Eigentlich hätte ich im Mai, nach dem Hamburg Marathon, mit einem kleinen Formtief gerechnet. Scheinbar war aber der Kurzurlaub in der Woche danach mit nur sporadischem Laufen und die lockere Herangehensweise seither genau richtig. Sowohl im Dienstagstraining mit den schnellen Spiridon-Jungs als auch bei den lockeren Dauerläufen und den Radtouren ist die Form derzeit phänomenal gut: schneller bzw. deutlich lockerer, als ich es erwartet hätte.
Nun stand mit dem Volkslauf in Steinberg unser Heimwettkampf im Rahmen des Mainlaufcups auf dem Programm. Ursprünglich wollte ich wie im letzten Jahr die 10 km laufen, um die Quälerei zeitlich zu begrenzen. Durch das so gute Trainingsgefühl kam nun aber auch die längere Distanz in Frage. Und weil in Schwanheim die 10 km auf dem Programm stehen und dort die Strecke wenn auch nicht schnell so doch schneller als in Steinberg ist, entschied ich mich für den Halbmarathon.
Der große Vorteil an einem Heimwettkampf – Start und Ziel sind in Steinberg nur ca. 1 km von unserer Haustür entfernt – sind die so wunderbar kurzen Wege. Trotz Start um 9 Uhr konnten wir also fast ausschlafen. Vor dem Frühstück holte ich laufend die Startnummern – Svenja würde heute nach langer Abstinenz auch mal wieder am Start sein – so war der Auftakt schon erledigt. Trotz der frühen Stunde war es schon verhältnismäßig warm. Dann gab es den vorwettkampflichen Pflichtespresso und leichtes Toast mit Nuss-Nougat-Creme und um viertel vor neun Uhr liefen wir ganz locker vor zum Start.
Weil in diesem Jahr nicht nur die 10 km und der Halbmarathon 20 Minuten getrennt voneinander gestartet wurden sondern außerdem auch die Strecke neu und offiziell vermessen wurde, war die Startlinie um einige Meter verlegt worden, sodass wir zunächst leicht verwirrt umherschauten. Dann war aber alles klar, die Konkurrenz begrüßt und es konnte losgehen.
Der 44. Steinberger Volkslauf
Die Favoritenrolle war klar vergeben: Solomon Merne Eshete wollte heute einmal nicht nur die 10 km sondern die mehr als doppelt so lange Distanz in Angriff nehmen. Vor dem Start erzählte er noch von einem lockeren Trainingslauf, den er gerne in 1h15 laufen würde. Da dachte ich noch, dass ich vielleicht sogar mitlaufen könnte. Direkt mit dem Startschuss aber waren scheinbar alle Trainingsvorgaben vergessen, denn obwohl wir laut km-Markierung den ersten Kilometer mit 3’24 anliefen, war uns Solomon schon weit enteilt. Wir würden ihn auch nicht wieder sehen.
Wir, das hieß zu diesem Zeitpunkt Dominic, mit dem ich schon in Seligenstadt gelaufen war, Daniele, der im Rahmen des Mainlaufcups dieses Jahr schon zweimal Dritter geworden war und Lucas, der aber recht bald abreißen ließ. Insbesondere wegen Dominic hatte ich mich schon auf einen scharfen Start eingestellt. Der (insbesondere für diese Strecke mit welligem Profil auf stets schottrigem Untergrund) schnelle Beginn war nach zwei Kilometern dann aber bereits überstanden, das Tempo wurde merklich entspannter. Nach manchen Kurven musste ich sogar bremsen, um nicht aufzulaufen.
Insbesondere im Vergleich zu Seligenstadt war Dominic auch entweder nicht ganz so gut drauf oder deutlich weniger auf Krawall gebürstet. Denn heute kamen keine prompten Tempoverschärfungen, wenn Daniele oder ich einmal neben ihm liefen. So war es zwar immer noch ein flottes, aber ein recht angenehmes Rennen durch den heimischen Wald. Die ersten 5 km waren dennoch nach 17’50 absolviert.
Teilweilweise kam es sogar zu kurzen Wortwechseln. Das Rennen hatte eindeutig noch nicht richtig begonnen. Bald schon merkte Dominic sein Knie wieder, woraufhin sich auch sein Schritt veränderte. Erst meinte er noch, er steige eventuell nach 10 km aus, lief schließlich aber doch bis ins Ziel. Nach sieben Kilometern ließ er aber erst eine kleine Lücke aufreißen, die er kurz später wieder schließen konnte. Als Daniele dann aber an der kleinen Steigung zu km 9 Druck machte, musste er final abreißen lassen. Jetzt waren wir nur noch zu zweit.
Taktische Spielereien
Daniele hatte sein erstes Gel schon vor mir genommen, ich verpflegte mich etwa zwischen 8,5 und 10 km (~36‘19). Als ich mir dann noch am Verpflegungsstand einen Becher Wasser griff, war Daniele plötzlich ein paar Meter weg. Wie bei den großen Städtemarathons hatte er die Situation gut genutzt. Ich fühlte mich aber immer noch gut und konnte schnell aufschließen.
Zwischen km 11 und 13 erhöhte ich dann das Tempo, um meinem Konkurrenten ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Insbesondere in den Kurven machte ich Druck und lief in etwa 3‘35/km. Noch kam er aber scheinbar mühelos mit und übernahm dann wieder auf einer Geraden die Führung. Ich ließ ihn vorbei.
Das allerdings nur bis zur nächsten Getränkestation. Dort machte ich es so wie zuletzt er, dadurch hatte jetzt ich wiederum eine kleine Lücke. Eigentlich hatte ich noch länger warten wollen, so war der Versuchsballon aber zur Vorentscheidung geworden, denn bis zum Wendepunkt nach km 15 (~54’30) hatte ich einen Vorsprung, der sich zu verteidigen lohnte. Obwohl ich immer noch mit leichter Zurückhaltung lief, weil ich noch vom heißen Rennen vor zwei Jahren wusste, wie lang der Steinberger Halbmarathon werden konnte. Für den Fall der Fälle wollte ich noch Körner für einen schnellen letzten Kilometer haben.
Aber die Beine waren weiterhin so gut, dass die Lücke größer wurde. Im Ziel war ich dann sogar schneller als erwartet – im Kopf war ich überschlagsmäßig auf etwa 1h17’hoch gekommen: 1h16’58 wurden offiziell gestoppt. Insbesondere für die Steinberger Strecke bin ich mehr als zufrieden! In Schwanheim könnten schnelle 10 km möglich sein!
Ein sonniger Sonntag
Der schöne Sonntag wurde dann noch mit einer Radtour am Nachmittag abgerundet. Denn was gibt es Schöneres, als mit einem Espresso und einer Kugel Eis in der Sonne zu sitzen? Mit so guten Beinen kann es gerne weitergehen!
Der Überblick
Datum: So, 26. Mai 2019
Ort: Dietzenbach Steinberg
Wettkampf: 44. Steinberger Volkslauf
Distanz: 21,1 km
Zeit: 1:16:58 h
Platz: 2.
Crew: Svenja, Martin und meine Eltern
Schuhe: Skechers GoRun5
Ernährung: 1 Gel und Wasser
Fotos: Sabine und Regina
Ein Kommentar
Kommentare sind geschlossen.