip hervorragend für die Weinberge mit dem vielen Auf und Ab eignen. Außerdem hatte ich wie am Schneckenberg wieder zur langen Hose gegriffen, weil Brennnesseln und Dornen angekündigt waren. Wer nur zum Wandern oder für den Ausflug in die Weinberge geht, merkt meist nicht, wie viel unterschiedlichen Bewuchs es zwischen den Feldern und Weinreben gibt.
Schnelle Nichten, viel Famllie
Aus dem OL in Wörrstadt machten wir einen Familienausflug, denn neben mir waren wieder auch Levke und Mieke in ihren jeweiligen Altersklassen gemeldet. Die beiden hat mittlerweile auch das OL-Fieber gepackt – es macht eben einfach Spaß, mit einer Karte rennend hin und wieder einen Posten zu finden. So waren es Oma und Opa, die Tante, die beiden Cousinen sowie natürlich Mama und Papa, die mit Jesper einen Ausflug in die Weinberge machten. Vor Ort angekommen war nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Start, denn diesmal war dieser nicht am Sportzentrum wie vor zwei Jahren, sondern gute sieben Kilometer weiter im beschaulichen Armsheim, wo man vom Bahnhof direkt in die Weinberge starten kann.
Es wurde mein bisher bestes Orientierungslaufrennen mit nur kleinen Ungenauigkeiten. Im Ziel war ich zunächst vollkommen zufrieden. Bisher waren mir immer zwei bis vier größere Schnitzer unterlaufen. Wie viel Verbesserungspotential es dennoch gibt, wurde mir im Vergleich der Zwischenzeiten bewusst. Doch von vorne:
Als ich am Start ankam, war Mieke gerade gestartet. Mir blieben noch sieben Minuten, um den anderen kurz Hallo zu sagen. Schon konnte es dann in die Startbox gehen. Mit Ablauf des Countdowns darf man die richtige Karte greifen und direkt loslegen.
Ich trabte den Weg entlang los, während ich die Karte ausrichtete und das Startsymbol suchte. Schnell war klar, dass ich sofort nach rechts abbiegen musste, um durch die Weinreben abzukürzen. Schon ging das Rennen mit hoher Geschwindigkeit los. Innerhalb der ersten fünf Minuten waren bereits die ersten drei der insgesamt 19 Posten gestempelt. Ein sehr guter Start, ohne dass ich mich erst in den Maßstab und die Karte einfinden musste.
Welt der Weinberge im wunderbaren Wörrstadt
Der erste kleinere Fehler unterlief mir, als ich bei Posten Nr. 4 übermotiviert zu früh ins Gebüsch sprang, statt erst nach der gemeinten Mulde Ausschau zu halten. Dadurch verlor ich etwa eine halbe Minute. Dennoch war der Posten nach kurzer Irrung anschließend schnell erspäht und geloggt. Ähnliches kostete beim fünften Posten einen kurzen Umweg, weil ich zu früh in die Reben abbog und folglich auf der anderen Seite bis zum Weg weiterlaufen musste, um dann einige Meter weiter wieder zurückzulaufen. Die Posten waren aber auch genau so gehängt, dass man sie von der einen Laufrichtung unmöglich sehen konnte. Man musste die Entfernung perfekt abschätzen.
Umso besser lief es dafür in der Folge bis zur Rennhälfte. Zu Posten sechs war ich schnell und sicher unterwegs, Posten sieben erspähte ich in den Reben – hätte ich zum falschen Zeitpunkt auf die Karte geschaut, ich hätte ihn verpasst – und bei Posten acht hielt sich der kleine Umweg in Grenzen. Dann wurden die Wege länger. Insgesamt waren die 19 Posten auf eine Strecke von 9,8 km Luftlinie (mit 320 hm) verteilt, ab dem neunten Posten waren Zwischenzeiten von fünf Minuten keine Seltenheit.
Dafür waren die nächsten drei Posten gut zu finden. Zu Posten elf gelang mir sogar die schnellste Zwischenzeit des Feldes. Genauso wie zu Posten zwölf, wobei mir dorthin die lange Passage auf der befestigten Straße zupasskam. Auf der von Bäumen unterbrochenen wilden Wiese verlor ich erst Zeit im hohen Gras und kam nach dem Stempeln sogar fast zu Fall, weil ich während des Kartenlesens weiterlief und beide Füße prompt von einer Hecke festgehalten wurden. Erst, nachdem ich mich befreit hatte, konnte es weitergehen.
Mit in die Augen laufendem Schweiß ging es zunächst rasant bergab, um eine Hecke zu durchqueren und dann den gegenüberliegenden Hang zu erklimmen. Ich war etwas unachtsam, sodass mir entging, dass die Reben bergan nicht geradeaus in Richtung Posten verliefen, sondern leicht nach links. So verlor ich mitten auf dem Hang eine weitere Minute, bevor ich den Fehler korrigierte.
Die letzten Steigungen
Anschließend wurde der Hang zu Posten 14 gequert, sodass wieder zügiges Laufen möglich war. Leicht bergab zu Posten 15 war mir dann das Glück hold. Die Abzweigung, die ich eigentlich hatte nehmen wollen, verpasste ich. Zunächst ärgerte ich mich über den kleinen Umweg, weil ich nach der nächsten Kreuzung ein kleines Stück würde zurücklaufen müssen, doch der eingezeichnete Pfad glich einem Dickicht, sodass ich ungewollt die bessere Variante gewählt hatte.
Zu den nächsten beiden Posten hätte ich sicherlich etwas schneller laufen können, mittlerweile machte sich aber die durchgängig hohe Konzentration bemerkbar – das zehrte an den Kräften. Nachdem ich bei Posten 17 aber direkt in die richtige Rebe eingelaufen war, war das Ziel in Sicht. Die letzten beiden Posten fand ich problemlos, sodass ich auch beim Laufen zum Schlussspurt ansetzen konnte.
Schlussendlich war es ein gutes Rennen! Die Erfahrung im Orientierungslauf allgemein und die in den Weinbergen im Speziellen hilft allgemein, sodass ich immer sicherer navigiere. Und je sicherer man ist, desto schneller kann man auch laufen. Die meiste Zeit kostet – neben Fehlern und wenn man nicht genau weiß, wo man sich auf der Karte befindet – das ständige Zögern und Abgleichen mit der Karte. Das hat für meine Verhältnisse schon sehr gut geklappt. Die deutliche Verbesserung zeigt auch der Vergleich mit dem letzten Rennen in Wörrstadt. 2022 war ich nach dem Hannover Marathon sicherlich besser in Form, war trotz kürzerer Strecke aber dennoch ganze sieben Minuten langsamer.
Umso mehr freue ich mich auf die nächsten Orientierungsläufe! Gerne wieder als Familienausflug, den wir bei der Siegerehrung im Weingut Mussel ausklingen ließen. Dort gab es nicht nur viele Spielgeräte für die Kleinen, sondern auch leckeren Kuchen in großzügigen Portionen. Genau richtig für Laufende!
Der Überblick
Datum: So, 9. Juni 2024
Ort: Wörrstadt, Deutschland
Wettkampf: Weinberg-OL
Distanz: 9,8 km, 320 Hm, 19 Posten
Zeit: 1:04:26 h
Platz: 3.
Crew: Svenja, Jesper, Levke, Mieke, Sabrina, Brigitte & Klaus
Schuhe: adidas Agravic Flow 2.0
Ernährung: –
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Lieber Markus,
großes Versäumnis meinerseits, ich kenne euren Blog ja noch gar nicht! 😳
Zum Inhalt später mehr, habe ja jetzt doppelt Lesestoff, dein Buch und die Berichte des Blogs. Ich hab nämlich mal für dein Buch Werbung gemacht, respektive zum Leseabend im Läuferherz. Auf meinem Blog hab ich einen kurzen Bericht dazu geschrieben:
https://laufend-dankbar-sein.de/laufen-und-lesen/
Für heute Nacht
liebe Grüße Manfred
Hi Manfred,
das Versäumnis war gegenseitig, ich kannte deinen Blog auch noch nicht! Vielen Dank für den Bericht, es gibt einige schöne Kommentare darunter!
Viele Grüße
Markus