Endlich bin ich mal wieder in Pfungstadt! Schon von weitem höre ich die altbekannte und einfach dazugehörende Stimme des Stadionsprechers, die sofort Erinnerungen weckt. Erinnerungen an schnellen Tartan, den Fluss im angrenzenden Wald, Bratwurstgeruch, Anspannung und Lachen, Jubel und Niederlagen werden wach. Und während ich in Erinnerung an laue Sommerabende, an denen das Pfungstädter Abendsportfest normalerweise stattfindet, schwelge, stapfe ich zum Stadion und freue mich, dass der Himmel vergleichsweise freundlich aussieht. Ein freundliches Wiedersehen, das ist es in der Tat – nach einer Autofahrt durch strömenden Regen hatte ich schon mit Weltuntergansszenarien gerechnet.
Es ist schon eine Weile her, dass ich hier war, denn sowohl zum Crosslauf Ende November als auch zu den Sportfesten am traditionellen Mittwochabend kam ich im letzten Jahr nicht. Überhaupt lief ich im letzten Jahr keine Bahnwettkämpfe – ein anderer Fokus, der jetzt wieder neu ausgerichtet ist. Denn ich bin überzeugt, dass gerade die schnellen Läufe auf der Bahn für Kopf und Beine wichtig sind – ein Impuls, den ich auf die Straße mitnehmen möchte.
Pfungstadt war dafür schon immer ein wohlgesonnenes Pflaster. Und das für wirklich alle Leistungsniveaus. Ob blutiger Anfänger, betagter Altersklassenathlet, gestandener Hessenmeister oder sogar erfolgreicher Olympiaspirant – sie alle laufen, springen und werfen in Pfungstadt mit- und gegeneinander. Wegen genau dieser Laufeinteilung, die sich nur nach Meldezeiten und nicht nach Alter oder (bei den Mittel- und Langstrecken) Geschlecht richten, konnte ich hier viele neue Bestzeiten erreichen. Die über 100, 400, 1500 und 3000 m stehen bis heute, wobei letztere am einprägsamsten war.
Das Ziel für heute war nicht allzu hoch gesteckt: „nur“ die Qualifikationsleistung über 5000 m, die es zu erbringen gilt, um für die hessischen Meisterschaften melden zu können. Diese habe ich mir als Ziel für den Sommer vorgenommen, stattfinden werden sie am 24.06. in Gelnhausen. Für die Quali musste ich die zwölfeinhalb Stadionrunden in unter 16:40 min bewältigen, was auch bei schlechtestem Wetter eigentlich kein Problem sein sollte. Aber warten wir es ab!
Trotz des eher verhaltenen Ziels war ich recht aufgeregt. Wie würde ich ins Wettkampfgeschehen auf der Bahn zurückfinden? Die alten Routinen verhalfen mir zurück zu genügend Lockerheit, sodass ich mich über die vielen bekannten Gesichter freuen konnte: die Anmeldung vor Ort (die mittlerweile sogar im Vorfeld online möglich ist), das Warmlaufen auf der gewohnten Runde ums Stadion, Lauf-ABC auf der unebenen Wiese.
Während die letzten 400 m Läufe ausgetragen wurden, sammelten wir Langtreter uns schon am Start. Der Start war für 20:10 Uhr, verzögerte sich aber um ein paar Minuten. Trotz T-Shirt über dem Trikot wurde es dabei recht schnell kühl: gute Bedingungen also für die Langstrecke.
Das Rennen
Es wurde Aufstellung genommen, schon kamen das Kommando und der Schuss. Auf geht’s!
Ich wollte nicht zu schnell loslegen und hielt mich zurück. Was sich wie ein flüssiges Tempo anfühlte stellte sich allerdings schnell als zu langsam heraus: 40 Sekunden für die ersten 200 Meter. Ich hatte gehofft, dass ich durch das Adrenalin bei gleicher Anstrengung schneller unterwegs sein würde. Normalerweise läuft man viel zu schnell los! Ich heute nicht.
Also etwas mehr Druck auf die Sohlen. Ich überholte den vor mir laufenden und orientierte mich an den nächsten beiden, die schon eine Lücke auf uns hatten. Überhaupt lief ich heute eher für mich, nie aber allein – immer waren Läufer zur Orientierung vor und hinter mir.
Nach dem langsamen Beginn zeigte die Steigerung Wirkung: zwei 78er Runden und ca. 3:16 min für den ersten Kilometer. Überhaupt war ich heute sehr konstant unterwegs. Die hereingerufenen Rundenzeiten schwankten lediglich zwischen 78 und 80 Sekunden. Auch die beiden Hälften von 8’12 und 8’16 sprechen für ein gleichmäßiges Rennen.
In den letzten fünf Runden war Knautschen angesagt. Das Rennen war keinesfalls ein Selbstläufer! Eine Endbeschleunigung oder einen Schlussspurt verlangte ich mir aber auch nicht ab, dafür war das angeschlagene Wochenende noch zu nah und der Magen noch zu unruhig. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und war gut in der Zeit. Schließlich standen 16:28,40 min auf der Uhr. Für heute also voll im Soll!
Bei den Hessischen sollte es dann aber deutlich schneller gehen. Unter 16 Minuten erscheint mir als ein realistisches Ziel, für das noch einiges zu tun bleibt. Und genau das ist ja die Idee dahinter: bei hohen Geschwindigkeiten wieder locker zu laufen! Mein erstes Pfungstädter Abendsportfest seit langem hat gezeigt, dass es geht.
Der Überblick:
Datum: Mi, 03. Mai 2017
Ort: Pfungstadt, Deutschland
Wettkampf: Pfungstädter Abendsportfest
Distanz: 5000 m
Zeit: 16:28,40 min
Platz: 7.
Crew: –
Schuhe: Nike Lunarracer
Ernährung: –
Fotos: ich selbst