Einmal durchnässt, aber glücklich, bitte!

Während der November fast schon mit Kaiserwetter und tollen Laufbedingungen begann, hielt das typische Novemberwetter zum Ende des Monats Einzug: viel Wind und viel Regen, meist natürlich von vorne. Da wurde mir hin und wieder selbst beim Laufen kalt. Doch meine Motivation ließ sich nicht bremsen: Hannover ruft mich schon jetzt, außerdem musste ich einige Tage wegen einer Erkältung zurückstecken, an denen ich auch bei dem garstigsten Wetter gerne nach Draußen gewollt hätte. Nach und nach kehrte so das Laufgefühl seit der Saisonpause wieder zurück. Die Frage war nur: wo stehe ich mit meiner Form?

Diese galt es jetzt also in Jügesheim zu testen. Zu unserem großen Glück ist endlich die alte Strecke durch den Wald wieder freigegeben. Nach dem Sturm im Spätsommer des Jahres 2018 war dieser für eine lächerlich lange Zeitdauer offiziell gesperrt, sodass die letzten Rennen auf freiem Feld hatten stattfinden müssen, so beispielsweise auch mein letzter Test an Ort und Stelle im Februar 2020. Im Wald selbst sind wir Läuferinnen und Läufer dem Wind weit weniger ausgesetzt.

In der Nacht zum Rennsamstag hatte es dann sogar geschneit. Und zwar so viel, dass ich mir zunächst Sorgen machen musste, auf rutschigem Schneematsch laufen zu müssen. Das hätte weit weniger Aussagekraft gehabt. Doch Regen und Temperaturen um 5 °C verhinderten zumindest das, Thomas hielt mich mit Bildern von der Streckenpräparation auf dem Laufenden. Dennoch war es auf dem Jügesheimer Feld eher unangenehm, wenn man nicht garstig sagen mochte. Die Laune war beim Einlaufen dennoch gut: in und um das Stadion gab es ein großes Hallo mit vielen netten Gesichtern. Endlich geht sie so richtig los, die neue Saison!

2G bei der Winterlaufserie

durchnässt aber glücklich

Beim Abholen der Startnummer wurde der Impfnachweis sorgfältig geprüft. Zusammen mit der Maskenpflicht im Startbereich kommt es so hoffentlich zu keiner Ansteckung und man fühlt sich relativ sicher. So waren die ersten hundert Meter nicht nur zum Einsortieren, sondern außerdem zum Maske-Wegwerfen – nach außen natürlich. Schon jetzt war klar, wie dicht das Feld in Jügesheim wieder einmal besetzt war. Bis zum Ende würde ich keinen Meter allein laufen müssen.

Nach Verlassen des Stadions kam der matschigste Teil. Und das, obwohl die fleißigen Helfer um Thomas bereits mächtig geschippt hatten, um die Pfützen zu leeren, die sonst den ganzen Weg geflutet hätten. So quatschte es mächtig und sämtliche Schuhe, Beine und Trikots um mich herum waren bereits jetzt schlammbespritzt. Den ersten Kilometer drückte ich nach 3’26 ab. Ob das gut gehen würde? Eine Woche zuvor hatte ich acht Tausender im Schnitt kaum schneller absolviert.

Doch zunächst ging es gut. Wir harmonierten als Gruppe sehr gut und wurden zunächst sogar ein Stück schneller. Nach den ersten drei Kilometern (10’14) fühlte ich mich so gut, dass ich die Führung übernahm und auf dem Gaspedal blieb. Als Ziel hatte ich mir vorgenommen, unter 35 Minuten zu bleiben. Dass jetzt der Vorsprung von Kilometer zu Kilometer wuchs, beflügelte mich.

Schließlich wurde ich etwa anderthalb Kilometer später wieder überholt und hatte jetzt Mühe, dranzubleiben. Gleichzeitig setzte der für den Vormittag angekündigte starke Regen ein, der eiskalt daherkam. Jetzt mussten die Zähne zusammengebissen werden, ich wollte dran bleiben.

Völlig durchnässt, aber ein starkes Rennen zum Wiedereinstieg

Für die erste Hälfte hatten wir 17’10 gebraucht. An sich bis hierhin sehr gut. Innerlich ärgerte ich mich, dass mir der Nachname von Nikolai nicht einfallen wollte. Dass ich mir darum noch Gedanken machen konnte, wertete ich als weiteres gutes Zeichen. Ebenso, wie dass Nikolai beim Crosslauf in Wiesbaden noch weit vor mir ins Ziel gelaufen war. Kurz vor Kilometer 6 stand Thomas als Streckenposten am Rand. Er sah genauso nass aus, wie ich mich fühlte. Hoffentlich hatte Svenja einen Unterstand gefunden!

völlig durchnässt

Auf der langen Geraden zurück in Richtung Stadion ging mein gefühltes Anstrengungsempfinden dann etwas zurück. Ich hatte keine Probleme mehr, die Gruppe zu halten. Auch von km 5-7 blieben wir mit 6’54 unter dem 3’30er Schnitt. Das bessere Gefühl gipfelte dann in meinem zweiten Höhenflug, der mich dazu verleitete, das Finale schon nach acht Kilometern einzuleiten und erneut von vorne Tempo zu machen.

Die anderen wiederum blieben aber natürlich dran. Und gaben ihrerseits auf dem letzten Kilometer (km 7-9 erneut in 6’54, was das Rennen zu einem sehr konstanten machten) nochmal Gas. Jetzt fehlten mir noch die Körner. Genau wie bei besagtem 1000er-Programm war auch heute der letzte Kilometer der langsamste. Eigentlich sehr untypisch, aber wie die körperliche Verfassung muss auch die mentale Einstellung trainiert werden. Ich gelobe Besserung!

Schlussendlich war ich im Ziel zwar völlig durchnässt und schlammbesudelt, mit meiner Zeit von 34’32 sehr glücklich. Bei diesen Bedingungen ist die Zeit in etwa vergleichbar mit dem 10er in Rodenbach – und darauf lässt sich aufbauen!

Der Überblick
Datum: Sa, 04. Dezember 2021
Ort: Jügesheim, Deutschland
Wettkampf: Rodgauer Winterlaufserie, zweiter Durchgang
Distanz: 10 km
Zeit: 34:32 min
Platz: 16.
Crew: Svenja
Schuhe: Nike Vaporfly Next %
Ernährung: –
Fotos: Svenja

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