Willkommen in Hausen, einem Stadtteil von Obertshausen und Austragungsort des fünften von insgesamt zehn Wertungsläufen des Rosbacher Main-Lauf-Cups 2018: dem Hausener Volkslauf! Weil Aaron und Tilahun in diesem Jahr wohl nicht in die Cupwertung eingreifen werden, habe ich realistische Siegchancen beim Mainlaufcup. Natürlich gehört auch etwas Glück dazu, nach dem heutigen Lauf würden wir aber einiges mehr wissen.
Es ist Sonntag, der 29. Juli, und der Sommer ist in Höchstform. Da ist es angenehm, dass deshalb die Starts der Hauptläufe beim Hausener Volkslauf schon früh am Morgen sind: während wir Halbmarathonis bereits um 8:30 Uhr auf die Strecke geschickt werden, folgen Svenja und die 10er nur 20 Minuten später. Wie der Sommer scheine auch ich wieder recht gut in Form zu sein: Zuletzt gab es auffallend häufig Tage bzw. Trainings, bei denen ich mich richtig gut fühlte. Wo nicht nur die Beine, sondern auch der Kopf bereit war, viel zu geben. Und das im Sommerloch, wenn ich normalerweise noch einige Zeit brauche, bis die Formkurve wieder nach oben zeigt. Auch deshalb freute ich mich schon besonders auf den Halbmarathon am Sonntag.
Weiterhin hatten sich sehr viele befreundete Läuferinnen und Läufer angesagt, es würde also wieder ein Fest werden! Dafür ist Hausen geradezu gemacht: auf der großen, grünen Wiese inmitten der Rundbahn lässt es sich nach dem Lauf herrlich bei Getränken und Kuchen zusammensitzen.
Das aber wollte zunächst einmal verdient werden. Um die Zeit würde es heute allerdings nicht gehen: zum einen ist die Strecke über angenehme Waldwege nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt, zum anderen auch nicht offiziell vermessen. Ich gehe davon aus, dass sowohl der Halbmarathon als auch die 10er Runde deutlich zu kurz sind. Umso mehr geht es um die Duelle, das taktische Laufen. Im letzten Jahr hatte ich das gar nicht gut gemacht und war von Karl hinten raus ordentlich abgekocht worden. Das wollte ich deutlich besser machen.
Schon am frühen Sonntagmorgen lacht die Sonne
Wie erwartet war es schon früh am Morgen warm und sonnig. Beim Einlaufen ging es noch, schon nach den ersten Kilometern war ich aber über jede Wasserstelle mit Schwämmen und Wasserbechern froh. Und das, obwohl ich sehr verhalten angelaufen war. Der vor mir laufende Michael Lang, der extra aus Amberg angereist war, um vor seinen Starts bei der Senioren-WM im September in Málaga noch einen Halbmarathon zu rennen, war da schon längst enteilt.
Für die ersten 5 km brauchte ich fast 19 Minuten – wenn denn die Kilometermarkierung stimmte. Öfter hatte ich da meine Zweifel, wurden mir beim ersten Schild doch nur 3’08 angezeigt und dafür zwischendurch Kilometerzeiten von deutlich über 4 Minuten. Ich war sehr konstant unterwegs, in den weiteren Abschnitten einen Hauch schneller als zu Beginn, getrieben auch von Christian (Spaich), der zwischenzeitlich, nach km 8, kurzfristig aufschloss, mich dann aber wieder laufen ließ.
Auch deshalb, weil ich wie im letzten Jahr mit dem Hausener Volkslauf meine Marathonvorbereitung starten wollte. Dafür wollte ich möglichst locker und konstant laufen.
Geheimtipp #1: Energie
Nach den ersten 10 gelaufenen Kilometern wurde es dann Zeit für meinen Geheimtipp: Energie! Insbesondere durch das Radfahren habe ich gelernt, dass es bei längeren Anstrengungen extrem hilfreich ist, viel Energie nachzuführen, sei es durch ein Käsebrot, einen Riegel oder auch durch Getränke. Beim Laufen ist feste Nahrung meist unpraktisch, weshalb ich hier gerne zum Gel greife, was auch schon beispielsweise in Neu-Isenburg sehr gut funktioniert hat. Natürlich muss man den Atemrhythmus unterbrechen, das Gel auf den ersten Kilometern mitschleppen und die ganze Hand klebt, aber es lohnt sich. Zumindest ab Streckenlängen von 20 km.
Also griff ich mir mein Gel, dass ich heute Morgen eingesteckt hatte, und drückte mir nach und nach kleine Portionen in den Mund. Nicht zu viel auf einmal – schon über die Mundschleimhaut wird das wichtige Signal ans Gehirn übermittelt, dass ausreichend Energie zur Verfügung steht – das wirkt wie ein Aufputschmittel. Auch, weil Koffein enthalten ist.
Geheimtipp #2: Koffein
Das leitet zu Geheimtipp Nr. 2 über: Koffein. Nachweislich ist die Anstrengung gefühlt etwas geringer, wenn man Koffein zu sich genommen hat. Vielleicht hängt meine letztlich teilweise auffallend gute Tagesform also auch mit meiner neu entdeckten Kaffeeliebe zusammen. Auch heute wirkte es wieder Wunder: während es zu Beginn nicht so wirklich locker laufen wollte, wurde es mit der Zeit besser. Auf der zweiten Hälfte liefen die Beine munter weiter, einen Einbruch würde ich heute nicht erleben. Im Ziel sagte man mir dann mehrfach, dass ich noch sehr entspannt ausgesehen habe.
Kein Kuchen beim Hausener Volkslauf
Wirklich aufregendes passierte dann nicht mehr. Ich lief hinter meinem Führungsradfahrer – danke an dieser Stelle! – hinterher und behielt den Abstand zu Christian im Auge. Den zweiten Platz wollte ich nämlich verteidigen! Am Ende traf ich noch Philipp beim Auslaufen, der mich noch während des Rennens über den Rennverlauf des 10ers ins Bild setzte. Dann schon ging es ins Stadion. Mit 1h19’32 zwar langsamer als im letzten Jahr, dafür sehr kontrolliert und gleichmäßig. Wahrlich eine Kunst bei diesem Wetter!
Das Auslaufen im Anschluss war dann richtig nett. Gleich zu viert liefen wir dadurch auch etwas länger als gewöhnlich. Mit Kathi, Johannes und Martin gab es ständig was zu lachen.
Während die Siegerehrung vorher schon top organisiert und schnell abgehalten war, wurden wir zum Ende dann vom Hausener Volkslauf enttäuscht: das komplette Kuchenbüffet war schon leer geräubert! Oh nein, dabei war der doch fest eingeplant und von uns beiden wirklich verdient: Svenja war die 10 km nämlich in guten 47 Minuten gelaufen. So mussten wir auf dem Rückweg eben beim Bäcker einen Zwischenstopp einlegen.
Der Überblick
Datum: So, 29. Juli 2018
Ort: Obertshausen, Deutschland
Wettkampf: 42. Hausener Volkslauf
Distanz: 21,1 / 10 km
Zeit: 1:19:32 h / 47:43 min
Platz: 2. / 23.
Schuhe: Skechers GOrun 5 / adidas adizero Boston boost
Ernährung: 1 Gel, viel Wasser
Fotos: Svenja, Johannes